Bianca Arztroman Band 0031
stützte sich auf einen Ellenbogen und wollte ihn gerade wecken, als jemand an die Hüttentür klopfte. “Lafe! Komm schnell! Wir haben einen Notfall. Und Suzannah ist nicht aufzufinden!”
Er riss die Augen auf und verzog das Gesicht, da sich die Rufe wiederholten. “Hmm!”, brummte er. “Es ist doch erst halb zwei. Was ist denn bloß passiert?”
Suzannah stand bereits neben dem Bett und zog sich die feine Unterwäsche wieder an. Er lächelte reuevoll. “So viel zu unserer Liebesnacht, Dr. Harding.”
Ihr Herz krampfte sich zusammen. Sie konnte nur hoffen, dass er es so gemeint hatte und dass er sie so sehr liebte wie sie ihn. Aber das war nicht der passende Moment, um dieser Frage nachzugehen.
“Wie komme ich hier heraus, ohne dass mich alle dabei beobachten?”, fragte sie hastig.
Lafe zog den Reißverschluss seiner Jeans hoch. “Bleib so lange hier, bis ich mit ihnen fort bin, und dann gehst du. Gut?”
Sie nickte. “Ja, und wenn ich wieder aufgetaucht bin, sage ich einfach, dass ich einen Mitternachtsspaziergang gemacht habe.”
Er zog ungläubig eine Augenbraue hoch. “Bei drei Meter hohem Schnee?”
Sie mussten beide lachen, und als er bereits den Türgriff in der Hand hatte, sagte er: “Das ist unser Job hier in Bramble Bay, Bereitschaft bei Tag und bei Nacht.”
“Ich komme!”, brüllte er zurück, als erneut Stimmen zu hören waren. Er senkte den Kopf, um sich vor der eisigen Kälte zu schützen, und verschwand in der Dunkelheit.
Als Suzannah wenige Minuten danach unauffällig zu ihm trat, staunte sie, als Wayne Jones und seine Frau einer hochschwangeren Frau in die Klinik halfen. Wenn man nach den verkrampften Atemzügen urteilte, musste sie kurz vor der Niederkunft sein.
Der Ehemann war an ihrer Seite. Er war bleich vor Schreck. Suzannah fragte sich, was eine Frau in solchem Zustand hier draußen in der Wildnis machte.
“Wir haben versucht, in das Krankenhaus nach Port aux Basques zu fahren, aber plötzlich wurden die Schmerzen so schlimm, dass wir zu Ihnen gekommen sind.”
Sie holte tief Luft und klammerte sich an die Bettkante, als erneut eine Wehe kam. Danach legte sie sich mit Schweißperlen auf der Stirn auf das Bett.
“Hast du schon einmal geholfen, ein Kind zur Welt zu bringen, Suzannah?”, fragte Lafe leise, während er die Frau untersuchte.
Suzannah schüttelte den Kopf. “Nein, aber du warst doch sicherlich schon einmal bei einer Geburt dabei, oder?”
“Ja”, antwortete Lafe und nickte. “Glücklicherweise. Hoffentlich treten keine Komplikationen auf. Dafür sind wir nicht ausgerüstet.”
“Wo ist Linda?”, fragte Lafe den ruhigen Wayne.
“Sie ist vorhin in das Motel gegangen. Eine irische Band spielt heute Abend.”
“Und sie ist noch nicht wieder zurück, nehme ich an?”
“Es sieht nicht so aus.”
“Wir schaffen es auch ohne sie”, sagte Suzannah. “Sie konnte nicht ahnen, dass wir einen Notfall haben würden. Und sie hat frei.”
“Wie wir auch”, erinnerte er sie.
Sie musste nicht daran erinnert werden. Suzannah war so glücklich wie seit vielen Monaten nicht. Und an seinem Lächeln sah sie, dass auch Lafe von großer Zufriedenheit erfüllt war.
Er hörte den Herzschlag des Kindes ab und untersuchte die schwangere Frau. Als Suzannah ihn fragend ansah, sagte er: “Es sieht im Moment gut aus. Der Herzschlag könnte nicht besser sein, einhundertundvierzig Schläge in der Minute.” Und mit einem Grinsen, das nur Lafe Hilliard in einer solchen Situation vollbringen konnte, fügte er hinzu: “Gut, dass wir wenigstens einen Wehenschreiber haben.”
“Wir leben in Port aux Basques”, erklärte der Ehemann Alison. “Der Mutter meiner Frau geht es nicht gut. Und Candy wollte sie vor der Geburt noch einmal besuchen. Aber die Wehen setzten ein, noch bevor wir zu Hause angekommen waren. Wenn es euch und diese Klinik nicht gegeben hätte, weiß ich nicht, was wir getan hätten.”
Der Ehemann wandte sich an Lafe. “Wie weit ist sie, Doktor?”
“Sie ist schon recht weit”, erklärte Lafe. “Der Herzschlag des Kindes ist kräftig und regelmäßig, und es befindet sich nicht in einer kritischen Lage. Es kann also sehr bald losgehen.”
In diesem Moment schrie die Frau vor Schmerzen auf. Lafe drehte sich Suzannah zu. “Ich denke, wir sollten ein Schmerzmittel vorbereiten.”
Sie nickte. “Die Frau hat gesagt, dass es ihre erste Geburt ist.”
“Gerade bei einer Erstgebärenden ist es entscheidend, dass sich der Muttermund
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