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Bezueglich Enten und Universen

Bezueglich Enten und Universen

Titel: Bezueglich Enten und Universen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neve Maslakovic
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Verantwortung übernehmen kann, wie in einer dieser Science-Fiction-Geschichten, in denen es kein Geld mehr gibt und jeder mit seinem Leben anfangen kann, was er möchte. Stattdessen bekomme ich eines, wo die Bürger arbeiten müssen und noch nicht einmal ein Heilmittel gegen Warzen existiert.«
    »Ich weiß nicht. A und B kommen mir beide ganz hübsch vor. Ich denke, dass wir in einer Art Durchschnittsuniversum leben. Ich bin sicher, woanders passieren viel schlimmere Dinge.«
    Ich unterdrückte ein Gähnen. »Tut mir leid, ich weiß auch nicht, was mit mir los ist. Ich habe den halben Tag verschlafen.«
    Sie warf mir einen mitfühlenden Blick zu. »Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es sein muss, wenn man plötzlich herausfindet, dass man ein Alter Ego hat. Ich bin sicher, ich wäre von dem Gedanken besessen, wer von uns seinen Doktor als Erste macht.« Sie zögerte. »Eines noch – um ehrlich zu sein, ich binnicht sicher, dass es überhaupt möglich ist, einer bestimmten Person oder einem Objekt das Etikett Universenmacher anzuheften. Jede Ereigniskette sollte theoretisch in der Zeit nach rückwärts verfolgbar sein, aber es gibt auch Stimmen, dass es sich dabei um reine Spekulationen handelt und man ebenso gut versuchen könnte herauszufinden, das Flattern welches Flügels eines bestimmten Schmetterlings hundert Jahre später einen Hurrikan auslöst. Jedenfalls dürfte es noch Jahrzehnte dauern, die nötigen Techniken zu perfektionieren und alle Daten zusammenzutragen, und bis dahin könnten wir – nun ja, alle tot sein.«
    Auf eine seltsame Art hoben ihre Worte meine Stimmung.
    »Damit sagst du im Grunde nur, dass es das Vernünftigste gewesen wäre, den Vorschuss von
Past & Future
anzunehmen.«
    »Kann schon sein«, lachte sie, während sie einen weiteren Kiesel auflas und auf den Ozean zielte. »Von allem anderen einmal abgesehen, ja, ich denke schon.«
    »Hey, Bean«, ertönte eine Stimme hinter uns. »Versucht ihr gerade, den ganzen Strand in den Ozean zu verlagern?«

    Der Donnerstagmorgen dämmerte neblig und kalt herauf. Das Gezwitscher der Grasmücke vor dem Fenster weckte mich auf. Ich schlüpfte schnell in warme Kleider, ging hinaus und zog die Zimmertür vorsichtig hinter mir zu, um die anderen Gäste des Bed and Breakfast nicht aufzuwecken. Auf dem Treppenabsatz war es finster, und ich trat unversehens auf etwas, das auf dem Boden lag – der Fuß schoss unter mir weg, und erst in allerletzter Sekunde schaffte ich es, das Treppengeländer zu packen und einen Sturz in die Tiefe zu vermeiden. Das Objekt, das mich aus dem Gleichgewicht gebracht hatte, polterte Stufe fürStufe hinunter. Ein ohrenbetäubender Krach in der Morgenstille, bis das Ding endlich am Fuß der Treppe zum Stillstand kam. Ich humpelte die quietschenden, schmalen Stufen hinab und hob es auf. Es war ein Nudelholz aus Plastik, in Spielzeuggröße und zu leicht, um in der Küche etwas zu taugen. Die Griffe quietschten, wenn ich darauf drückte.
    Ich massierte mir den Knöchel, den ich mir am Geländerpfosten angeschlagen hatte, und redete mir ein, dass ich auf dieser Reise einfach eine ungewöhnliche Pechsträhne hatte.
    Es sei denn ...?
    Plötzlich nahm das schwarze Auto, das mich vor dem
Bücherwurm
kurz nach meiner Ankunft in Universum B beinahe niedergemäht hatte, eine ominösere Bedeutung an. Ich hatte es einfach für einen ungeduldigen Pendler gehalten. Und die Kirschpralinen, die mir jemand ins Krankenhaus in Palo Alto geschickt hatte – war das ein Versuch gewesen, meinen Aufenthalt mit einem allergischen Schock zu verlängern, vielleicht auf immer?
    Ich sah mir die Treppenhauslampe an, die auf einem antiken Miniaturtisch auf dem mittleren Absatz stand. Die Glühbirne fehlte, die Fassung war leer.
    Es gab nur eine Person, die von meinem vorzeitigen Dahinscheiden profitieren konnte.
    Noch während sich der Gedanke in meinem Kopf festsetzte, kam ich mir wie ein Möchtegern-Krimischriftsteller mit überreizter Fantasie vor. In meiner Paranoia sah ich Gespenster. Bestimmt hatte ein Kind oder ein Haustier das Nudelholz aus Gummi herumliegen lassen und Tulip hatte die kaputte Birne vermutlich beim Putzen herausgeschraubt und nur vergessen eine neue einzusetzen. Die anderen Vorfälle, das Auto und die Kirschpralinen, waren einfach unglückselige Zufälle gewesen, genau wie das Haustierbazillus, das mich ins Krankenhaus gebracht hatte.
    Ich legte das Spielzeug neben der Lampe auf das Tischchen und stieg vorsichtig (da

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