Bianca Arztroman Band 0031
zögernd zu Ethan hinüber. “Ethan, wir müssen etwas besprechen”, sagte sie. Man merkte ihr an, dass etwas sie bedrückte.
“Besprechen?”, wiederholte er erstaunt, “was gibt es denn jetzt zu besprechen?”
“Wir müssen einmal über uns reden. Ethan, ich werde das Gefühl nicht los, dass du mich ausschließt.” Ethan drehte sich weg. “Ich dachte, wir gehören zusammen?”, appellierte Kate an ihn.
“Das tun wir doch auch.”
“Warum lässt mich dann nicht an dich herankommen? Ich liebe Jodie auch. Ich mache mir um sie genauso Sorgen.”
“Das glaube ich dir”, sagte Ethan tonlos und blickte starr durch die Glasscheibe, während er Kate den Rücken zukehrte.
“Also, was ist los?”, fragte Kate eindringlich. “Geteiltes Leid bringt einen doch normalerweise näher zusammen und nicht auseinander. Aber ich habe, ehrlich gesagt, den Eindruck, dass wir uns augenblicklich voneinander entfernen. Liegt es daran, dass du noch immer denkst, du bist verantwortlich für Jodies Zustand … ist es das?”
“Ich bin immer verantwortlich”, sagte er. “In diesem Fall ganz besonders. Ich hätte an jenem Tag auf dich hören sollen. Und ich hätte auch nicht zulassen dürfen, dass sie uns ertappt.”
“Ethan, davon ist sie nicht krank geworden”, versuchte Kate ihn verzweifelt zu überzeugen.
“Woher willst du das so genau wissen?”, widersprach er. “Die medizinische Ursachenforschung kennt immer mehr Krankheitsbilder, die maßgeblich durch Stress hervorgerufen werden.”
Kate sah ihn von der Seite an. Müdigkeit und Anspannung hatten deutliche Spuren in seinem Gesicht hinterlassen. Dann gab sie sich einen Ruck und sagte: “Ich bereue nicht, dass wir uns geliebt haben. Natürlich wünschte ich mir, Jodie hätte uns nicht überrascht und uns so vorgefunden. Aber nichts kann mich dazu bringen, das, was wir getan haben, zu bereuen.”
Als Ethan nichts darauf erwiderte, setzte ihr Herz einen Schlag aus. “Ethan … Ethan, bereust du, dass wir uns geliebt haben?”
Ethan kam nicht dazu zu antworten. Die Tür wurde geöffnet, und Dr. Kaufmann kam herein. Auf seinem sonst immer ernsten Gesicht zeigte sich ein Lächeln.
“Ich habe gute Nachrichten dieses Mal. Ihre Tochter kann heute auf die Station verlegt werden. Wir glauben, sie ist über den Berg.”
Ethan ergriff die Hand des Arztes und schüttelte sie überschwänglich. “Das ist großartig! Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll.”
“Ist sie denn sonst auch in Ordnung?”, fragte Kate ängstlich. “Ich meine, haben Herz und Lunge das alles ohne Schaden überstanden?”
“Einige kleinere Vernarbungen der Lunge wird sie davontragen”, erklärte Dr. Kaufmann, “aber das Herz ist glücklicherweise unversehrt geblieben.”
“Wann wird sie wieder reisefähig sein?”, wollte Ethan wissen. “Sie müssen das verstehen, Herr Kollege. Wir wollen jetzt so schnell wie möglich wieder nach Hause.”
Dr. Kaufmann runzelte die Stirn. “In drei Wochen … frühestens. Eine Woche möchte ich sie gern noch hierbehalten, bis die Antibiotika-Behandlung abgeschlossen ist. Danach braucht sie aber noch wenigstens zwei Wochen absolute Ruhe, bevor sie ohne Risiko eine längere Reise antreten kann.”
Ethan nickte. “Können wir sie jetzt sehen?”, fragte Kate, “Ich meine, wenn sie auf die Station verlegt worden ist?”
Dr. Kaufmann machte mit einem Mal ein etwas betroffenes Gesicht. “Generell schon. Aber was speziell Sie angeht, hat die Patientin ziemlich eindeutig erklärt, dass sie Sie nicht zu sehen wünscht.”
Kate drehte sich schnell weg. Sie wollte nicht, dass man sah, wie ihr die Tränen in die Augen schossen. Wie inständig hatte sie gehofft, dass Jodie alles überstand. Fast mit derselben Inbrunst hatte sie auch gehofft, dass der Zorn des Mädchens auf sie, nachdem das Schlimmste überstanden war, ein wenig abgeebbt wäre. Das war offensichtlich nicht der Fall.
“Ich spreche mit Jodie”, versprach Ethan, nachdem Dr. Kaufmann gegangen war.
“Nicht so wichtig.” Kate schluckte die Tränen herunter. Sie konnte kaum reden. “Alles, worauf es erst einmal ankommt, ist, dass Jodie wieder auf die Beine kommt. Sie wird eine besonders sorgfältige Krankenpflege brauchen, und wenn wir wieder in Malden sind …”
“Kate, was Malden angeht”, unterbrach sie Ethan und nahm ihre Hände und hielt sie zwischen seinen, “Jodie hat jetzt so viel durchmachen müssen, sie hat in ihrem kurzen Leben so viel Kummer erfahren. Ich liebe dich,
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