Bezwungen von deiner Leidenschaft: Roman (German Edition)
Lachen.
»Ja, ganz genau so«, sagte Lord Nash mit trügerischem Ernst, »denn sie ist eine muskelbepackte und potenziell gefährliche Sache, welche nichtsdestotrotz fähig ist, jemanden zu respektieren, der weitaus kleiner ist als sie selbst« – an dieser Stelle ließ er seine Peitsche leicht knallen – »aber nur, wenn man ihr beibringt, sich ein klein wenig vor deiner Peitsche zu fürchten. Und um das zu erreichen, muss man sich einfach nur noch herablassender benehmen als sie.«
»Ach, du meine Güte!«, sagte Camille unter Lachen. »Ob ich das wage?«
»Mein Gott, Frau, Sie sind zur Hälfte Französin. Ich könnte mir kein Geschöpf vorstellen, das besser für diese Aufgabe geeignet wäre.«
»Très bien«, sagte sie. »Ich werde es versuchen.«
Lord Nash schaute zu ihr herunter und lächelte – ein Lächeln, das auch in seinen Augen zu sehen war. Er verabscheute sie nicht. Und sogar seine Frau war gestern zum Tee gekommen. Rothewell als Ehemann würde ganz gewiss ein Betrüger und ein Schurke sein, aber zumindest war seine Familie nett.
Schließlich lenkte Lord Nash seinen Phaeton bis vor das Haus in der Hanover Street, sprang hinunter, um Camille beim Aussteigen zu helfen.
»Ihre Frau sagte mir, dass Sie einem freudigen Ereignis entgegensehen«, sagte sie, als sie wieder festen Boden unter den Füßen hatte. » Félicitations , Monsieur.«
Er lächelte wieder, aber dieses Mal war es das Lächeln eines besorgten Ehemannes. »Und meinen Glückwunsch für Sie«, erwiderte er. »Ich hörte, dass Sie in wenigen Tagen Ihre Heirat bekannt geben werden.«
» Merci , Monsieur.« Auch Camille lächelte leicht. »Es ist ein angsteinflößendes Vorhaben, das Heiraten, n’est-ce pas? Ich begrüße jeden Rat, den Sie mir geben können.«
Lord Nash schien zu zögern. »Es tut mir leid«, sagte er dann. »Ich kenne Lord Rothewell nicht sehr gut. Ich habe seine Schwester erst vor einigen Monaten geheiratet. Ich weiß, dass meine Frau ihn gleichermaßen verehrt und an ihm verzweifelt. Ich spreche für uns beide, Mademoiselle Marchand, wenn ich Ihnen viel Glück wünsche.«
Viel Glück.
Während Camille die Stufen hinauf und ins Haus ging, dachte sie über Lord Nashs Wortwahl nach. Nicht Herzlichen Glückwunsch . Nicht Mögen Sie viele glückliche Jahre zusammen verbringen . Einfach nur viel Glück – als würde sie auf ein lahmes Pferd wetten oder in eine Bleimine investieren. Aber mit Lord Rothewell verhielt es sich ein wenig komplizierter als mit einem Pferdehintern. Um ihn zu beherrschen, würde sie in der Tat eine sehr lange Peitsche brauchen.
An ihrem zweiten Tag in der Hanover Street hatte Camille das große Vergnügen, das Kinderzimmer zu besuchen – mit dem kleinen Lord Longvale darin, der glücklich in seinem Bettchen lag. Anfangs war sie überrascht gewesen zu erfahren, dass Lady Sharpe vor Kurzem ein Kind zur Welt gebracht hatte. Was sie jedoch nicht überraschte, war, zu sehen, dass die Countess in den Kleinen total vernarrt war. Keine Decke konnte weich genug sein, kein Badewasser die richtige Temperatur haben, keine Zugluft gefährlicher sein als die, die Lord Longvale streifen könnte. Das ganze Haus drehte sich um die Bedürfnisse des Kindes, und binnen weniger Tage drehte Camille sich mit.
Die Countess war erfreut, als Camille darum bat, Zeit mit dem Jungen verbringen zu können. Die Amme, so meinte Lady Sharpe, würde froh sein, eine Stunde für sich zu haben, denn sie war schon älter und nur aus dem Ruhestand zurückgekehrt, um sich um das Kind zu kümmern. Lord Longvale war zu jung, als mehr zu tun, als zu schlafen, aber Camille war glücklich damit, mit einer Stickarbeit an seiner Wiege zu sitzen.
Wenn die Amme Besorgungen zu machen hatte, meldete sich Camille zur Stelle. Von Zeit zu Zeit regte sich das Kind, und manchmal griff es sogar nach Camilles Finger, wenn sie ihn ihm hinhielt. Dann, während seine hellblauen Augen sich öffneten, um Camille anzusehen, bildete sich ein Spuckebläschen auf seinen Lippen, oder er strampelte ausgelassen mit den Beinen, bis er die Decke von seinen Füßen geworfen hatte. Für Camille war das alles äußerst fesselnd – und äußerst herzberührend.
An diesem Tag hatte sich Camille ein Buch mitgenommen, um darin zu lesen, hatte es dann aber zur Seite gelegt. Ein Strahl der Vormittagssonne fiel durch die Gardinen des Kinderzimmers und ließ das Gesicht des Kindes wie das einer heiligen Ikone leuchten. Lord Longvale war wirklich ein kostbares
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