Bianca Arztroman Band 0026
einem sanften Goldton bestand. Ihr Make-up beschränkte sie auf die Betonung ihrer Augen, indem sie einen rauchigen Lidschatten auflegte und Mascara benutzte, um ihre Wimpern noch dichter und länger erscheinen zu lassen.
Warum machte sie überhaupt so ein Theater?
Weil, wenn sie ehrlich war, sie so wenigstens eine Chance hatte, mit Lyn Scali konkurrieren zu können. Sie schnitt ihrem Spiegelbild eine Grimasse, während sie auffällige goldene Clips an ihren Ohren befestigte.
Cate saß bereits in ihrem Wagen, als ihr Handy klingelte. Der Anruf kam von Terence Walsh, einem von Peters Patienten. Er war um die siebzig und lebte allein. Cate war innerhalb von drei Minuten bei ihm.
“Ich bin ein alter Trottel”, lamentierte der alte Mann vor sich hin. “Ich wollte vorhin meine Tabletten nehmen und musste feststellen, dass die Packung leer war. Und dann habe ich auch noch beim letzten Mal vergessen, mir ein neues Rezept geben zu lassen.”
“Das ist doch kein Problem, Mr. Walsh.” Cate setzte sich neben ihn auf das Sofa. “Ich lasse Ihnen genug Tabletten hier, damit Sie über das Wochenende kommen und schreibe Ihnen ein neues Rezept aus, das Sie Montag einlösen können. Na, wie hört sich das an?”
“Das hört sich gut an”, sagte er. “Aber ich muss unbedingt noch Dr. Maguire sprechen, bevor er uns verlässt. Wer kümmert sich denn um mich, während er weg ist?”
Cate wusste, das Peter mit all seinen Patienten über seine Abwesenheit gesprochen und ihnen Andrew als Vertretung avisiert hatte. Mr. Walsh schien ein bisschen verwirrt zu sein und hatte es wohl vergessen.
“Sie werden jetzt von Dr. Whittaker betreut”, sagte Cate und schrieb das Rezept aus.
Mr. Walsh zog seine fadenscheinige Strickjacke noch enger um seinen mageren Oberkörper. “Das ist so ein junger Hüpfer, nicht wahr?”
“Nein, das würde ich wirklich nicht sagen”, meinte Cate und verbiss sich nur mit Mühe ein Lachen. “Dr. Whittaker war bisher Armeearzt und verfügt über eine langjährige Erfahrung.”
“Na, das hört sich ja nicht so schlecht an”, entschied der alte Mann für sich.
Durch den Hausbesuch bei Mr. Walsh erschien Cate als letzter Gast auf der Party. Wegen ihres Bereitschaftsdienstes hatte Jon einen frei zugänglichen Parkplatz für ihren Polo reserviert. Eine gute Idee, dachte Cate, während sie die lange Reihe geparkter Autos entlangfuhr. Nachdem sie ihren Wagen abgestellt hatte, machte sie sich auf den Weg in Richtung des Stimmengewirrs und Gelächters, das aus dem Garten der Goodsirs schallte.
Ellie Maguire begrüßte sie mit einer herzlichen Umarmung. “Es ist viel zu lange her”, sagte sie lächelnd. “Und es wird noch viel länger dauern, bis wir uns wiedersehen, Cate.”
Cate erwiderte die Umarmung. “Hauptsache, Sie genießen jede einzelne Sekunde Ihrer Ferien.”
Ein junges Mädchen tauchte mit einem Tablett vor ihr auf, und Cate griff nach einem Glas Fruchtsaft. Bedächtig nahm sie einen großen Schluck und schaute sich unauffällig nach Andrew um.
Sie entdeckte ihn sofort — in eine angeregte Unterhaltung mit Lyn Scali vertieft. Na, was hattest du denn erwartet, Cate, dachte sie ironisch. Ihre Laune sank auf den Nullpunkt.
Lyn machte in ihrem enganliegenden schwarzen Kleid unbestreitbar einen äußerst attraktiven Eindruck. Sie hatte ein dramatisches Make-up aufgelegt, das ihre hohen Wangenknochen und großen Augen betonte. Den Kopf hatte sie in den Nacken gelegt und schien ganz auf Andrew konzentriert zu sein.
Cate verkrampfte ihre Finger um den Stil ihres Glases. Einen wilden Moment lang war sie entschlossen, ihre Ansprüche geltend zu machen — einfach rüberzugehen und deutlich ihr Claim abzustecken.
“Ein wirklich hübsches Paar, nicht wahr?”, sagte Ellie Maguire, die Cates Blick gefolgt war. “Was denken Sie, findet mein Neffe sich im zivilen Leben wieder einigermaßen zurecht?”
Als ob er das ausgerechnet mir erzählen würde, hätte Cate am liebsten geschrien. Mit mir will er nur schlafen. “Er ist ein erwachsener Mann, Ellie”, sagte sie laut. “Ich denke, er hat sich seine Entscheidung ausreichend überlegt.”
Die ältere Frau schüttelte zweifelnd den Kopf. “Ich kann es nicht erklären, aber ich mache mir wirklich Sorgen um ihn.”
“Um wen? Um mich?” Peter war unbemerkt zu ihnen getreten.
“Ganz sicher nicht”, lachte Ellie und knuffte ihren Mann liebevoll in die Rippen. “Cate und ich haben uns gerade über Andrew unterhalten, und darüber, wie er
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