Bezwungen von deiner Leidenschaft: Roman (German Edition)
»Du wirst ihr Leben zerstören, Kieran.«
Diese Worte hatten geschmerzt, auch wenn er sich eingestanden hatte, dass ein wenig Wahrheit in ihnen liegen mochte. Hatte seine Schwester recht? War er dazu bestimmt, Camille in sein Elend hinunterzuziehen, statt sie aus ihrem eigenen herauszuholen?
Rothewell schüttelte die düstere Stimmung ab und wandte seine Aufmerksamkeit wieder Gareth zu. Er dankte ihm für die Einladung und setzte dann seine einsame Wache am Fenster fort.
Camille folgte Rothewells Schwester die breite, geschwungene Treppe hinauf. Auf dem Weg in die obere Etage sprach Lady Nash darüber, welchen Namen sie ihrem Kind geben würden. Sie favorisierten Mihalo, sollte es ein Junge sein, und Katerina, falls es ein Mädchen sein sollte, erklärte sie, denn das seien die Namen von Nashs Großeltern mütterlicherseits.
Auf halber Höhe den Korridor entlang blieb sie stehen und öffnete eine Tür. Camille folgte ihr in ein großes, luftiges Zimmer mit hoher Decke und drei großen Fenstern. Es roch nach Bienenwachs und gut geschrubbtem Fußboden. Ein stabiler Schaukelstuhl und ein gepolsterter Armstuhl standen vor der Fensterreihe. In der Mitte des Zimmers befand sich eine leere alte Wiege aus Holz. Der Kamin war von einem hohen Messinggitter umgeben, das mit Leder abgepolstert war. Abgesehen davon war das Zimmer leer.
Lady Nash wandte sich um und breitete die Arme weit aus. »Nun, Camille, das ist es also«, sagte sie. »Meine leere Leinwand, wenn man so will. Ich wünschte nur, ich wüsste, wo ich anfangen soll.«
Camille sah sich im Zimmer um. »Falls Sie Rat suchen, Madame, haben Sie den falschen Gast eingeladen«, sagte sie bedauernd. »Vielleicht könnten ihre weiblichen Verwandten Ihnen raten?«
Lady Nash verzog das Gesicht. »Ich habe niemanden, von Pamela einmal abgesehen. Und natürlich Nashs Stiefmutter. Sie hat die besten Absichten, ist aber ein wenig zerstreut. Nein, ich wollte nur einen ungestörten Moment mit Ihnen, Camille. Ich wollte mich … nun, ich wollte mich entschuldigen.«
» Pardon , Madame?«, murmelte Camille. »Für was entschuldigen?«
Mit einem leichten Lächeln legte Lady Nash eine Hand auf ihren leicht gewölbten Bauch und ließ sich in dem Schaukelstuhl nieder. »Ich weiß, dass ich den Eindruck erweckt habe, von dieser Heirat nicht eben begeistert zu sein«, sagte sie ruhig. »Aber das hatte nichts – gar nichts – mit Ihnen zu tun. Das schwöre ich.«
Camille setzte sich in den anderen Stuhl. » Merci , Madame. Ich bin sehr erleichtert.«
»So wie ich«, entgegnete Lady Nash, deren Blick in die Ferne gerichtet war. »Zuerst fürchtete ich … nun, egal. Die Wahrheit ist, Camille, dass Sie eine durch und durch vernünftige Frau zu sein scheinen. Sie könnten genau genommen genau das sein, was mein Bruder braucht. Aber ist er das, was Sie brauchen?«
»Ich brauche einen Ehemann«, erwiderte Camille ruhig.
Die Hände auf die Armlehnen des Schaukelstuhls gelegt, schüttelte Lady Nash den Kopf. »Jede Frau will mehr als das. Sie will sich in einen Märchenprinzen verlieben. Will im Sturm erobert werden. Sie sollten sich nicht mit weniger als Ihrem Traum zufriedengeben.«
»Ich habe keinen Traum, Madame«, log sie. »Die Entscheidung ist gefallen.«
Lady Nash schürzte die Lippen. »Dann müssen Sie Kieran den Weg vorgeben«, sagte sie warnend. »Sie dürfen ihm und seinen schlechten Gewohnheiten kein Pardon geben. Sie müssen ihn lieben und ihn vehement beschützen – manchmal vielleicht sogar vor sich selbst. Denn falls Sie diese Ehe wirklich eingehen wollen, dann müssen Sie sie zu etwas machen, das es wert ist, zu bestehen. Nur dann wird es Hoffnung geben.«
Camille sah sie fragend an. »Hoffnung worauf, Madame?«
Lady Nash lehnte den Kopf an die geschwungene Rückenlehne des Schaukelstuhls. »Nennen Sie mich Xanthia«, sagte sie. »Oder Zee.«
»Merci«, erwiderte Camille. »Xanthia.«
Lady Nashs Blick schien weit entrückt zu sein. »Ich liebe meinen Bruder, Camille«, erklärte sie leidenschaftlich. »Ich liebe ihn von ganzem Herzen. Bezweifeln Sie das nie. Er ist ein außergewöhnlich starker Mann mit einer Fähigkeit zur Liebe, von der ich meine, dass Sie es sich noch nicht vorstellen können.«
»Ich … ich muss hierbei Ihrem Urteil vertrauen, Madame.«
Lady Nash drehte sich ihr zu, um sie anzusehen. »Er war nicht immer so wie jetzt, müssen Sie wissen. Er war nicht immer so kalt und grimmig. Er hat sich nicht immer selbst fertig gemacht. Oder sich
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