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Bezwungen von deiner Leidenschaft: Roman (German Edition)

Bezwungen von deiner Leidenschaft: Roman (German Edition)

Titel: Bezwungen von deiner Leidenschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Carlyle
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die Zeit für ihn zu einem kostbaren Gut wurde.
    Oder vielleicht war er auch einfach nur betrunkener, als er vermutet hatte. Egal. Während er die Häuser betrachtete, fing seine Laune langsam an, sich zu heben. Selbst in der Dunkelheit wirkten die schmalen Fassaden seltsam behaglich und einladend. Ganz anders als sein Haus. Seltsam, dass ihm das noch nie zuvor aufgefallen war.
    In einem Haus kurz vor dem Ende der Portland Street brannte hinter einem der Fenster zur Straße noch das Licht. Trotz des schwachen Scheins konnte man sehen, dass die Fensterkästen von gelben und blauen Stiefmütterchen geradezu überquollen. Ohne es sich erklären zu können, blieb Rothewell stehen und starrte in den sanften, willkommen heißenden Lichtschein. Er konnte Lachen hören, gedämpft, aber fröhlich. Durch den transparenten Schleier der Gardinen erkannte er die Silhouette einer sitzenden Frau. Ihr Haar war locker hochgesteckt. Jetzt drehte sie sich um und streckte beide Arme hoch. Ein Mann beugte sich zu ihr hinunter und umarmte sie. Für einen Augenblick hielten sie einander fest. Es war das Bild vollkommenen Familienglücks.
    Dann richtete sich der Mann auf und trat zurück. Rothewell begann sich vorzustellen, worüber sie lachen mochten. Vielleicht über etwas wunderbar Alltägliches. Vielleicht erinnerte sie ihn in diesem Moment daran, seine Medizin zu nehmen, bevor sie zu Bett gingen. Oder er hatte ihr angeboten, ihr das heiße Wasser hinaufzutragen. Vermutlich hatten sie nur wenige Dienstboten und arbeiteten vom Morgengrauen bis Gott weiß wann am Abend. Und doch beneidete er diese beiden. Er beneidete sie. Sie schienen glücklich zu sein. Sie hatten ein langes gemeinsames Leben vor sich, auf das sie sich freuten.
    Seine Kehle fühlte sich plötzlich an wie zugeschnürt. Seine Brust schmerzte, und seine Augen brannten – ohne Zweifel vom Rauch der Kohlen. Großer Gott, er wurde gerade zum unerfreulichsten aller Geschöpfe – zu einem sentimentalen betrunkenen Mann. Er war verrückt gewesen – ja, verrückt –, dass er seinem Verlangen nach Camille nachgegeben hatte. Und jetzt bestand seine einzige Hoffnung darin, achtsam eine höfliche Distanz zu ihr zu wahren, um ihrem ohnehin schon komplizierten Leben nicht einen weiteren schmerzlichen Verlust und noch mehr Kummer hinzuzufügen.
    Rothewell entfernte sich in raschem Tempo von dem kleinen Haus, und sein Spazierstock klackte leicht auf dem Bürgersteig. Er erwartete kein warmes, willkommen heißendes Licht, das aus den Fenstern seines Hauses auf den Berkeley Square fiel. Er erwartete keine Stiefmütterchen, obwohl ihm war, als gäbe es dort welche. Warum wusste er das nicht? Warum erinnerte er sich nicht?
    Das Gefühl von Glück, welches das Haus hinter ihm ausgestrahlt hatte, hatte nichts damit zu tun, wo es stand. Es hatte nichts mit gesellschaftlicher Stellung oder zärtlichen Umarmungen zu tun. Aber es hatte mit den Menschen zu tun, die darin lebten und atmeten und liebten. In seinem Herzen wusste Rothewell das. Und er wusste auch, dass ihm das nicht bestimmt war.

Kapitel 9
    Ein dickköpfiges Schweigen
    L ord Rothewell hatte den Diebstahl seiner Uhr schon wieder vergessen, als er vor der Tür seines Hauses stand. Ebenso wie er vergessen hatte, dass er sein Schlafzimmer seiner Frau überlassen hatte. Weil er keinen der Diener wecken wollte, schloss er sich selbst die Tür auf, warf seinen Paletot über das Treppengeländer und ging die Treppe hinauf.
    Seit fast einem Jahr war er die Treppen dieses Hauses in den dunklen Stunden vor der Morgendämmerung hinaufgestiegen, in manchen dieser Nächte nüchterner als in anderen. Und wie ein Pferd, das in den heimatlichen Stall zurücktrottete, wandte Rothewell sich jedes Mal erst nach rechts, dann nach links und betrat durch die zweite Tür zur Linken sein Schlafzimmer. Heute Nacht war das nicht anders. Trotz der Tatsache, dass er getrunken hatte, fand Rothewell sein Ziel und war stolz auf seine katzengleiche Anmut. Zu stolpern, zu straucheln und zu taumeln, das war Sache von weniger gestandenen Männern.
    Im Zimmer fand er keine brennende Lampe vor, die sein Eintreffen erhellt hätte, und er hörte auch nicht Jim-Jims Krallen über den Fußboden kratzen – wobei ihm einfiel, dass er vergessen hatte, Tweedal den kleinen Racker zurückzubringen. Rothewell zuckte mit den Schultern, streifte seinen Gehrock ab und warf ihn wie üblich über den Stuhl. Aber da stand kein Stuhl. Der Rock landete auf dem Teppich. Unverzagt trotz

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