Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bezueglich Enten und Universen

Bezueglich Enten und Universen

Titel: Bezueglich Enten und Universen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neve Maslakovic
Vom Netzwerk:
es mich nicht direkt ins Krankenhaus zurückzog) die restlichen beiden Treppen hinunter. Zu dieser frühen Tageszeit befand sich niemand am Empfang und die Haustür war unversperrt, aber so ist Carmel eben. Auch die Straße war verlassen. Da es keinen Gehweg gab, hielt ich mich dicht am Straßenrand und nahm Kurs auf die Main Street. Es lag eine Frische in der Meeresluft, die in der Nase kitzelte und mich flotter dahinhumpeln ließ.
    Ich musste nachdenken.
    Zu sagen, dass mein Ausflug nach Universum B sich nicht wie erwartet entwickelt hatte, wäre die Untertreibung des Jahres gewesen. Natürlich neigt das Leben dazu, selbst den bescheidensten Plänen Sand (etwa in Form von Quarantänen) ins Getriebe zu streuen – aber so erging es im Moment all meinen Plänen, als wäre ein gigantischer himmlischer Suchscheinwerfer auf mich gerichtet, damit das Schicksal mich auch ja nicht verpasste, mich, Felix A (auch wenn sich vermutlich jeder so fühlte). Und im Augenblick schien dieser Suchscheinwerfer besonders grell zu leuchten. Trotz aller aufmunternden Worte von Bean hatte ich das untrügliche Gefühl, dass die Doktoranden – und wenn nicht sie, dann James und Gabriella – mir das Etikett des Universenmachers ankleben und die Idee irgendwie am DIM vorbeischleusen würden. Und das wollte ich nicht. Ich wollte weder die Schuld noch die Ehre, die unvermeidlichen Übertreibungen, die meine Rolle in der Angelegenheit nach sich ziehen würde. Von diesem Zeitpunkt an würde man mich immer nach der klitzekleinen Baby-Entscheidung beurteilen, die ich um elf Uhr sechsundvierzig und eine Sekunde am Tag Y getroffen hatte.
    Vielleicht war es am besten, die Doktoranden abzuschütteln und mich auf praktische Dinge zu konzentrieren, etwa, ein bisschen Sauerteigansatz für Wagner in die Finger zu bekommen.Ich musste so schnell wie möglich zurück nach San Francisco und mich zur Bäckerei
Salz & Pfeffer
schleichen.
    Mit schmerzendem Knöchel humpelte ich weiter bis zur Main Street und nahm Kurs auf den Strand. Der tief hängende Nebel verlieh der sanft abfallenden Straße, die gesäumt war von Ferienhäusern und Andenkenläden, einen traumartigen, unwirklichen Anschein. Ein paar Grüppchen von Walkern waren schon zum Frühsport draußen, aber die Läden hatten noch geschlossen, bis auf eine Teestube, deren Besitzer Tische und Stühle hinausstellte. Wäre das Frühstück nicht in meinem Mietpreis bereits enthalten gewesen, hätte ich mich versucht gefühlt, hier einen frühen Imbiss zu mir zu nehmen. Vielleicht konnte ich auf dem Rückweg eine heiße Tasse Tee bekommen, und sei es nur, um mir die Hände aufzuwärmen.
    Ein Stück weiter an der Main Street blieb ich vor einem Buchladen stehen, der offensichtlich für Kinder gedacht war, denn farbenfrohe Bücher lagen wie Geschenke ohne Einwickelpapier zwischen Plüschtieren und Muschelschalen im Schaufenster herum. Auf dem Schild an der Tür stand:
Leider geschlossen. Kommen Sie nach einem herzhaften Frühstück mit Grünen Eiern und Speck wieder.
Ich lachte in mich hinein und ging weiter. Während ich an der nächsten Kreuzung einen Wagen vorbeiließ, überkam mich der Drang, zum Bed and Breakfast zurückzustürmen und alles über mich und Felix B aus Paks Laptop herauszuholen – und dann dasselbe mit den Computern von
Past & Future
zu tun. Das gläserne Gebäude, dessen Angestellte mein Leben auf den Kopf zu stellen drohten, kam kurz in Sicht, als ich die Kreuzung überquerte.
    Fing ich etwa an, Mitleid mit dem Mann zu haben? Meinem Alter? War das der Grund, warum ich
Noor & Brood
abgezogen hatte? Die Sache hatte zwei Seiten. Einerseits hoffte ich, dass Felix B mit seinem Leben zufrieden genug war, dass er nicht fleißig an einem Roman schrieb, der ihn aus seiner misslichenLage herausbringen sollte. Wenn sich aber herausstellte, dass er als Küchenchef, Verlobter, Mitglied des Hundezüchtervereins und so weiter
tatsächlich
glücklich war, dann machte mich das eifersüchtig. Ich war nicht stolz darauf, aber ich konnte es nicht ändern.
    Ich stellte mir vor, dass er in einem geräumigen Hotelzimmer übernachtete, bezahlt von
Past & Future
, vor sich hin schnarchend, warm und gemütlich an seine Verlobte gekuschelt, statt zu so früher Stunde Carmels Straßen zu durchstreifen. Dachte ich, weil ich es so gemacht hätte. Aber dann sah ich ihn.
    Nur wenige Meter entfernt kam er vom Strand herauf direkt auf mich zu.
    Einen Moment lang erkannte er mich nicht. Dann malte sich ein Schock

Weitere Kostenlose Bücher