Bezwungen von deiner Leidenschaft: Roman (German Edition)
lange zur See wie ich und kennt den Geruch dieser Geißel nicht. Ich wusste allerdings nicht, dass London so sehr davon vergiftet ist.«
»Tatsächlich?« Rothewell sah höchst gelangweilt aus.
»Und dann auch noch in Limehouse, um Himmels willen«, fuhr Gareth fort. »Was für Gentlemen kommen hier heraus? Ich denke, dass du nach Hause zu deiner Frau gehen solltest, Kieran.«
Rothewell betrachtete ihn aus verhangenen, halb geschlossenen Augen, während er an seiner Zigarre zog. »Du magst unter dem Pantoffel stehen, alter Knabe, aber ich habe nicht vor, das mit mir machen zu lassen«, entgegnete er schließlich. »Außerdem – wer hat dich eingeladen, mir hierher zu folgen? Ich habe versucht, dir und deiner verdammten moralisierenden Art zu entkommen.«
»Du setzt also lediglich ein Zeichen? Du willst deiner frisch angetrauten Frau zeigen, wer das Sagen hat? Geht es darum?«
Rothewell schwieg für einen Moment. »Ich fange damit an, das zu tun, was ich weiterhin tun will«, erklärte er schließlich. »Ich wünsche nicht, dass meine Frau irgendwelche Fantasien entwickelt. Meine Ehe ist nicht wie deine, Gareth. Es ist keine Ehe aus Liebe.«
»Nein, und die wird es auch nie sein, wenn du so weitermachst.« Gareth machte eine ausholende Armbewegung. »Warum solltest du das hier wollen, Kieran, wenn du noch nicht einmal versucht hast, mit ihr etwas Besseres zu haben? Vielleicht soll es nicht sein – Gott weiß, dass ich in solchen Dingen nicht naiv bin –, aber du wirst es nicht erfahren, wenn du es nicht versuchst. Stattdessen bist du schon dabei zu versuchen, ihr zu entfliehen.«
»Besser? Was für sie besser sein wird, ist, niemals enttäuscht zu werden.« Rothewell hatte begonnen, mit einem Finger auf die Rückenlehne des Sofas zu trommeln. »Außerdem stellen Frauen zu viele Fragen.«
Der Duke sah ihn eindringlich an. »Welche Art von Fra gen? Und was kann es dir schaden, sie einfach zu beantworten?«
Rothewell blieb teilnahmslos. »Ich muss auch deine Fragen nicht beantworten.«
Der Duke sah ihn finster an. »Das musst du nicht, Kieran!«, fauchte er. »Ich kenne die Antworten. Du bist hierhergekommen, weil du denkst, dass du es verdienst. Und weil du dich durch ein verdammtes Übermaß davon zu betäuben wünschst.«
Abrupt sprang Rothewell auf. »Verpiss dich, Gareth«, sagte er und ging zur Tür.
Der Duke seufzte und erhob sich. »Immer redegewandt! Wohin gehst du jetzt?«
»Nach Soho«, schnauzte der Baron. »Um Karten zu spielen. Und komm mir nicht hinterher, verdammt noch mal. Ich will kein Scheißkindermädchen.«
Aber Rothewell fand auch in Soho keinen Frieden. Dort gab es eine besonders verrufene Spielhölle, die er favorisierte. Sie befand sich unter dem Laden eines Tabakhändlers in unmittelbarer Nähe der Carlisle Street. Dieses dunkle kleine Loch von einem Ort wurde von einem ehemaligen Betrüger ohne Ohren namens Straight – was er nicht war – geführt, während im Hinterzimmer des Ladens darüber ein berüchtigter Hehler von Seven Dials mit gestohlenen Uhren und Schnupftabaksdosen handelte.
Rothewell wusste nicht, was mit Eddie Straights Ohren passiert war – und wollte es eigentlich auch gar nicht wissen –, aber was er wusste, war, dass diese Hölle genau die richtige Art von Leuten anzog, wenn ein Mann die kleinkarierten Spießer der beau monde meiden wollte. Abgesehen davon, dass hin und wieder ein junger Mann auf Vergnügungstour hier aufschlug, verirrte sich die herrschende Klasse niemals in solche Etablissements wie das Straight’s. Und weil es eine sichere Art wäre, ein Messer in den Rücken zu bekommen, stellte kein Mensch bei Straight’s einem Mann jemals Fragen.
Rothewell gesellte sich zu einem Trio übel beleumdeter Spieler – Falschspieler aus dem East End, deren Tricks er bereits kannte –, die einen vierten Mann für ihr Spiel brauchten. Dann, während er den größten Teil einer Flasche Brandy trank, verspielte Rothewell im Laufe weniger Stunden einige zwei- oder dreihundert Pfund. Er machte sich keine große Mühe, den Überblick zu behalten. Und das, er wusste es, war fatal.
Die Uhr auf dem Kaminsims schlug Mitternacht. Rothewell warf seine Karten auf den Tisch und drückte seine Zigarre aus. »Gentlemen«, sagte er, indem er mit dieser Anrede recht großzügig umging, »das Glück lässt mich heute Nacht im Stich.«
»Das mag sein«, pflichtete Pettinger ihm bei, der Kerl, der die Bank hielt, »aber heute Abend kursierten einige bemerkenswerte
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