Bezwungen von deiner Leidenschaft: Roman (German Edition)
Und jetzt machte Enders ihr mit seinem Finger das Zeichen, sich zu drehen.
»Ganz langsam, meine Süße«, sagte er rau. »Ja, ganz, ganz langsam.«
Als sie ihm den Rücken zuwandte, betrachtete er lüstern ihre Hüften, die sich unter dem dunklen Seidenkleid bewegten. Ein gottloses Funkeln lag in seinen Augen. Vielleicht sollte Enders Valigny einfach darum bitten, die Röcke des Mädchens hochzuheben, damit er die Ware aus nächster Nähe befummeln konnte? Bei diesem Gedanken überkam Rothewell eine seltsame Mischung aus Abscheu, Lust und Schwindel.
Das hier war nicht recht.
Aber es ging ihn nichts an. Er könnte gehen. Könnte genau in diesem Moment nach Hause gehen und Valigny und Enders sagen, dass sie sich verdammt noch mal selbst befummeln sollten. So begehrenswert Mademoiselle Marchand auch sein mochte, die Frau konnte sich offensichtlich selbst beschützen. Das Geld auf dem Tisch war ihm absolut egal, und dieser Gedanke bereitete ihm keinerlei moralische Bedenken.
Und doch ging er nicht.
Weil sie ihn an jemanden erinnerte. Weil er sich flüchtig hineingezogen gefühlt hatte in die schwarzen Seen ihrer Augen. Narr. Oh, was für ein verdammter Narr er war.
Um diese ungebetenen Gedanken zu verdrängen, schloss Rothewell die Augen.
Aber es gab noch einen Grund zu bleiben. Einen Grund, der tief in ihm lag. Er wusste, wie es war, den Hunden vorgeworfen zu werden, als wäre man nicht mehr als ein Stück fauliges Fleisch. Lieber Gott, warum mussten seine seit Langem verschütteten Skrupel sich ausgerechnet jetzt zurückmelden?
Weil Enders sich dieses wunderschöne Mädchen nehmen würde. Sie in sein Bett zerren und sie zu Gott weiß was zwingen würde – oder mit wem. Mochte der Himmel ihr beistehen. Und sie war eine Unschuld. Wenn Rothewell es bezweifelt hatte, so hatte ihn die leise Spur von Angst davon überzeugt, die er in dem Moment in ihren Augen gesehen hatte, als sie auf Enders hinuntergesehen hatte.
Ein schreckliches Frösteln überlief ihn. Oh, Mademoiselle Marchand mochte heute Nacht voller Feuer und Temperament sein, aber Männer wie Enders wussten, wie sie das aus einer Frau herausprügelten. Und sie hatten ihren Spaß daran, das zu tun.
Enders hatte aufgehört, ihr auf das Gesäß zu starren. Wenigstens das war vorüber. Mademoiselle Marchand wandte ihren Blick von den Männern ab und schloss die Augen, als wappnete sie sich gegen etwas Schlimmeres.
Enders berührte sie leicht am Handgelenk, seine dicken Lippen verzogen sich zu einem lüsternen Grinsen, als er zu ihr hochschielte. »Du brauchst also einen Ehemann, der dich zähmt, mein Tierchen?«, raunte er mit seiner nasalen Stimme. »Ich fange an, diesen Gedanken absolut verlockend zu finden.«
Das Mädchen hielt die Augen geschlossen und machte einen tiefen beruhigenden Atemzug, ihre Nasenflügel bebten. Für einen Moment glaubte Rothewell, ihre Knie würden nachgeben. Enders hatte begonnen, ihr Handgelenk zu streicheln, wieder und wieder strich er mit seinen groben, plumpen Fingerspitzen darüber – eingedenk seiner Vorlieben eine trügerisch sanfte Geste –, und Valigny tat nichts dagegen. Und in diesem Moment – diesem traurigen, erschütternden Moment des Verstehens, als er nicht mehr er selbst war, sondern ein Fremder, dem er niemals begegnet war und den er möglicherweise nicht verstehen konnte – begriff Rothewell, was geschehen würde. Was geschehen musste.
Nun, welchen verdammten Unterschied würde es für ihn machen?
Der Gedanke befreite ihn. Fast. Guter Gott, er war kein Held. Er musste so verrückt sein wie sie alle hier.
Enders und Valigny betrachteten noch immer das Mädchen. Calvert hatte das Gesicht abgewandt.
Über den Tisch hinweg fing Rothewell den Blick des Dieners auf. Er legte einen Finger auf die Lippen, dann streckte er die andere Hand unter dem Tisch aus und fühlte einen Moment des Triumphs. Ein steifes Stück Papier klemmte tief in der Ritze zwischen den Platten des Klapptisches.
»Bei Gott, ich werde sie kriegen!« Lord Enders dröhnende Stimme durchbrach die seltsame Stille.
Rothewell zog die Hand zurück und ließ Valignys Karte geschickt unter seiner Weste verschwinden. Nur der Diener beobachtete ihn.
»Mit einem solchen Arsch ist sie die fünfundzwanzigtausend und die Unbequemlichkeiten wert«, redete Enders weiter. »Hab sowieso daran gedacht, mir eine Frau zu nehmen. Vielleicht, Valigny, können wir uns ohne eine weitere Runde einigen?«
Der Comte strahlte.
»Nein«, sagte Rothewell
Weitere Kostenlose Bücher