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Bezwungen von deiner Leidenschaft: Roman (German Edition)

Bezwungen von deiner Leidenschaft: Roman (German Edition)

Titel: Bezwungen von deiner Leidenschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Carlyle
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»Camille, bitte.«
    Lady Nashs Lächeln wurde noch wärmer. »Gut, dann also Camille.«
    »Nein, ich werde nicht gierig sein«, sagte sie und stand auf. »Ich muss einer der anderen Damen auch eine Gelegenheit lassen.«
    Lady Nash lachte leise. »Ich bezweifle doch sehr, meine Liebe, dass irgendeine von uns wünscht, sich damit zu blamieren, nach dieser Darbietung noch etwas vorzutragen«, sagte sie. »Und ich sehe, dass Tony eine Runde Whist mit den anderen spielen wird. Macht es Ihnen etwas aus, mich nach oben zu begleiten und sich unser Kinderzimmer anzusehen?«
    Es war ein weiterer Olivenzweig, den sie anbot, und Camille ergriff ihn. » Merci , das würde ich sehr gern.«
    Rothewell wusste nicht genau, wie lange er dort am Fenster stand und in die Nacht hinausstarrte, die so finster war, dass nichts zu erkennen war. Er beobachtete stattdessen das verwischte Spiegelbild des Salons. Ihr Spiegelbild. Die schwarze Dame. So stolz und so schön wie sie es in der Nacht war, als er sie zum ersten Mal gesehen hatte.
    Die Musik hatte aufgehört. Er war froh darüber. Erleichtert. Ihm war bewusst, dass ihm der kalte Schweiß ausgebrochen war und dass er sein Taschentuch hervorgeholt hatte, um sich die Stirn zu tupfen. Er fühlte sich ein wenig krank, fühlte sich wie ein Junge vor der ersten Runde eines Faustkampfs, der wusste, dass er vermutlich Schläge würde einstecken müssen.
    Guter Gott, es war doch nur Musik. Nur eine schöne Frau, die Klavier spielte. Aber sie spielte mit einer fast sinnlichen Anmut und wie in der Musik verloren, als spürte sie die Zärtlichkeit eines Liebhabers. Ihre zartgliedrigen Hände waren mit einer Hingabe über die Tasten geglitten, die zu erfahren er kein Recht hatte, und doch konnte er nicht anders, als sich vorzustellen, dass diese Hände ihn mit ebendieser Leidenschaft streichelten. Würde sie sich je danach sehnen, ihn zu berühren, so, wie sie sich danach gesehnt hatte, die Tasten dieses Klaviers zu berühren?
    Nein. Nein, warum sollte sie? Welch ein Fehler würde diese Ehe sein! Camille war alles, was er nicht war. Feinfühlig. Höflich. Anmutig. Und unter alledem war sie die fleischgewordene Leidenschaft. Er war noch nie einer Frau begegnet, die so sehr wie sie von Glut und Licht erfüllt war. Ihre rauchige Stimme erregte ihn, und er nahm noch immer ihren Duft wahr, obwohl er sich schon vor Minuten ans Fenster zurückgezogen hatte.
    Heute Abend trug sie ihr schwarzes Haar wieder hochgesteckt, enthüllte diese feine Stelle genau unter ihrem Ohr, wo Rothewell glaubte, ihren Pulsschlag sehen zu können. Er hatte sie wie gebannt beobachtet und dabei gefühlt, wie etwas in ihm zerriss.
    Ja, ein Kampf stand in der Tat bevor – und das zu dem ungünstigsten Zeitpunkt im Leben eines Mannes. Und genau in diesem Augenblick fühlte es sich wie ein Kampf an, den zu verlieren er bestimmt war.
    »Rothewell?« Die Stimme klang ungeduldig. »Wach auf, alter Bursche.«
    »Was?« Er drehte sich um, als sein Freund Gareth ihn am Arm nahm.
    »Ich dachte schon, du bist taub geworden.« Gareth, der Duke of Warneham, grinste ihn an. »Wir haben dich gerufen. Zee hat sich mit deiner Braut abgesetzt.«
    Rothewell schaute sich im Salon um. »Ja, das sehe ich. Vermutlich warnt Zee sie vor mir, eh?«
    »Vermutlich.« Gareth’ Grinsen blieb. »Du verdienst sie nicht, aber das weißt du ja.«
    Rothewell wusste, dass diese Worte nicht ernst gemeint waren, aber sie trafen ihn dennoch so, dass er fast zusammenzuckte.
    Aber Gareth sprach unbekümmert weiter. »Hör zu, Rothewell, ich begleite Donnerstagmorgen Nash zu Tattersall’s. Er will ein Stutenfohlen kaufen – ein berühmtes, soweit ich weiß, aber ich habe vergessen, von wem es abstammt. Willst du mitkommen?«
    »Nein, tut mir leid«, lehnte Rothewell ab. »Ich habe einige Dinge zu erledigen.«
    »Ja, für dich ist das zu früh am Tag, ich weiß«, sagte Gareth. »Und darüber hinaus rückt das Ende deines Junggesellenlebens näher, nicht wahr? Dir muss ziemlich viel durch den Kopf gehen.« Gareth legte die Hand auf Rothewells Schulter, und sein Lächeln erlosch. »Antonia und ich freuen uns so sehr für dich«, sagte er leise. »Wir wünschen dir viele glückliche Jahre, Kieran.«
    Viele glückliche Jahre . Nun, vermutlich würde es die nicht geben.
    Er dachte wieder daran, wie abweisend und zornig sie war. Welch eine Ironie, dass man in einem anderen Menschen wiedererkannte, was man an sich selbst nicht sehen konnte. Was hatte Xanthia doch gesagt?

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