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Bezwungen von deiner Leidenschaft: Roman (German Edition)

Bezwungen von deiner Leidenschaft: Roman (German Edition)

Titel: Bezwungen von deiner Leidenschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Carlyle
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gewillt gewesen, ihre Kinder aufzunehmen, nicht einmal Pamelas Mutter, Lady Bledsoe, ihre Tante Olivia, eine äußerst kaltherzige Frau. Also waren die drei auf die Westindischen Inseln geschickt worden, wo der älteste Bruder ihres Vaters, ein Teufel, Trinker und gewalttätiger Scheißkerl, im Exil lebte.
    Als junger Mann hatte der sechste Baron Rothewell in einem Wutanfall im Vollrausch einen Diener erwürgt – den Liebhaber seiner Schwester, um genau zu sein –, einen Dummkopf, der die schwerwiegende Fehlentscheidung getroffen hatte, Tante Olivia zu erpressen, und das knapp sechs Wochen vor ihrer Hochzeit. Die künftige Lady Bledsoe, die so verschlagen wie ihr Bruder dumm war, hatte das nicht gut aufgefasst. Da sie den Hang ihres Bruders zum Alkohol und zur Gewalt kannte, hatte sie ihm eingeredet, dass der Lakai die Wurzel seiner bedrückenden Überschuldung war und nicht sein eigenes Ungeschick am Spieltisch.
    Natürlich hatte der Lakai nichts außer Olivias Jungfräulichkeit gestohlen, und vermutlich nicht einmal die. Als er tot dalag, schrie Olivia Zeter und Mordio und schwor, der Diener habe versucht, sie zu überfallen. Ihr Vater kehrte das Ganze, so gut er konnte, unter den Teppich und kaufte seinem Tölpel von einem Erben eine Schiffspassage nach Barbados – ohne Rückfahrt.
    Natürlich reimte der Onkel sich vieles zusammen, nachdem er wieder nüchtern geworden war – was irgendwo vor der Küste Portugals der Fall gewesen war. Die Erkenntnis diente jedoch nur dazu, dass er brutaler wurde. Ein- oder zweimal war er betrunken – und auch wütend – genug, um sich über die Doppelzüngigkeit seiner Schwester zu beklagen, und auf diese Weise hatte Luke von der Geschichte erfahren. Rothewell bewahrte Tante Olivias Geheimnis, was mehr war, als sie je für ihn getan hatte.
    Und jetzt, nach dieser schlimmen Kindheit mit dieser Art von Verwandten – dreißig Jahre später – hatte er noch immer kein Zuhause. Keinen Ort, an dem er fühlte – nun, was immer es war, was man fühlen mochte. War er dumm genug zu hoffen, dass ein letzter Versuch, dass eine Ehe diese Räume mit Licht füllen und diese schreckliche Finsternis vertreiben könnte?
    Bei diesem Gedanken lachte er laut, und kurz dachte er wieder an die Cognac-Karaffe. So weit hätte es doch nicht kommen müssen, oder? Wenn sein Leben leer war, dann weil er es dazu gemacht hatte – bereitwillig und sehenden Auges. Und der Schmerz, den er manchmal in seiner Magengrube spürte, bedeutete genau das; seine Eingeweide zahlten ihm ein Leben des Missbrauchs schonungslos heim.
    Und so würde es bleiben. Rothewell verzog den Mund zu einem bitteren, nach innen gekehrten Lächeln. Er war kein Mann, der viel von Umkehr hielt. Gott kannte die Wahrheit über ihn, und keine Wandlung in letzter Minute oder Reue konnte das verbergen. Sein Geschäft mit Valigny war kein Akt christlicher Nächstenliebe gewesen; keine Spekulation auf Erlösung. Er hatte Mitleid mit dem Mädchen gehabt, ja. Aber davon abgesehen war es ein Akt sinnlicher Lüste gewesen, banal und einfach, und er konnte nicht zulassen, anders darüber zu denken.
    Unruhig und nervös setzte sich Rothewell in einen Sessel und griff wieder nach Pamelas Brief. Die Worte unangenehme peinliche Lage und äußerste Gedankenlosigkeit sprangen ihm daraus entgegen und trafen ihn wie ein Schlag ins Gesicht. Dann standen dort die Worte schwerwiegende Kränkung , die übertrumpft wurden von der Formulierung unvorstellbare Demütigung – Erstere in Hinsicht auf Christine Ambrose, Letztere auf Mademoiselle Marchand bezogen. Aber Pamelas Vorwürfe waren austauschbar, nicht wahr? Er hatte es geschafft, alle gleichermaßen gegen sich aufzubringen.
    Rothewell warf den Brief zur Seite und rieb sich das frisch rasierte Kinn. Er vertrug Kritik nicht besonders gut – nicht einmal, wenn sie angebracht war. Aber hier ging es um Pamela. Und Christine war ihre Schwägerin. Er hätte daran denken müssen, bevor er Mademoiselle Marchand durch die Stadt gezerrt und sie in Pamelas Haus abgeladen hatte.
    Und doch war ihm dieser Gedanke gar nicht gekommen. Er und Christine waren kein Paar. Sie hatten sich beide regelmäßig andere Liebhaber genommen, aber selbst dieses eingeschränkte Arrangement war in letzter Zeit schal geworden, und ihre Beziehung hatte die Qualitäten eines alten Schuhs angenommen, bequem, aber ein wenig abgenutzt.
    Bedauerlicherweise schien es jetzt so zu sein, dass Christine diese Flaute einer ganz anderen Ursache

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