Bezwungen von deiner Leidenschaft: Roman (German Edition)
dass sie nicht wünschte, ihn näher zu kennen. Ihn nicht zu kennen brauchte. Sie brauchte lediglich seinen Namen und seinen Samen, und nichts mehr. Warum also lauschte sie jetzt auf jedes Wort seiner Schwester? Warum war sie so wütend auf diese Mrs. Ambrose? War nicht ein Schurke genau wie der andere?
Plötzlich richtete sich Lady Nash in ihrem Schaukelstuhl gerade auf und stützte die Hände auf die Armlehnen, als wollte sie aufspringen. »Versprechen Sie mir eines, Camille. Versprechen Sie mir, dass Sie ihm eine gute Frau sein werden – oder zumindest eine so gute Frau, wie er es zulassen wird. Ich liebe ihn, verstehen Sie? Und … und ich will, dass Sie ihn lieben. Versprechen Sie mir – versprechen Sie es –, dass Sie freundlich zu ihm sein werden. Dass Sie ihn lieben werden.«
Camille wandte den Blick ab, weil sie nicht länger fähig war, Lady Nash anzusehen. Was sollte sie sagen? Wie könnte sie irgendjemandem irgendetwas versprechen? »Wir können nicht wissen, was die Zukunft bringt«, erwiderte sie schließlich. »Ich … ich werde eine gute Frau sein, Xanthia. Ich werde mein Bestes tun, freundlich zu sein.«
Ihre Auslassung blieb nicht unbemerkt. Traurigkeit glitt über Lady Nashs Gesicht, bevor sie aufstand. Als geschähe es aus einem Impuls heraus, umarmte sie Camille, dann zog sie sich ebenso rasch wieder zurück.
»Nun, ich habe meine Gäste schon zu lange vernachlässigt, fürchte ich«, sagte sie ruhig. »Kommen Sie, Camille. Wollen wir wieder hinuntergehen?«
Als sie den Salon betraten, entschuldigte Lady Nash sich, um mit einem der Diener wegen des Kaffees etwas zu besprechen, der serviert wurde. Die meisten Gäste spielten jetzt Karten an einem der beiden Tische, die in die Mitte des Raumes geschoben worden waren. Camille zog es vor, sich abseits zu halten und die französischen Landschaftsgemälde zu bewundern, die die Wände des Salons schmückten. Von einem der Bilder fühlte sie sich ganz besonders angezogen. Sie war ganz in dessen Betrachtung versunken, als sie eine leichte Berührung am Ellbogen spürte.
Sie wandte sich um und sah eine von Nashs jüngeren Schwestern neben sich stehen. »Kartenspielen ist ganz schrecklich langweilig, nicht wahr, Mademoiselle Marchand?«, sagte sie lächelnd.
Camille erwiderte das Lächeln. »Das kann es sein, oui .«
Die junge Frau streckte ihr die Hand entgegen. »Lady Phaedra Northhampton«, sagte sie. »Sie können sich unmöglich all diese Namen beim ersten Mal gemerkt haben.«
» Merci , nein, das habe ich auch nicht«, gestand Camille.
Lady Phaedra war vielleicht knapp über zwanzig und wirkte sehr lebhaft – trotz ihres tristen Kleides und der goldgefassten Brille. Sie wies auf die Wand. »Sie sind eine Bewunderin des französischen Klassizismus, Mademoiselle?«
Camille drehte sich wieder dem Gemälde zu. »Mir gefällt Poussin«, bekannte sie und zeigte auf ihre Lieblingselemente des Bildes. »Ich mag es, wie subtil er hier die Farbe einsetzt. Und hier. Es betont sein außergewöhnliches Können, mit Linien und Licht umzugehen.«
»Sie sind ganz sicher, dass es ein Poussin ist?«, fragte Lady Phaedra leichthin. »Normalerweise signiert er seine Werke nicht.«
Camille wandte sich zu ihr um und sah sie an, wobei sie sich fragte, ob dies eine Art von Herausforderung sein sollte. »Vielleicht irre ich mich. Aber ich denke nicht. Ich hatte das große Glück, viele seiner Arbeiten zu sehen.«
In diesem Augenblick trat Rothewell zu ihnen. »Lassen Sie sich nicht von ihr reizen«, sagte er, während er sich zu Camille beugte. »Sie hält sich für intelligenter als uns Normalsterbliche.«
Lady Phaedra straffte ihre Schultern. »Nun, zumindest kann ich meine Rosa centifolias von meiner Rosa rugosas unterscheiden, was mehr ist, als man von einigen Leuten behaupten kann«, entgegnete sie, und ihr Blick war dabei auf Rothewell gerichtet. Dann wurde ihr Ton weicher, und sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Camille zu. »Was das Gemälde angeht, Mademoiselle Marchand, so habe ich keine Ahnung. Die beiden letzten Experten, die mein Vater angeschleppt hat, waren gleichfalls geteilter Meinung. Nash mag das Bild einfach, und deshalb ist es ihm egal, wer es gemalt hat.«
Lady Phaedras Mutter kam auf sie zugeschwebt. »Ich habe dieses Bild immer für besonders hübsch gehalten«, bemerkte sie und zeigte auf das Gemälde. »Die Hügel, die Bäume und diese winzig kleinen Pferde. In der Tat sehr hübsch. Aber ich ziehe die Gemälde vor, die Nash oben
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