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Bezwungen von deiner Leidenschaft: Roman (German Edition)

Bezwungen von deiner Leidenschaft: Roman (German Edition)

Titel: Bezwungen von deiner Leidenschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Carlyle
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hängen hat. Die mit den Schalen voller Früchte und so.«
    »Stillleben, Mamma«, sagte Lady Phaedra nachsichtig. »Man nennt sie Stillleben.«
    »Aber sie sind doch alle still«, beklagte sich die Witwe. »Es sind Gemälde, und die können nicht sehr gut irgendwohin gehen, nicht wahr?«
    Lady Phaedra entschied sich, nicht länger gegen diese Logik anzugehen. »Nashs verstorbene Mutter war zum Teil Russin«, erklärte sie. »Sie hatte einen recht guten Kunstgeschmack. Wie Mutter schon sagte, gibt es oben in der Bibliothek eine Sammlung hervorragender flämischer Stillleben, falls Sie sie gern sehen wollen.«
    »Ein guter Gedanke«, sagte Rothewell wie aus dem Nichts.
    Camille fuhr herum und sah, dass er den mutmaßlichen Poussin betrachtete, als berge er die Geheimnisse des Universums in sich. Ihr Atem stockte bei der Intensität seines Blickes.
    »Wunderbar«, sagte Lady Phaedra fröhlich. »Dann lasst uns hinaufgehen.«
    Die Witwe klopfte ihrer Tochter mit dem Fächer leicht auf den Arm. »Sei nicht so begriffsstutzig, Phaedra. Das glückliche Paar könnte wünschen, allein zu gehen.«
    »Ebenfalls ein ausgezeichneter Gedanke, Ma’am«, sagte Rothewell. »Ich glaube, ich entwickele eine Vorliebe für die Kunst.«
    »Und für Rosen«, warf Lady Phaedra ein und grinste. »Wussten Sie das schon, Mademoiselle Marchand? Lord Rothewell hat ein breites Wissen, was die Rosenzucht betrifft. Sie müssen ihn irgendwann einmal bitten, es Ihnen zu beweisen.«
    »Danke, Phae.« Rothewell verneigte sich steif. »Aber im Augenblick fühle ich mich eher von dem Gemälde gefesselt.«
    Die Witwe hatte Camilles Hand ergriffen. »Die Bilder hängen an der hinteren Wand der Bibliothek. Falls der Raum verschlossen ist, finden Sie den Schlüssel unter der Vase neben der Tür.« Dann lächelte sie und beugte sich näher. »Wir werden kein Suchkommando losschicken, sollten Sie dort ein wenig verweilen wollen.«
    Lord Rothewell beobachtete Camille aus dem Augenwinkel, um zu sehen, ob sie zögerte. Der Gedanke an Ungestörtheit war ebenso verlockend wie beunruhigend. Er drehte sich um und bot ihr seinen Arm an.
    »Dieses Gerede über Rosen«, fragte sie, als sie die Treppe hinaufgingen, »was hatte das zu bedeuten?«
    »Sie meinen Phae?« Rothewell schaute sie an und fühlte sich ein wenig verlegen. »Nichts weiter. Sie zieht mich einfach nur auf.«
    » Oui? Womit?«
    »Mit einer harmlosen Lüge, die ich ihr einmal aufgetischt habe – als Vorwand, um einer Teerunde zu entkommen, an der ich nicht teilnehmen wollte.«
    »Ich verstehe.« Camille schien zu zögern. »Und sagen Sie mir, Monsieur, lügen Sie jetzt auch?«
    Rothewell blieb stehen. »In Bezug worauf?«
    Etwas Rätselhaftes lag in ihren dunklen Augen, als sie aufblitzten. »Natürlich in Bezug auf Ihre Vorliebe für Gemälde.«
    Er ließ den Blick über ihr Gesicht gleiten. »Ja«, sagte er ehrlich. »Ich mache mir weder etwas aus Kunst noch aus Rosen, wenn Sie es denn genau wissen müssen.«
    »Aha«, sagte sie leise. »Wissen Sie denn überhaupt etwas über Kunst?«
    Rothewell zögerte. In ihren Augen war er ohne Zweifel ein Banause der schlimmsten Art. Aber er wollte verdammt sein, wenn er vorgeben würde, etwas zu sein, was er nicht war – sogar für sie. »Ich kann Blau von Rot unterscheiden«, sagte er schließlich. »Und in Öl Gemaltes von … von der anderen Art. Darauf beschränkt es sich aber auch schon.«
    »Und dennoch wünschen Sie, sich noch mehr Gemälde anzusehen?«
    »Was ich wünsche, ist, ungestört mit Ihnen zu reden«, sagte er gereizt. »Und ich sehe keinen anderen Weg, das zu können. Vergeben Sie mir meine Anmaßung. Ziehen Sie es nicht vor, ungestört zu sein?«
    »Ungestört zu sein käme mir in der Tat sehr gelegen«, erwiderte sie und setzte ihren Weg die Stufen hinauf fort, »denn ich habe Ihnen etwas zu sagen, Monsieur. Und außerdem fürchte ich mich nicht vor Ihnen. Aber ich denke, dass wissen Sie inzwischen.«
    Sie hätte sich fürchten sollen, hätte sie für einen Moment die Gedanken geahnt, die ihm durch den Kopf gingen, als er beobachtete, wie ihre Seidenröcke über ihre Hüften glitten, als sie die Treppe hinaufstieg. Ja, sie hätte sich in der Tat sehr fürchten sollen.
    Die Bibliothek war leicht zu finden. Zwei Vasen auf Sockeln flankierten den Eingang. Rothewell fand den Schlüssel und verschloss die Tür hinter ihnen. Drinnen roch es wie in jeder Bibliothek, die selten benutzt wurde, ein wenig modrig. Ein Paar Wandleuchter brannte

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