Bezwungen von deiner Leidenschaft: Roman (German Edition)
hineingeboren worden war. »Immer geht es um das Geld. Um die Sicherheit.«
»Und was ist sicherer als eine Ehe?« Xanthia hob ein wenig erschöpft beide Schultern. »Kieran hat daraufhin natürlich das Haus verlassen.«
»Wohin ist er gegangen?«
»In eine leer stehende Aufseherhütte. Es war das erste Mal, dass wir drei getrennt waren – jemals. Ich habe ihn natürlich schrecklich vermisst, auch wenn sich die Hütte ganz in der Nähe befand. Nach einer Weile begann er, hin und wieder zum Abendessen zu kommen, und bald darauf kam Gareth – heute der neue Duke of Warneham – auf die Insel, und Luke nahm ihn ins Geschäft auf. Aber die Dinge waren nie wieder wie vorher.«
»Aber Ihre Brüder haben weiterhin zusammengearbeitet?«
»O ja.« Xanthia schien Tränen zurückzublinzeln, aber ob die kalte Luft an ihnen schuld war oder der wieder emporgekommene Kummer, das vermochte Camille nicht zu sagen. »Luke hat seine Energie in das Schifffahrtsgeschäft gesteckt, und ich bin ihm gefolgt. Kieran hat sich weiterhin darum gekümmert, dass das Familienvermögen und die Erträge unserer Plantagen wuchsen. Kieran hat sehr viel für uns getan. Zusammen mit Luke hat er uns reich gemacht.«
»Und die neue Frau? War sie glücklich?«
»Ja, aber die Gesellschaft akzeptierte sie nur höchst widerwillig«, bekannte Xanthia.
»Wegen ihrer Abstammung?«
Xanthia schüttelte den Kopf. »Sie hat nie darüber gesprochen, obwohl einige davon wussten«, sagte sie. »Annemaries Teint war … wie Milchkaffee. So wunderschön. Aber ihre Jahre mit diesem Franzosen – und die Geburt der armen Martinique –, davor konnte sie nie ganz davonlaufen. Und ich erinnere mich, dass an jenem allerersten Tag – in dem allerersten Moment, wo sie in unser Haus kam –, dass da dieser … leichte Ausdruck von Triumph in ihrem Gesicht lag. Als hätte sie bekommen, was sie hatte haben wollen.«
»Sie klingt unsympathisch.«
»Das ist das Traurige daran. Annemarie war nicht unsympathisch. Sie war eine liebevolle Mutter, und sie war sehr nett zu mir, obwohl sie es wirklich nicht hätte sein müssen. Aber ihr Leben war so hart gewesen. Sie hatte den Aufstieg geschafft – vom Mädchen, das barfuß auf den Zuckerrohrfeldern gespielt hat, bis zur Geliebten eines reichen Mannes –, und sie hatte nicht vor, jemals wieder auf die Felder zurückzukehren. Unglücklicherweise begegnete ihr auf ihrem Weg die gesellschaftliche Leiter hinauf Kieran. Und er ist nie – niemals – darüber hinweggekommen.«
» Oui , das erklärt vieles«, sagte Camille ruhig. »Er muss sie sehr geliebt haben.«
Xanthia schüttelte den Kopf. »Wie ich schon sagte, war es wohl eher eine Obsession. Und er hat zugelassen, dass Schuldgefühle und Hass in seinem Herzen eitern wie ein Geschwür – ein Geschwür, das er nicht aufschneiden wird, von dem er nicht einmal zugibt, dass es vorhanden ist. Wir alle hatten den Preis dafür zu zahlen; ich, Martinique, manchmal sogar Gareth.«
»Aber … aber wen hasst er?«
Xanthia sah sie an, ihre Augen blickten freudlos. »Sich selbst«, sagte sie. »Camille, Kieran hasst sich selbst.«
»Und jetzt ist Luke tot, und der Riss zwischen den Brüdern kann nicht mehr repariert werden«, sagte Camille dumpf. »Was für ein trauriges Ende. Alors , sie ist gestorben?«
»Ja, schon vor langer Zeit.« Xanthia seufzte tief. »Den Rest müssen Sie von Kieran erfahren. Vielleicht war ich schon viel zu offen.«
»Mais non!«, protestierte Camille. »Ist es nicht das Beste, dass ich davon weiß? Und wer sonst sollte es mir sagen? Ihr Bruder? Er wird solche Dinge nie mit mir teilen.«
»Dann ist das sein Verlust.« Xanthia erhob sich und starrte blicklos den Hügel hinunter. In der Straße unten, in Whitehall, schlug eine Uhr die volle Stunde, ein schwerer und trauriger Klang unter dem bleiernen Himmel. »Es ist kalt geworden, nicht wahr?«, murmelte sie. »Und spät. Vielleicht sollten wir zurückgehen?«
Camille bemerkte, dass ihre Hände trotz der Lederhandschuhe kalt waren. » Très bien. Lassen Sie uns gehen.«
Xanthia lächelte mit vorgeblicher Unbeschwertheit. »Nun«, sagte sie, als sie sich auf den Rückweg machten, »in welcher Farbe soll ich das Kinderzimmer in der Park Lane streichen lassen, Camille? Und ich werde noch ein weiteres haben, in unserem Kontor an der Wapping Wall.«
»Etwas Helles vielleicht?«, schlug Camille vor. »Gelb ist très jolie .«
Aber selbst eine Diskussion über Kinderzimmer konnte die trübselige Stimmung,
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