Bezwungen von deiner Leidenschaft: Roman (German Edition)
sich, dass sie nicht auf Mrs. Ambrose eifersüchtig war. Die elfenbeinfarbene Haut und die hellblonden Locken machten ihr weniger aus als nichts. Aber dann dachte sie an Rothewells Kuss im Garten, und der seltsame Schmerz setzte von Neuem ein. Sie versuchte, ihn zu bezwingen, indem sie den Blick wieder auf Lady Sharpe richtete.
»Es ist sehr freundlich von Lord Nash, diese Dinnerparty zu geben, Madame«, sagte Camille. »Aber ich fühle … oh, ich weiß nicht das richtige Wort.«
»Nervös, würde ich meinen«, murmelte Lady Sharpe. »Armes Mädchen. In ein paar Tagen werden Sie mit einem Mann verheiratet sein, den Sie kaum kennen. Und heute Abend müssen Sie sehr viele weitere Verwandte kennenlernen.«
» Oui , Madame«, sagte Camille ruhig. »Es ist beängstigend.«
»Beängstigend, aber notwendig.« Die Federn an ihrem kleinen Hut wippten, als Lady Sharpe nickte. »Nashs Stiefmutter, die verwitwete Lady Nash, und ihre Schwester Lady Henslow werden dort sein – die beiden sind die am meisten gefürchteten Klatschbasen der Stadt.«
»Klatschbasen?«, sagte Camille. »Ça alors, das wird die Sache noch schwerer machen.«
Die Countess wedelte mit dem Finger. »Nein, nein, nein, liebes Kind. Klatsch ist unvermeidlich. Man kann nur hoffen, ihn lenken zu können. Morgen wird überall über Rothewells Verlobung geredet werden, und ja, auch über die unglückselige Situation Ihrer Frau Mutter. Darüber aber nur höchstens fünf Minuten. Dann werden die Klatschbasen feststellen müssen, dass die Familie Sie mit offenen Armen aufgenommen und Sie akzeptiert hat, wie sie jede andere blaublütige Braut auch akzeptiert hätte.«
Camille musste zugeben, dass das einen gewissen Sinn machte.
Die Kutsche kam zum Stehen, und Camille fühlte Hitze von ihren Brüsten in ihre Kehle aufsteigen. Bald würde sie ihn wiedersehen.
Oh, aber was für eine Gans sie war! Von Lady Sharpes Optimismus einmal abgesehen, Rothewell war nicht geneigt, ein treuer Ehemann zu sein. Er hatte keinen Grund, es zu sein. Für ihren Teil verstand Camille, wie die Welt funktionierte. Sie musste daran denken, dass sie nur eines von Lord Rothewell wollte – und das war nicht, erinnerte sie sich, das Herz dieses Mannes.
Sie wurden am Eingangsportal von Rothewells Schwester empfangen, die freundlich lächelte und beide Hände Camilles ergriff. Lady Nash hatte sich mit dem Gedanken an die unglückselige Heirat ihres Bruders ausgesöhnt, schien es. Camille zwang sich zu einem Lächeln und küsste ihre Gastgeberin auf die Wange.
Ein Wirbelwind an Vorstellungen folgte, einhergehend mit der oft wiederholten Geschichte von Lady Sharpes französischer Gouvernante. Die Erste, die sie zu hören bekam, waren Nashs Stiefmutter, eine reizende, aber ziemlich einfältige Frau, und deren Schwester, eine stämmige, gutmütige Matrone von vielleicht sechzig Jahren. Die Matrone wurde von ihrem Mann, Lord Henslow, begleitet, ebenso wie von zwei hübschen jungen Mädchen, Lord Nashs Halbschwestern. Dann waren dort noch ein gut aussehender blonder Gentleman – ein Geschäftspartner von Lady Nash – und seine Frau, eine ruhige, faszinierend schöne Frau. Das Paar wurde als der Duke und die Duchess of Warneham vorgestellt. Und Lord Nash hatte noch einen jüngeren Bruder, Anthony Hayden-Worth, einen Politiker, der charmant mit den Damen flirtete.
Es war alles ein wenig viel, es aufzunehmen. Camille war darauf vorbereitet gewesen, unterschwelliger Ablehnung zu begegnen – das hätte sie aushalten können. Aber diese Leute waren absolut höflich. Sogar herzlich. Sie ging an Lord Nashs Arm zu Tisch und verbrachte das, was zwei angenehme Stunden hätten sein sollen. Nur dass sie das nicht waren. Sie schaute immer wieder den Tisch hinunter zu Rothewell. Sie wusste, was er war, ja. Also warum musste sie immerzu an ihren Kuss im Garten denken? Daran, wie sein Mund sich auf ihren gepresst hatte? Wie er sie berührt und hundert komplizierte Gefühle in ihr geweckt hatte?
Für einen kurzen Moment schloss sie die Augen. Oh, er war nicht für sie bestimmt, dieser dunkelhaarige Teufel mit dem schmalen, strengen Gesicht und den grauen Augen. Sie konnte ihn heiraten, aber sie konnte es sich nicht leisten, von ihm verzaubert zu werden. Sie kannte diesen Typ Mann zu gut und hatte aus erster Hand die Zerstörung erlebt, die ein gebrochenes Herz mit sich brachte.
Aber selbst jetzt konnte sie die Augen nicht von ihm lassen – nicht einmal dann, als Mr. Hayden-Worth ihr eine ernste Frage
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