Bianca Arztroman Band 0011
einfach.”
“Dieser Unfall hat eine verheerende Wirkung auf sein Leben gehabt, und es wäre unrealistisch zu erwarten, dass er die Situation so schnell in den Griff bekommt.”
“Du hast wahrscheinlich Recht. Aber er bildet sich ein, dass die Menschen ihn als Person weniger achten, weil er nicht laufen kann. Er hat mir erzählt, dass er sich nur noch als halber Mann fühlt.”
Sam beobachtete sie aufmerksam. “Und damit bist du nicht einverstanden, nicht wahr, Abbie?” Als sie von ihm abrückte und die Papiere auf dem Schreibtisch zu ordnen begann, fuhr er fort: “Du musst Nick davon überzeugen, dass sich in deinen Augen nichts verändert hat und dass du in ihm nach wie vor denselben Menschen siehst, der er immer gewesen ist.”
“Ich glaube nicht, dass er auf meine Meinung sehr viel gibt”, gab Abbie offen zu.
“Was meinst du damit? Natürlich ist ihm deine Meinung wichtig.” Sam schwieg, als die Tür aufging und David erschien.
“Guten Morgen, ihr beide! Ist alles in Ordnung?”, fragte er, während er seine Jacke ablegte.
“Alles bestens”, antwortete Abbie, froh, dass sie Sams Fragen endlich ausweichen konnte. “Und was macht Laura?”
“Ihr geht es wirklich fabelhaft. Kein bisschen Morgenübelkeit, und wenn das Baby nicht ab und zu strampeln würde, könnte man meinen, sie sei gar nicht schwanger. Dabei fällt mir ein, dass Laura euch alle am Samstag zum Abendessen einladen möchte. Wir sind gerade mit dem Umzug einigermaßen fertig.”
“Ist es nicht ein merkwürdiges Gefühl, ins Haus nebenan zu ziehen?”, fragte Abbie. David hatte Laura kennengelernt, als sie in sein Nachbarhaus zog. Damals war er schon Witwer. Als sie heirateten, beschlossen sie, sein Haus zu verkaufen und gemeinsam in ihres zu ziehen.
“Ich gebe zu, dass der Umzug in mir gemischte Gefühle geweckt hat. Immerhin verbinden sich mit meinem Haus viele Erinnerungen, doch jetzt sehen wir in die Zukunft und sind beide bereit, einen neuen Anfang zu machen”, erklärte David. “Für meine Kinder Mike und Emily war der Umzug ein richtiges Abenteuer.”
“Und Holly freut sich auch”, fügte Sam hinzu. Er war seit Kurzem mit Davids ältester Tochter Holly verlobt.
“Ich weiß”, sagte David und klopfte Sam freundschaftlich auf die Schulter. “Im Moment schwebt sie dank dir ohnehin im siebten Himmel. Wahrscheinlich hätte es ihr auch nichts ausgemacht, wenn ich in die Mongolei gezogen wäre.”
In diesem Augenblick betraten Elizabeth und James Hand in Hand das Zimmer. “Anscheinend bin ich die Einzige in dieser Runde, die nicht von Amors Pfeilen getroffen wurde”, bemerkte Abbie. “Ein Glück, dass wenigstens einer von uns mit beiden Beinen auf der Erde steht.”
“Sei nicht so selbstgefällig, Abbie!”, schoss Sam zurück. “Niemand ist gegen die Liebe gefeit. Sie packt dich, wenn du es am wenigstens erwartest.”
Abbie rollte mit den Augen und gab damit zu verstehen, dass sie nicht ein Wort davon glaubte, doch das Lächeln verging ihr, sobald sie die Praxis verlassen hatte. In den vergangenen Monaten hatte sie miterlebt, wie sich ihre besten Freunde verliebt, verlobt und verheiratet hatten, und sie wäre nicht ehrlich zu sich selbst, wenn sie sich nicht eingestehen würde, dass sie sich ein wenig ausgeschlossen fühlte. Zu gerne hätte auch sie einen Menschen um sich, mit dem sie Freud und Leid teilen könnte. Nicht einmal mit ihrem geschiedenen Mann Paul konnte sie das. Zu keiner Zeit hatte er ihr so nahe gestanden wie Nick. Als sie darüber nachdachte, wurde sie noch trauriger.
“Das ist ja großartig!” Abbie konnte ihre Freude nicht verhehlen, als sie sah, wie Trisha Shepherd sich zum ersten Mal selbst die Insulinspritze gab und dabei keine Spur von Angst zeigte.
“Ich habe gestern den ganzen Tag geübt, nicht wahr, Mama?”, sagte das Mädchen.
“Das hat sie wirklich. Ich kann Ihnen eine ganze Schüssel Apfelsinen zeigen, um es zu beweisen.” Jeannie Shepherd nahm ihre Tochter in die Arme und drückte sie an sich. “Wir sollten das feiern, finde ich. Wie wäre es mit einem Ausflug nach Manchester? Wir könnten dort Einkäufe für dich machen, damit du dich hübsch anziehen kannst, wenn du dich an der Universität bewirbst.”
“Im Ernst?” Trisha fiel ihrer Mutter um den Hals und bedankte sich. “Wann können wir fahren?”
“Besprich das mit deinem Vater”, sagte Jeannie. Als Trisha davongelaufen war, bedankte sie sich bei Abbie für ihre Geduld. “Trisha hat immer Angst vor
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