Bhagavad Gita wie sie ist
wandelbar ist, was jedoch dem Prinzip widerspricht, daß die Höchste Seele unwandelbar ist. Wie in der Gītā bestätigt wird, bestehen die fragmentarischen Teile des Höchsten ewig ( sanātana ) und werden kṣara genannt, was bedeutet, daß sie die Neigung haben, in die materielle Natur zu fallen. Diese fragmentarischen Teile sind ewig so beschaffen, und selbst nach der Befreiung bleibt die individuelle Seele der gleiche fragmentarische Teil. Aber wenn sie einmal befreit ist, erreicht sie in der Gemeinschaft der Persönlichkeit Gottes ein ewiges Leben voller Glückseligkeit und Wissen. Die Überseele, auch Paramātmā genannt, befindet Sich in jedem einzelnen individuellen Körper, und obwohl sich die Überseele und das individuelle Lebewesen im selben Körper befinden, sind sie voneinander verschieden. Dies wird durch das folgende Beispiel illustriert. Wenn sich der Himmel auf dem Wasser widerspiegelt, werden sowohl die Sonne und der Mond wie auch die Sterne widergespiegelt. Die Sterne können mit den Lebewesen verglichen werden und die Sonne oder der Mond mit dem Höchsten Herrn. Die individuelle, fragmentarische spirituelle Seele wird von Arjuna repräsentiert, und die Höchste Seele ist die Persönlichkeit Gottes, Śrī Kṛṣṇa. Sie befinden sich nicht auf der gleichen Ebene, wie der Beginn des Vierten Kapitels deutlich werden läßt. Wenn sich Arjuna auf der gleichen Ebene wie Kṛṣṇa befände und Kṛṣṇa nicht über Arjuna stünde, dann wäre ihre Beziehung als Lehrer und Belehrter bedeutungslos. Wenn beide von der illusionierenden Energie ( māyā ) getäuscht wären, bestünde keine Notwendigkeit, daß der eine Lehrer und der andere Schüler ist. Solche Unterweisungen wären nutzlos, da niemand, der sich in der Gewalt māyās befindet, ein maßgebender Lehrer sein kann. Hier jedoch wird Śrī Kṛṣṇa als der Höchste Herr anerkannt, der Sich in einer höheren Stellung befindet als das Lebewesen, Arjuna, der eine von māyā irregeführte, vergeßliche Seele ist.
Vers 14
14
maA‡aAs$pazAARstau k(AEntaeya zAItaAeSNAs$auKaäu":Kad"A: /
@AgAmaApaAiyanaAe'inatyaAstaAMistaitaºasva BaAr"ta //14//
mātrā-sparśās tu kaunteya
śītoṣṇa-sukha-duḥkha-dāḥ
āgamāpāyino ’nityās
tāṁs titikṣasva bhārata
mātrā-sparśāḥ – sinnliche Wahrnehmung; tu – bloß; kaunteya – o Sohn Kuntīs; śīta – Winter; uṣṇa – Sommer; sukha – Glück; duḥkha – und Leid; dāḥ – bereitend; āgama – erscheinend; apāyinaḥ – verschwindend; anityāḥ – unbeständig; tān – sie alle; titikṣasva – versuche einfach zu erdulden; bhārata – o Nachkomme der Bharata-Dynastie.
O Sohn Kuntīs, das unbeständige Erscheinen von Glück und Leid und ihr Verschwinden im Laufe der Zeit gleichen dem Kommen und Gehen von Sommer und Winter. Sie entstehen durch Sinneswahrnehmung, o Nachkomme Bharatas, und man muß lernen, sie zu dulden, ohne sich verwirren zu lassen.
ERLÄUTERUNG: Wenn man seine Pflicht richtig erfüllen will, muß man lernen, das unbeständige Erscheinen und Vergehen von Glück und Leid zu erdulden. Nach vedischer Unterweisung muß man frühmorgens ein Bad nehmen, sogar im Monat Māgha (Januar-Februar). Zu dieser Zeit ist es sehr kalt, aber trotzdem zögert ein Mann, der an den religiösen Grundsätzen festhält, nicht, sein Bad zu nehmen. Ebenso zögert eine Frau nicht, während der Monate Mai und Juni, dem heißesten Teil der Sommerzeit, in der Küche zu kochen. Man muß trotz klimabedingter Unbequemlichkeiten seine Pflicht erfüllen. In ähnlicher Weise ist Kämpfen das religiöse Prinzip der kṣatriyas, und auch wenn man mit einem Freund oder Verwandten kämpfen muß, sollte man nicht von seiner vorgeschriebenen Pflicht abweichen. Man muß den vorgeschriebenen Regeln und Regulierungen der religiösen Prinzipien folgen, um zur Ebene des Wissens aufzusteigen, denn nur durch Wissen und Hingabe kann man sich aus den Klauen māyās (der Illusion) befreien.
Die beiden Namen, mit denen Arjuna hier angesprochen wird, sind ebenfalls bedeutsam. Der Name „Kaunteya“ weist auf seine Blutsverwandtschaft mit der berühmten Familie seiner Mutter hin, und der Name „Bhārata“ auf seine Größe von seiten seines Vaters. So ruhte also von beiden Seiten her ein großes Erbe auf ihm, und ein großes Erbe bringt in bezug auf die richtige Erfüllung von Pflichten Verantwortung mit sich. Daher kann er den Kampf nicht vermeiden.
Vers 15
15
yaM ih" na
Weitere Kostenlose Bücher