Bezwungen von deiner Leidenschaft: Roman (German Edition)
Stadt.«
»Oh«, sagte Camille leise. »Diese Geschichte endet nicht gut, nicht wahr?«
In Xanthias Augen stand Kummer. »Nein«, antwortete sie. »Natürlich hatte Kieran mir nicht gesagt, was er vorhatte, aber wie jede andere kleine Schwester hatte ich immer mein Ohr an der Tür. Er hatte vor, so sagte er, ihr ein letztes Angebot zu machen – ein Haus in der Stadt, eine Kutsche, Dienstboten und eine Gouvernante, die sich um das Kind kümmern würde – Dinge, die er sich kaum leisten konnte, denn wir waren noch immer dabei, den Schaden wiedergutzumachen, den unser Onkel angerichtet hatte. Und am Ende akzeptierte Annemarie das Angebot.«
Camille konnte ein Aufkeuchen nicht unterdrücken. »Mais non!«
Xanthia nickte. »O ja«, erwiderte sie traurig. »Sie akzeptierte es. Kieran verbrachte den ganzen Nachmittag mit ihr, und als er spät an jenem Abend nach Hause kam, war er der glücklichste Mann auf Erden.«
»Mon Dieu!«, sagte Camille erschrocken. »Und dann?«
Xanthias Gesicht nahm einen noch betrübteren Ausdruck an, wenn so etwas denn möglich war. »Und dann kam Luke nach Hause. Er war wegen irgendwelcher Geschäfte in Speightstown gewesen. Beim Abendessen war Kieran sehr aufgekratzt, und Luke fragte ihn nach dem Grund. Und Kieran sagte es ihm – nun, ich kann ehrlich sagen, dass ich Luke niemals so wütend erlebt hatte. Nicht einmal, wenn unser Onkel sich von seiner gemeinsten Seite gezeigt hatte. Luke war einfach außer sich, dass Kieran ihr einen solchen Vorschlag gemacht hatte. Er warf ihm vor, Annemarie und ihre verzweifelte Lage ausgenutzt zu haben.«
»Und was hat Kieran gesagt?«
Xanthia schloss die Augen. »Er hat gesagt: ›Aber sie ist eine sangmêlé, Luke. Eine sangmêlé, die für Geld mit Männern schläft, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Was hast du von mir erwartet, was ich ihr vorschlagen soll? Etwa sie zu heiraten?‹«
»Ça alors«, wisperte Camille.
Xanthias Lippen waren ein dünner Strich. »Sie kennen also diesen Ausdruck?«
»Oui«, sagte Camille. »Von vermischtem Blut. Wie Monsieur Trammel?«
»So ähnlich, ja. Aber Kieran meinte es nicht so, Camille. Er meinte damit nicht, dass sie eine Hure wäre. Er hat nur das wiederholt, was er im Hafen gehört hatte. Er war so jung. Sogar jünger als Annemarie. Und sie – warum hat sie ihn nicht abgewiesen? Sie hätte ihn auf die Wange küssen oder ihm einen Klaps auf den Hintern geben und mit freundlichen Worten nach Hause schicken können. Aber das tat sie nicht. Sie sagte Ja.«
»Und Ihr Bruder Luke?«, fragte Camille ruhig. »Was hat er getan?«
Xanthia schüttelte wieder den Kopf. »Er hat seine Serviette auf den Tisch geworfen und befohlen, sein Pferd zu satteln. Und als er am nächsten Tag nach Hause zurückkehrte, war alles geregelt. Er hatte Annemarie geheiratet. Ich denke, er hatte sie schon seit Langem geliebt. Ich weiß es wirklich nicht. Luke … er war für uns Bruder und Vater, und vermutlich glaubte er immer, das Richtige zu tun. Kieran hat ihn immer unseren edlen Ritter genannt – und es gab eine Zeit, da hat er das als Kompliment gemeint.«
Camille wurde schwer ums Herz. »Was für eine traurige Geschichte«, wisperte sie.
»Ich denke, sie ist noch schlimmer als das«, entgegnete Xanthia.
»Wie meinen Sie das?«
Xanthia sah sie nicht an. »Gott helfe mir, aber ich denke … ich denke, dass Annemarie genau gewusst hat, was sie tat. Ich denke, sie wusste – oder vermutete –, dass Luke in sie verliebt war. Und sie hat Kieran einfach als Druckmittel benutzt.«
» Mon Dieu! Das ist abscheulich.«
Xanthia schüttelte nur den Kopf. »Man kann diese Dinge nicht völlig verstehen, wenn man noch nicht ganz erwachsen ist, denke ich. Aber heute glaube ich, dass Annemarie, hätte sie wirklich einen Beschützer gewollt, einen von ihren reicheren Verehrern gewählt hätte. Die meisten Zuckerbarone hatten Geld zum Verprassen, aber Kieran – nun, er hat vom Morgengrauen bis zum Einbruch der Dunkelheit geschuftet, damit unsere Plantage aus den Schulden herauskam. Er sah gut aus, ja, vielleicht war er der bestaussehende Mann auf der Insel. Aber welche Kurtisane würde das Aussehen dem Geld vorziehen?«
»C’est vrai«, murmelte Camille. Es war der eine Unterschied zwischen ihrer Mutter – die geboren worden war zu glauben, ein Mann würde ihr jeden erdenklichen Luxus des Lebens bieten, und die fassungslos war, als dies nicht passierte – und einer eher praktisch veranlagten Frau, die in die Armut
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