Bianca Arztroman Band 0011
Kind! Sie ist vierzehn!” Sie schüttelte den Kopf. “Was ist mit Blinddarm? Haben Sie daran gedacht? Sind Sie Facharzt? Kann ich mich überhaupt darauf verlassen, dass Sie meine Tochter richtig behandeln?”
Pete sah sich verstohlen um und entdeckte Ken Riddell, auf dem Weg zu Gillians Kabine. Also doch! Der harmlose Teenager hatte mehr als eine starke Monatsblutung!
Er wandte sich wieder Mrs. Affleck zu und antwortete geduldig auf ihre vielen, inquisitorischen Fragen, damit Ken sich in Ruhe der Patientin widmen konnte.
Aber plötzlich setzte große Hektik ein. Ken hatte eine gefährliche Eileiterschwangerschaft diagnostiziert, die eine sofortige Operation nötig machte. Gillian befand sich in Lebensgefahr. Pete war ziemlich sicher, dass sie trotz der raschen Therapie eine Bauchfellentzündung entwickeln würde.
Es war Anna, die Mrs. Affleck benachrichtigte und vom Stand der Dinge in Kenntnis setzte. Und es war Anna, die Gillians Hand hielt und sie bis vor den OP-Trakt begleitete.
“Was hat Gillian dir gesagt? Und warum hat sie mir die Wahrheit verschwiegen?”, fragte Pete, nachdem er mit Anna allein war.
Sie lächelte flüchtig. “Ich hatte Insider-Kenntnisse”, gab sie zu. “Das war der Grund, warum sie sich mir anvertraut hat. Sie geht in Jackies Klasse, und ich wusste, dass sie sich für einen Jungen interessierte. Er ist nicht viel älter als sie. Ein oder zwei Jahre.” Sie seufzte. “Ich glaube nicht, dass man viel tun kann, um die Kids vor so frühen sexuellen Erfahrungen zu schützen. Aber ich finde es trotzdem schlimm. Ich denke, sie tun es aus den falschen Gründen. Sie tun es nicht, weil es ihnen Spaß macht oder weil sie nicht anders können, sondern sie tun es, um anerkannt und beliebt zu sein. An die Konsequenzen denken sie bestimmt nicht!” Sie zuckte die Schultern. “Andererseits sollte ich besser den Mund halten, was diese Dinge betrifft. Davon verstehe ich nämlich nichts.”
Sie wandte sich zum Gehen, aber Pete hielt sie zurück.
“Was heißt das, Anna? Warst du ein Spätentwickler?”
Sie errötete, und er bedauerte seine taktlose Frage. “Sorry, vergiss meine dumme Frage”, sagte er rasch. “Es geht mich natürlich nichts an.”
Sie sah ihn an, als überlegte sie, was sie ihm zutrauen konnte.
“Ja, Spätentwickler ist der richtige Ausdruck”, gab sie zu. Dann lachte sie leise. “Tatsache ist, dass ich noch gar nicht angefangen habe! Und das macht es so verdammt schwer, mit den Kids über dieses Thema zu reden. Was kann schon eine sagen, die mit dreißig noch Jungfrau ist?” Diesmal verließ sie wirklich den Raum, aber er kam ihr nach und griff nach ihrem Arm.
“Du warst zweimal verheiratet und bist immer noch Jungfrau?”, fragte er ungläubig und hätte am liebsten laut gelacht. So etwas Absurdes hatte er noch nicht gehört!
Sie ließ sich in ihren Sessel fallen. “Meinetwegen kannst du lachen, aber so komisch ist es nicht, wenn du die Geschichte kennst. Mir jedenfalls ist nicht zum Lachen zumute, wenn die Kids mit mir über Sex reden wollen und ich nicht weiß, wie und was ich raten soll oder kann! Mir fehlt die Praxis. Trotz der beiden Ehen! Und das ist bitter!”
“Wie kam es dazu?”, fragte Pete ruhig.
“Mein erster Mann war ein Studienfreund. Er stammte von einer Pazifikinsel. Es gab politische Unruhen dort, während er in Australien studierte. Er hatte nur ein Besuchervisum für diese Zeit. Als er fertig war, sollte er abgeschoben werden. Da habe ich ihn geheiratet.”
“Du hast ihn geheiratet, um ihn vor der Abschiebung zu retten?”
“Ja, nur aus diesem Grund. Als es auf seiner Heimatinsel wieder friedlicher wurde, ließen wir uns scheiden, und er ging zurück. Heute hat er einen hohen Regierungsposten in seinem Land.”
“Und Ted?”
Sie lächelte. Ihr Gesicht war ganz weich. “Ted und Sylvia Crane waren meine Rettung”, sagte sie ruhig, ohne jedes falsche Pathos. “Ich war so ein ähnliches Kind wie Naomi Wilson. Wild, ungebärdig, aber ohne Eltern. Meine Mutter … Irgendetwas ist passiert …”
Sie schwieg, und ihre Augen verschleierten sich. Pete spürte, dass sie jetzt nicht über dieses Thema sprechen würde. Und er hatte Recht. Sie räusperte sich und fuhr mit veränderter Stimme fort.
“Ich lebte bei Pflegeeltern, die häufig wechselten. Ich war schwer zu halten. Niemand konnte mich länger ertragen. Ich habe keine Ahnung, warum ich so ungezogen war. Ich weiß nicht einmal, ob ich überhaupt irgendetwas damit erreichen
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