Bianca Arztroman Band 0026
nochmals anzuflehen, mit ihr zu schlafen.
Er wartete eine Woche, ehe er ihr vorschlug, zusammen zum Ball zu gehen.
“Du kommst so spät damit, dass ich mich schon gefragt habe, ob du stattdessen mit Joanne hingehen wolltest.” Sie versuchte es locker klingen zu lassen.
Aber sie erkannte ihren Fehler sofort. Die alte Vorsicht war wieder in seinen Augen zu sehen.
“Ich hatte gehofft, über solchen Kinderkram wären wir inzwischen hinweg, Olivia”, sagte er verdrossen.
“Ach, ich weiß auch nicht, warum ich es gesagt habe”, entschuldigte sie sich reumütig. “Ich möchte nur, dass es zwischen uns vorangeht, und die Zeit verrinnt so schnell. In drei Wochen kommt Justin schon wieder — und was dann?”
“Ich habe da ein paar Ideen”, sagte er geheimnisvoll.
Es reichte gerade, um ihre Hoffnungen am Leben zu erhalten.
“Wahnsinnig!”, rief Grant ehrfurchtsvoll, als er Olivia am Samstag abholte. “Ist das ein Outfit, Olivia!”
“Gefällt es dir?” Sie hatte das teure und elegante Kleid am Montag im Schaufenster von Monica’s Boutique entdeckt und spontan gekauft. Es war schulterfrei, lag wie eine zweite Haut an und schimmerte von Kristallperlen. Kein Kleid für zaghafte Menschen. Sie wirbelte im Kreis herum, ihr Schal aus reiner Seide wehte wie ein Engelsflügel.
“Ich mag es”, keuchte er.
Seine Reaktion enttäuschte sie. “Du magst es?”, wiederholte sie. “Das ist alles?”
“Nein.” Er wich vor ihr zurück, als wäre sie ein angriffslustiges wildes Tier. “Dich mag ich auch.”
Mögen? hätte sie am liebsten gekreischt. Mehr hast du nicht zu bieten? Wir mögen uns seit Wochen! Was muss ich noch tun, dass mehr daraus wird? Oder ist das hier schon das höchste der Gefühle?
Aber sie wusste, welche katastrophalen Folgen solche Ausbrüche in ihrer Ehe gehabt hatten. Bemüht, sich nichts von ihrem Frust anmerken zu lassen, sagte sie: “Wie schön. Möchtest du vielleicht einen Drink?”
“Nein, danke.”
“Dann könnten wir ja los.”
“Gern.”
So wie er sich auf der Fahrt zum Country Club benahm, hätte man denken können, sie hätte ihn zu dieser Begleitung erpresst. Er sprach kaum ein Wort, und als sie ankamen, konnte er es anscheinend kaum erwarten, sie loszuwerden.
“Diese Daphne Soundso kommt gerade auf dich zugeschossen”, sagte er hastig. “Ich nehme an, sie will sicherstellen, dass du bei dieser größten Spendensammelveranstaltung des Jahres auch wirklich niemanden ausgelassen hast.” Dabei wanderte sein Blick hinüber zur Cocktailbar, als wäre ein kräftiger Schluck das Einzige, was ihn über den Abend bringen würde. “Ich warte dann auf dich in der Bar.”
“Ich dachte, du würdest dich mehr für die Spendenaktion interessieren, da das heute Abend eingesammelte Geld der Kardiologie zur Verfügung gestellt wird. Ich erinnere mich noch, wie leidenschaftlich du auf der Sitzung für Gelder geworben hast.”
“Das war nur, weil ich zu dem Zeitpunkt umständehalber die kardiologische Abteilung vertreten habe, Olivia.” Seine hochgezogene Augenbraue verriet, dass ihm ihr beißender Unterton durchaus nicht entgangen war. “Aber ich bin weder der Leiter der Station, noch werde ich lange genug hier sein, um Veränderungen mitzuerleben, die den Patienten zugutekommen, die ich zur Zeit behandle. Der heutige Abend ist einfach nur eine gesellschaftliche Veranstaltung für mich.”
“Na schön, dann will ich dich auch nicht mit irgendwelchen Fachgesprächen langweilen!” So rasch es ihr enges Kleid erlaubte, rauschte sie davon. Er rief ihr nach, sie solle nicht so empfindlich sein, und kam hinterher. Aber sie schoss quer durch die Gäste davon und verschwand in der Damentoilette.
Olivia wusste, sie hatte übertrieben reagiert. Aber wenn Grant noch nicht begriffen hatte, dass die Dinge sich seit damals geändert hatten, dann würde sie es ihm beweisen, noch bevor der Abend zu Ende war!
Sie ließ ihn volle zwanzig Minuten im eigenen Saft schmoren. Dann schlenderte sie hinüber zur Cocktailbar.
Es waren inzwischen noch mehr Gäste gekommen. Sie entdeckte auch ihren Vater und Henry, dazu Bethany und ihren Verlobten, Matthew Black. Grant stand in einer Ecke an einem der hohen Fenster mit Blick aufs Flusstal, in eine angeregte Unterhaltung mit einigen Kollegen vertieft. Er bemerkte nicht einmal, dass sie zurück war.
Er konnte lange darauf warten, dass sie zu ihm kommen würde. Und um seine Aufmerksamkeit würde sie garantiert nicht betteln!
Erst ungefähr eine
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