Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bezwungen von deiner Leidenschaft: Roman (German Edition)

Bezwungen von deiner Leidenschaft: Roman (German Edition)

Titel: Bezwungen von deiner Leidenschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Carlyle
Vom Netzwerk:
der Gäste auf das Doppelte wie zuvor angewachsen war, gab Rothewell alle Vorspiegelung von Zufriedenheit auf. Heute Nacht gehörte er einfach nicht hierher, aus welchem Grund auch immer. Selbst halb betrunken fand er nichts an diesem Ort, das ihn reizte. Er schob sein Glas mit dem Handrücken zur Seite und schickte sich an aufzustehen.
    »Rothewell!«
    Er schaute hoch und sah einen schlanken, elegant gekleideten Mann, der ihm zuwinkte, während er sich durch die Menge seinen Weg zu seinem Tisch bahnte. Rothewell fluchte im Stillen. Guter Gott. Er war wirklich nicht in der Stimmung dafür.
    George Kemble sah außergewöhnlich gut aus – aber das war schließlich immer der Fall. » Sie , hier bei Eddie?« Kemble wedelte mit der Hand die dicken Zigarrenrauchschwaden fort. »Ich hätte gedacht, dieser Laden wäre ein wenig zu kultiviert für Ihren Geschmack.«
    Rothewell runzelte bei dieser Beleidigung die Stirn, machte sich aber nicht die Mühe, Kemble zu erwürgen, was er bei einem anderen Mann vermutlich getan hätte. Aber Kemble war ein Freund seiner Schwester – und, so nahm Kieran an, auch von ihm. Und das, obwohl Kemble ihm bei ihrem letzten Zusammentreffen aus einer Laune heraus den Phaeton mitsamt seiner zwei besten Pferde gestohlen hatte.
    »Ich sollte Sie erwürgen, Kem«, sagte er. »Aber heute ist Ihr Glückstag, alter Knabe. Ich verspüre nicht genügend Ehrgeiz in mir, jemanden umzubringen.«
    Kemble zog beide Augenbrauen hoch und holte sich einen Stuhl heran. »Nun, man sagt, dass die Ehe einen Mann zähmt«, bemerkte er und nahm unaufgefordert Platz. »Aber ein so großer starker Deckhengst wie Sie? Rothewell, Sie enttäuschen mich. Übrigens sehen Sie aus, als stünden Sie an der Schwelle des Todes.«
    »Wenn Sie sich darüber beklagen wollen, dann stellen Sie sich hinten an, verdammt.« Rothewell schob sein Glas weg. »Es wird ein verdammt langes Warten.«
    Kemble tat, als rügte er ihn. »Ich hoffe doch sehr, dass Sie nicht der chinesischen Sünde anheimgefallen sind, mein lieber Junge. Sie grassiert im Satyr Club.«
    »Ich bin schlecht gelaunt, nicht schwachsinnig.« Rothewell schob Kemble die Brandyflasche zu. »Hier. Trinken Sie den Rest von diesem Fusel. Das wird Ihre Zunge beschäftigen.«
    Kemble rümpfte die Nase. »Sie scherzen doch wohl? Ich würde nicht einmal Eddies Wasser trinken, selbst wenn ich es mit meinen eigenen Augen aus dem Rohr hätte laufen sehen. Aber es ist ja allgemein bekannt, dass Sie keine Ansprüche stellen.« Er las das Etikett und runzelte die Stirn. »Mein Gott. Sie sind wirklich krank. Das ist bestenfalls Franzosenwasser.«
    »Dann trinken Sie es und seien Sie still. Was haben Sie hier überhaupt zu suchen?«
    Kembles Lächeln wirkte verhalten. »Fragen Sie nie nach solchen Dingen, alter Knabe«, erwiderte er und drohte mit dem Finger. »Sie könnten sonst zum Beteiligten einer strafbaren Handlung werden.«
    Rothewell schnaubte. »Sie sind ein Freund von Straight, richtig?«
    »Seit wir junge Straßenlümmel waren und die Straßen von Whitechapel unsicher gemacht haben.« Kemble zog den Korken aus der Flasche und füllte das leere Glas auf. »Wollen Sie wissen, wie Eddie seine Ohren verloren hat?«
    Rothewell erbleichte. »Gott, nein.«
    Kemble verzog das Gesicht. »Es ist eine wunderbar gruselige Geschichte«, seufzte er. »Oh, aber ich könnte Sie ein wenig wegen Ihrer Heirat mit Valignys Tochter aufziehen. Armes, armes Mädchen. Wirklich, Rothewell. Er ist nichts als kontinentaler Abfall.«
    »Noch ein Wort«, drohte Rothewell, der sich erhoben hatte, »und ich befördere Sie hinaus und zurück in die Räuberhöhle, die man Straße nennt, und verpasse Ihnen eine Tracht Prügel – und denken Sie daran, Kem, ich kenne Ihre kleinen Tricks. Ihre Messer und Ihre Schlagringe und das alles. Und ich bin um einiges stärker als Sie. Ja, bei Gott, allein der Gedanke, jemanden zu verprügeln, bringt mein Blut endlich wieder in Wallung.«
    »Sehr erfreut, Ihnen zu Diensten gewesen zu sein!«, entgegnete Kemble kichernd und leerte sein Glas. »Nun, ich muss weiter! Ich habe tausend Dinge zu erledigen.«
    »Oder tausend Dinge zu hehlen«, sagte Rothewell.
    »Ts,ts!«, tadelte Kemble. »Man sollte nicht auf haltlose Gerüchte hören. Ich muss an meinen Ruf denken.«
    »Ja«, erwiderte Rothewell ironisch, »und ich bin der neue Kirchenvorsteher.«
    Mit einem letzten breiten Grinsen verschwand Kemble in der wimmelnden Menschenmenge. Rothewell verließ seine dunkle Ecke, wie er

Weitere Kostenlose Bücher