Bianca Arztroman Band 0031
nach Port aux Basques übergeben werden. Ansonsten ist nichts weiter Erwähnenswertes vorgefallen. Aber bevor ich diese zwei Freunde in den Kühlschrank lege, wüsste ich gerne, wie es deiner Familie in St. Anthony geht?”
“Es geht ihnen gut”, antwortete Suzannah unbeschwert. Sie befanden sich auf sicherem Grund, solange Lafe nicht fragte, worüber sie gesprochen hatten. Denn natürlich war Nigel das Gesprächsthema. John war geschockt, als er hörte, dass Nigel nach Neufundland gekommen war. Aber das alles war ihr nicht wichtig. Sie wollte nur eines nicht, und das war, von Lafe getrennt zu werden.
Spät in der Nacht, als sie schlaflos in ihrem Bett lag, das neben der getäfelten Wand stand, wurde es ihr klar. Nur Nigel hatte die Nerven, sie am Ende der Welt ausfindig zu machen, um sie erneut zu besitzen. Und wenn er herausfinden würde, dass sie einen anderen Mann liebte, würde er es, nur zur eigenen Befriedigung, ganz sicher zerstören.
John hatte sich am Telefon erkundigt, ob Lafe bereits Angebote für sein Haus bekommen hatte. Und das hatte in ihr jenen Tag in Erinnerung gerufen, als er sie zu dem Haus geführt hatte.
Damals war sie noch nicht in ihn verliebt gewesen, aber etwas in ihr trieb sie dazu, ihm davon abzuraten, es zu verkaufen. Jetzt wäre es für sie der Himmel auf Erden, mit ihm als seine Frau dort zu leben.
Aber Lafe brauchte die Freiheit. Er hatte selber zugegeben, dass er ein Wanderer war, ein Mann, der kein Bedürfnis danach verspürte, sich niederzulassen. Und das war eine klare Absage an die Ehe.
Aber das kam sowieso nicht infrage. Sobald er über ihre Vergangenheit Bescheid wusste, würde er mit ihr nichts mehr zu tun haben wollen. Und dass er es herausfinden würde, stand fest, jetzt da Nigel hier war.
Noch war Nigel allerdings zu krank, um sich einzumischen, rief sie sich in Erinnerung, kurz bevor der Schlaf ihre Augenlider schloss.
Aber das war nur eine Frage der Zeit.
Der Kabeljau, direkt aus den kalten Wassern des Atlantiks gefangen, war mit dem knackigen Gemüse und der leichten Kräutersauce ein köstliches Essen. Ebenso gut gelungen war der von Suzannah zubereitete Nachtisch Pavlova, wofür sie sich von Maisie einen Schneebesen geliehen und einen Raubzug durch die spärlich gefüllten Regale des kleinen Ladens gemacht hatte.
Sie hatte ihre Arbeitskleidung, die Hose und das Shirt, abgelegt und sich das schönste Kleidungsstück für diesen Abend mit Lafe ausgesucht. Es war cremefarbener, schwerer Brokatstoff, wadenlang geschnitten, mit tiefem Ausschnitt und Dreiviertelarmen, der ihre dunklen Haare noch glänzender erscheinen ließ und ihre Haut in samtenes Elfenbein verwandelte.
Etwas weniger Angemessenes für ein Abendessen in einer Holzhütte, viele Meilen entfernt von allem, war kaum zu finden. Aber Suzannah war das gleichgültig. Sollte ihre Beziehung in naher Zukunft zerfallen, wollte sie, dass er sie genau so in Erinnerung behielt, schön, begehrenswert, verlockend …
Es erzielte den gewünschten Effekt. Von dem Moment an, als er ihr die Tür öffnete, war nicht zu übersehen, dass ihm gefiel, was sie trug.
Während des Abendessens sprachen sie über alles andere, nur nicht über sich selbst. Nur einmal kurz erwähnte Lafe den englischen Arzt, dessen Zustand immer noch kritisch war. Für einen Moment stockte Suzannah der Atem, aber sie wechselten das Thema sofort wieder.
Als sie begann, den Tisch abzuräumen, schüttelte er den Kopf. “Lass alles stehen und setz dich zu mir. Ich möchte dir sagen, wie wunderbar du aussiehst.”
Das Blau seiner Augen wirkte ernst. “Darf ich fragen, ob du dich meinetwegen so besonders gekleidet hast?”
“Ja, natürlich habe ich das”, antwortete sie atemlos. “Jede Frau möchte sich für den Mann ihres Lebens schön machen.”
“Du hast also den Mann in England wirklich hinter dir gelassen?”, fragte Lafe.
Suzannah spürte einen Schauer in sich. Die Antwort war ja, ja und nochmals ja! Sie verabscheute Nigel. Was sie anbelangte, war er für immer aus ihrem Leben verschwunden. Aber würde er das akzeptieren? Und war sie stark genug, Lafes Misstrauen zu ertragen, falls es zu einem tragischen Ende kommen sollte?
“Ja, das habe ich dir doch bereits gesagt”, sagte sie eilig. “Ich kann es nicht einmal ertragen, an ihn zu denken.”
“Was ist der Grund dafür, dass du ihn so sehr hasst?”
“Ich kann es dir nicht sagen. Es schmerzt mich so sehr.”
“Dann behalte es für dich”, antwortete er sanft. “Sein
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