Bianca Arztroman Band 0031
Verlust ist mein Gewinn. Ich habe mich in den vergangenen Jahren wie eingefroren gefühlt. Mein Herz war wie ein Eisklotz. Endlich merke ich, dass das Eis um mich herum schmilzt und ich mich befreien kann. Und das Gefühl habe ich, seitdem ich dich kenne.”
Bis zu diesem Moment hatte er nicht den Versuch gemacht, sie zu berühren. Und obwohl sie sich danach sehnte, die Hand nach ihm auszustrecken, war Suzannah froh, dass sie noch die eine Frage stellte, bevor sie sich näher kamen.
“Erzähl mir, was damals mit deiner Schwester passierte, Lafe”, sagte sie vorsichtig, “denn das ist doch der Grund dafür, weshalb du dich nicht niederlassen kannst, habe ich Recht?”
Er wandte langsam sein Gesicht zu ihr, und es war, als wäre sein Licht ausgegangen.
“Es ist schrecklich, mit Schuld leben zu müssen, Suzannah”, erklärte er monoton. “Besonders dann, wenn es die Liebsten betrifft. Es frisst deine Seele auf, nimmt dir die Freude am Leben … und es ist unmöglich, es zu vergessen.”
Sie nahm seine Hand in ihre und sagte sanft: “Erzählst du mir, was passiert ist?”
Er seufzte abgrundtief. “Nicolette und ich waren unzertrennlich. Sie war zwei Jahre jünger als ich, aber man hat uns oft für Zwillinge gehalten. Du erinnerst dich an das Haus in St. Anthony? Der Garten reicht direkt bis an den Strand.”
Sie nickte.
“Wir waren gemeinsam auf einer Party. Ich hatte reichlich getrunken und habe sogar eine Flasche Wein von der Party mit nach Hause genommen. Es war eine sehr heiße Sommernacht. Nicolette wollte gerne ein Mitternachtsbad nehmen, und ich legte mich so lange mit der Flasche ans Ufer. Der Wein musste mir den Rest gegeben haben. Während ich angetrunken am Ufer lag, schlug sich Nicolette den Kopf an einem Felsen im Wasser und ertrank.”
“War niemand anderes in der Nähe?”, fragte Suzannah vorsichtig. Lafe schüttelte den Kopf. “Nein. Unsere Eltern waren im Urlaub. Wir hatten das Haus für uns alleine. Als ich meinen Rausch ausgeschlafen hatte, bin ich zu unserem Haus gestolpert. Ich dachte, sie wäre schon ins Bett gegangen. Ihr Körper wurde am nächsten Tag an den Strand gespült.”
“Aber du kannst dich dafür nicht verantwortlich machen”, erklärte sie. “Du warst dumm, so viel zu trinken. Aber du konntest nicht ahnen, dass deine Schwester sich verletzt … und ertrinkt.”
Das ist zu furchtbar, um darüber zu sprechen, dachte Suzannah. Wir tragen beide eine Last der Schuld mit uns. Aber Lafes Last sollte nicht auf ihm liegen. Seine Trauer hat sich in Schuld verwandelt, und das ist etwas, das niemals passieren darf.
Bei mir war das anders. Und es wird immer jemanden geben, mich selber eingeschlossen, der mich daran erinnert, dass ich es damals besser hätte wissen müssen.
“Danke für deine freundlichen Worte”, sagte Lafe mit dem Ansatz eines Lächelns. “Ich werde mich an sie erinnern. Und, wollen wir da anknüpfen, wo wir aufgehört haben? Dass ich dir sage, was für eine wunderschöne Frau du bist?”
“Ja, bitte.” Sie funkelte ihn an.
Lafe konnte nicht ahnen, dass sie wie auf Messers Schneide gelebt hatte, seit Nigel hier aufgetaucht war, und dass heute Nacht das große Finale einer Freundschaft stattfinden könnte, die sie ihr Leben lang schätzen würde.
Als er sie in die Arme nahm, war ihr klar, dass sie zusammengehörten. Sein Mund auf ihrem war ein Versprechen der Freude, die noch kommen sollte. Seine warme Kraft … Seligkeit. Seine Hände sagten ihr bei der ersten Berührung, dass sie dahingehörten … wenn nur das Schicksal es zuließ.
Lass es niemals enden! betete sie, als er sie vorsichtig auf das Bett legte.
6. KAPITEL
Suzannah hatte einmal mit Nigel geschlafen, und es war eine triebhafte, freudlose Erfahrung gewesen, die sie kein zweites Mal erleben wollte. Es war der Anfang ihrer Entzauberung in Bezug auf Nigel gewesen, und sie glaubte, dass ihr Desinteresse an weiteren Schlafzimmeraktivitäten auch etwas von seiner Lust genommen hatte.
Wie anders war es mit Lafe! Er liebte sie so zärtlich, dass es ihr das Gefühl gab, sehr wertvoll zu sein. Und trotzdem lag darin ein Feuer.
Alles andere war vergessen, als sie sich in dem erhabenen Moment des Höhepunktes gegenseitig den Durst stillten.
Danach lag sie, von dem schlafenden Lafe warm umschlungen, neben ihm und fragte sich, ob jetzt der Moment gekommen war, um ihm von ihrer Vergangenheit zu erzählen. Vielleicht wäre er nicht so schockiert, wenn er es aus ihrem Munde erfahren würde.
Sie
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