Bianca Arztroman Band 0011
wie man seine Gegner austrickste. Schließlich hatte er nicht aufgrund seines lammfrommen Wesens den ersten Platz in der Sportbekleidungsindustrie des Staates ergattert! Er hatte seine Konkurrenten mit raffinierten Tricks ausgeschaltet, indem er ihre Schwächen ausspioniert und im richtigen Moment an den Pranger gestellt hatte!
“Sie mögen Recht haben”, gab sie zu, “aber erst einmal muss er von meiner Schwangerschaft erfahren! Er kommt am nächsten Wochenende, um Kevins Benehmen zu prüfen. Wenn sich mein Bruder anständig und unauffällig verhält, dann haben wir gute Chancen, dass sich Onkel Bert gar nicht mehr meldet und alles beim Alten bleibt. Es geht ihm nämlich gar nicht um Kevin. Im Grunde genommen ist er nur an seinem eigenen Fortkommen interessiert. Deshalb darf im Augenblick niemand von meiner Schwangerschaft erfahren.”
“Okay, soweit Ihre Seite. Werfen wir einen Blick auf meine Position”, sagte Will und sah aus dem Fenster. “Ich habe gewisse Verpflichtungen dem Krankenhaus gegenüber. Man erwartet von mir, dass ich die Entbindungsklinik erweitere und in ein modernes Geburtenzentrum verwandele. Ein ehrgeiziges Projekt, dem ich zugestimmt habe. Wenn mein Privatleben nicht den bürgerlichen Maßstäben entspricht, wird das sich negativ auf mein Berufsleben auswirken.” Er hob die Hand, als Emily etwas einwenden wollte. “Nein, sagen Sie nichts, ich weiß, dass es so läuft. Es ist irrational, aber es ist so! Mit anderen Worten, meine Pläne könnten ins Wanken geraten.”
“Das sind Vermutungen”, sagte Emily, “und Vermutungen reichen nicht aus, um eine Ehe einzugehen. Es kann auch ganz anders kommen. Es ist sehr gut möglich, dass niemand Anstoß nimmt.”
Will zuckte die Schultern. “Vielleicht, ich bin kein Hellseher, aber ich mag es nicht, überrumpelt zu werden, wenn ich die Möglichkeit habe, mich vorzubereiten. Warum soll ich alles aufs Spiel setzen und mich der Unsicherheit des Schicksals aussetzen, wenn ich vorher die Möglichkeit der Schadensbegrenzung habe? Ich bin immer gut damit gefahren!” Er warf ihr einen viel sagenden Blick zu. “Als Arzt muss ich für Prävention eintreten, um Schlimmeres zu verhindern, nicht wahr?”
“Natürlich. Ich verstehe auch Ihre Bedenken, und ich finde es richtig, dass Sie das Problem von allen Seiten betrachtet haben. Aber mich interessiert eine ganz andere Frage. Würden Sie mich vom Fleck weg heiraten wollen, wenn ich nicht schwanger wäre?”
“Normalerweise läuft eine Beziehung anders herum”, antwortete Will diplomatisch. “Zuerst kommt die Zeit des Kennenlernens, nicht wahr? Dazu ist es bei uns nicht gekommen.”
Emily schwieg. Schwanger oder nicht. Sie wusste längst, auf welche Frauen er stand und dass sie nicht dazugehörte.
“Okay, ich gebe zu, ich hätte Ihnen keinen spontanen Heiratsantrag gemacht, aber ich weiß, dass ich Sie gern näher kennengelernt hätte”, fuhr Will fort.
Emily sah ihn an. Sein Gesicht war offen und ehrlich. Sie lächelte flüchtig. “Vor ein paar Wochen hätte ich Ihrem Antrag bedenkenlos zugestimmt”, gab sie zu. “Ich dachte, dass eine Ehe die Lösung meiner Probleme ist. Aber davon bin ich inzwischen abgekommen.”
“Unser Kind braucht uns”, gab Will zu bedenken.
“Ich weiß, und ich werde es Ihnen nicht vorenthalten.”
“Ich bin nach wie vor der Meinung, dass wir heiraten sollten”, meinte Will. “Es ist für alle Beteiligten die beste Lösung.”
“Das glaube ich nicht. Sobald Sie Ihren guten Ruf vor der Öffentlichkeit gerettet haben, werden Sie anfangen, Ihren überstürzten Entschluss zu bereuen. Sie werden erkennen, dass Sie eine Frau geheiratet haben, die nicht Ihren Vorstellungen entspricht.”
“Wir könnten uns auf eine zeitlich begrenzte Ehe einigen”, schlug Will vor.
Emily schloss die Augen. Zu viel war in den letzten vierundzwanzig Stunden auf sie eingestürmt. “Ich kann jetzt nichts entscheiden”, sagte sie hilflos. “Ich muss zurück in den Kreißsaal.”
“Gut, aber denken Sie über meinen Vorschlag nach, Emily.”
Sie strich eine Haarsträhne aus der Stirn. “Ja, aber erwarten Sie nichts. Ihr Antrag in Ehren, doch …” Sie schüttelte den Kopf und verließ den Raum.
Will sah ihr nach. Er war frustriert. Mit einer Absage hatte er nicht gerechnet. Jede andere vernünftige Frau in Emilys Lage hätte zugestimmt! Schließlich war nicht jeder ungewollt werdende Vater bereit, die Verantwortung für das Kind zu teilen! Er runzelte die Stirn.
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