Bezwungen von einem Highlander
kennengelernt. Sein profundes Wissen über alles und jeden im Palast hatte sie dazu verleitet, Zeit mit ihm zu verbringen. Sollten sich irgendwelche Presbyterianer in Whitehall aufhalten, er würde es wissen. Doch mittlerweile befürchtete Mairi, dass sie zu viel Zeit mit Lord Oxford verbracht hatte, folgte er ihr doch wie ein eifriges Hündchen. Dadurch machte er es ihr sehr schwer, sich in die Zimmer der Gäste zu stehlen, um so eventuell an wertvolle Informationen zu kommen, die sie zu Hause an ihre Mitstreiter im Kampf gegen die Covenanters weitergeben könnte.
»Ich habe gehofft, mit Euch sprechen zu können, ehe die Tische abgeräumt werden. Ich möchte Euch um den ersten Tanz heute Abend bitten.«
»Nun, sehr gern, Lord Oxford.« Mairi sah eine Möglichkeit, mit seiner Hilfe der gegenwärtigen Gesellschaft entfliehen zu können, und schob den Arm unter seinen. »Aber denkt daran, dass ich nur den einen höfischen Tanz kenne, den Ihr mich freundlicherweise gelehrt habt!«
»Dann gestattet mir, Euch noch ein weiteres Dutzend zu lehren.« Lord Oxford schaute Connor an, während seine Hand sich auf Mairis stahl. »Es sei denn, dass Ihr es bereits jemand anderem zugesagt habt?«
Connor lächelte ihn kühl an und trat zur Seite. »Sie gehört für den Abend Euch.«
Mairi hätte am liebsten erst ihn und dann sich selbst geschlagen. Warum empfand sie seine beiläufige Verabschiedung wie einen Schlag vor die Brust? Sie wusste, dass er sie nicht mehr liebte – kein Mann konnte von dem Mädchen, das er liebte, sieben verdammte Jahre getrennt sein! Aber war er wirklich so gemein geworden?
Trotz ihres inneren Aufruhrs erwiderte sie mit aller krank machenden süßlichen Höflichkeit, die sie aufbringen konnte: »Hätte ich ein solches Versprechen gegeben, würde besonders Captain Grant verstehen, warum ich es breche.«
Mairi wollte den Beweis, dass ihre Spitze Connor getroffen hatte. Sie wollte ihn verletzen und ihm jeden Moment heimzahlen, den sie in ihrem Bett um ihn geweint hatte. Aber sein Lächeln kehrte zurück, als wüsste er um die Geheimnisse normaler Sterblicher und fände sie amüsant.
»Aye, doch ich würde es nicht nur verstehen«, sagte er, »sondern ich würde es sogar erwarten.«
Ein Dutzend Flüche lagen Mairi auf der Zunge, aber sie schluckte sie alle herunter und ließ sich von Lord Oxford zum Tanz führen. Sie würde Connor ignorieren. Sie würde so tun, als wäre er gar nicht da. Es war eine Strategie, die sie gegen jene Menschen einsetzte, die sie hasste.
Und ihn hasste sie ganz gewiss.
Kapitel 2
C onnor sah Mairi nach, als sie mit ihrem herausgeputzten Verehrer davonging, und spannte das Kinn an, um nicht laut zu fluchen. Er hätte ihr am liebsten einen raschen Tritt in den Allerwertesten gegeben, um ihren Abgang zu beschleunigen. Wenn sie ihn auch die nächsten fünfzig Jahre noch beleidigen wollte, sollte sie das nur tun. Und wenn sie mit jedem Mann bei Hofe tanzen wollte, sollte auch das Connor recht sein. Er hatte genügend Jahre damit verbracht, sich nach ihr zu verzehren. Sie gehörte ihm nicht mehr und war frei, zu tun und zu lassen, was ihr verdammt noch mal gefiel.
Aber zur Hölle, dachte er, als er beobachtete, wie sie mit Oxford die Tanzfläche betrat, sie ist noch immer die schönste Frau, die ich je gesehen habe! Sie war sogar noch schöner, als er sie in Erinnerung hatte. Mairi MacGregor war anders als all die anderen Frauen im Palast. Sie trug ihren Kiltrock, der hier so fehl am Platze aussah, mit dem unerschütterlichen Selbstvertrauen einer Königin, und sie hielt das Kinn trotzig erhoben. Die Jahre waren spurlos an ihr vorbeigegangen. In den langen schwarzen Locken, die ihr bis über den Busen reichten, fing sich noch immer das Licht, und ihre Haut war so makellos wie damals, als sie ein Mädchen von fünfzehn Jahren gewesen war. Nur ihre Augen, die so blau wie der Himmel über Camlochlin waren, blickten kälter als damals.
Die Musik schwebte von der Galerie herunter und erfüllte Connor mit den Erinnerungen an seine langen Tage hier in England, ehe er und seine Männer nach Glencoe geschickt worden waren, um den Frieden zwischen den MacDonalds und den Campbells zu wahren. Er hatte nicht nach London zurückkehren wollen, hauptsächlich weil er wusste, dass Mairi wegen der Krönungsfeier hier sein würde, aber auch weil er niemals wirklich in all diesen Prunk und Luxus des Königshofes gepasst hatte. Er war Highlander, und er konnte es nicht ertragen, von falschen
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