Bianca Arztroman Band 0031
verkniff sich die Bemerkung, dass das in Anbetracht der Zurückgezogenheit, die sie selbst bisher in Malden erlebt hatte, ein ziemlich überflüssiges Geschenk sein dürfte.
“Schmuck wäre doch auch nicht schlecht”, startete Kate einen schüchternen Versuch. “Wie wäre es mit einer Uhr oder einer Halskette?”
Ethan schüttelte den Kopf. “Ich denke, ich bleibe bei dem Kleid. Der Laden da drüben sieht aus, als könnte er haben, was mir vorschwebt. Trinken Sie doch noch einen Kaffee. Ich bleibe nicht lange.”
Kate sah unsicher zu ihm auf. Sie dachte daran, dass Jodie ihr aufgetragen hatte, ihn bei seinem Einkauf auf gar keinen Fall aus den Augen zu lassen. Wenn auch die Chancen, ihn von etwas abzubringen, was er sich einmal in den Kopf gesetzt hatte, nicht allzu rosig waren, war es den Versuch immerhin wert.
“Ich komme mit Ihnen”, sagte sie und stand auf.
“Ist nicht nötig …”
“Sicher nicht. Aber manchmal sehen vier Augen doch mehr als zwei.”
Ethan zuckte die Achseln, und Kate folgte ihm über die Straße in das Geschäft, das er entdeckt hatte. Es sah nicht schlecht aus. Wenn Jodie eigentlich auch keine Anziehsachen haben wollte, gab es in dieser erlesenen Boutique sicherlich einiges, wogegen auch sie nichts einzuwenden hätte.
“Guten Morgen. Kann ich Ihnen helfen?”, wurden sie vom strahlenden Lächeln einer Angestellten auf Deutsch begrüßt, als sie das Geschäft betraten.
Kate lächelte entschuldigend zurück. “Sorry, aber sprechen Sie Englisch?”
“Ja, natürlich.” Die Frau nickte beflissen. “Was kann ich für Sie tun?”
“Wir suchen nach einem Kleid für eine angehende junge Dame, die demnächst fünfzehn wird, etwas Schickes zum Ausgehen.”
“Modisch, aber nicht zu ausgefallen? Vielleicht etwas, in dem sich die junge Dame schon ein wenig erwachsen vorkommt, nicht wahr?”, erkundigte sich die Verkäuferin.
“Ganz genau”, bestätigte Kate. “Ich dachte …”
“Wie steht’s hiermit”, fragte Ethan, der hinter ihr schon begonnen hatte, sich umzusehen. “Das sieht doch nett aus.”
Kate drehte sich um und musste sich das Lachen verkneifen. Wie Jodie es vorausgesagt hatte, hatte Ethan ein blaues Samtkleid mit einem großen, weißen Spitzenkragen ausgesucht.
“Das ist die Kinderabteilung, Ethan”, bemerkte sie mit Nachdruck.
“Wieso? Das sieht doch hübsch aus.”
“Sicher, aber es ist Jodies fünfzehnter Geburtstag und nicht ihr zehnter.”
“Und das hier?” Rosa Chiffon! Jodie kannte ihren Vater wirklich gut.
Kate schüttelte energisch den Kopf und begann ihrerseits einen Kleiderständer zu durchsuchen. “Das gefällt mir schon besser”, meinte sie. Sie betrachtete prüfend ein kurzes, schmal geschnittenes Kleid aus schwarzem Satin.
“Das ist ein Unterrock”, protestierte Ethan.
“Quatsch, das ist ein kleines Abendkleid.”
“Für mich sieht es trotzdem aus wie ein Unterrock”, brummelte er. “Und wieso schwarz? Jodie wird doch nicht Schwarz tragen wollen?”
“Und ob. Sie wird es lieben … da wette ich.”
“Na schön, meinetwegen. Ich gebe mich geschlagen”, knurrte Ethan ein bisschen beleidigt. “Sonst noch etwas hier, das sie lieben wird?”
“Im Ernst, Ethan?” Kate nahm sein Schulterzucken für Zustimmung. In beachtlicher Geschwindigkeit suchte sie zwei farbenfrohe Blusen und eine Hose aus. “Sind die gut?”, fragte sie und hielt sie Ethan hin.
“Hervorragend. Wie fürs Kostümfest”, spottete er. “Tagsüber geht Jodie als Harlekin und abends als Witwe.” Gleichzeitig zeigte er ihr eine Jacke im Blousonschnitt, die er ausfindig gemacht hatte. “Und wie ist die?”
“Klasse!”, rief Kate begeistert aus. “Die wird sie mögen.”
“Der Preis ist auch klasse”, meinte Ethan trocken.
Kate sah ihn tadelnd an. “Meine Güte, Ethan! Jodie hat doch nur einmal im Jahr Geburtstag.”
“Okay, okay”, sagte er und hob abwehrend die Hände. “Dann nehmen wir das.”
Die Verkäuferin lächelte wissend, als Kate ihr die Kollektion auf den Tisch legte. “Mit meinem Mann ist das auch nicht anders, wenn wir zusammen einkaufen”, sagte sie verständnisvoll.
“Aber …” Kate wurde rot und sagte nichts mehr. Sie wartete, bis Ethan seine Kreditkarte zurückerhalten hatte, und beeilte sich dann, mit den Paketen den Laden zu verlassen.
“Ethan, warum haben Sie nichts gesagt? Die Frau glaubte doch todsicher, wir wären verheiratet.”
“Ich weiß.” Ethan grinste breit. “Die Leute glauben immer, was sie
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