Bianca Arztroman Band 0031
wurde, weil sie sich nicht hat ärztlich behandeln lassen, minimieren können.”
“Darf … darf ich bei ihr bleiben?” Der junge Mann scharrte mit den Füßen. “Es ist mein Kind, wissen Sie.”
“Na gut, ich denke schon. Sie werden nicht bei ihr bleiben können, aber Sie können in dem Raum, der für Verwandte vorgesehen ist, auf sie warten. Aber der Rest der Gruppe sollte das Krankenhaus verlassen.”
Es gab noch viel Gemurmel, bis die Gruppe schließlich ging. Sarah führte ihn den langen Flur entlang zum Warteraum. “Sie können hier warten. Dort drüben steht ein Kaffeeautomat. Brauchen Sie Kleingeld?”
“Nein, danke. Sagen Sie Ariel, dass ich hier bin? Vielleicht hilft ihr das.”
“Natürlich. Wie heißen Sie?”, fragte sie und wünschte sich insgeheim, dass es so einfach sei. Prä-Eklampsie kam relativ häufig vor und betraf zwischen fünf und zehn Prozent aller schwangeren Frauen. Aber sie hatte zuvor erst einen Fall von Eklampsie miterlebt. Damals war sie noch in der Ausbildung, und sie würde diese Frau nie vergessen. Sie hatte auch nicht an der Schwangerschaftsvorsorge teilgenommen, und es hatte sie das Leben gekostet.
“Jason.”
“Na gut, Jason. Sobald ich etwas weiß, werde ich Ihnen Bescheid sagen.” Sarah eilte weiter und ließ Jason, der sehr niedergeschlagen aussah, alleine im Warteraum zurück. Sie benutzte den Aufzug und betete, dass es weder für das Baby noch für Ariel zu spät sei.
“Der Blutdruck ist bei einsvierzig zu fünfundneunzig, Doktor.” Sarah notierte die Werte.
“Gut, wir müssen ihn senken. Und geben Sie ihr etwas gegen die Wehen.” Niall klang etwas verbittert, nachdem er die Untersuchung abgeschlossen hatte. “Wann hat der Freund gesagt, hätten die Symptome eingesetzt?”
“Gestern Nachmittag”, antwortete Sarah ruhig.
“Zum Teufel! Und da kommen sie erst jetzt zu uns.” Er gab sich überhaupt keine Mühe, seine Verärgerung zu verstecken, als er sich zu ihr drehte. Dabei sah er sie an, als sei sie die Verantwortliche für Ariels Zustand.
Sie erwiderte seinen Blick ganz ruhig, denn sie merkte, dass er aus Sorge so verärgert war. “Ich fürchte, dass es keinem so bewusst war, dass es so ernst ist”, versuchte sie ihn zu besänftigen.
Er schenkte ihr ein gequältes Lächeln und drehte sich zu Irene, die das Baby auf dem Monitor beobachtete.
“Ich bin nicht glücklich mit dem, was ich sehe, Dr. Gillespie. Der Herzschlag des Kindes wird langsamer.”
“Lassen Sie mich mal sehen.” Niall setzte sich vor den Monitor. “Oh ja. Es sieht überhaupt nicht gut aus. Ich glaube, wir müssen sie …”
Er hielt plötzlich inne, als Ariel erst einen Laut von sich gab und dann ganz steif wurde. “Gut, sie hat Krämpfe, wir müssen uns beeilen. Sarah, legen Sie einen intravenösen Zugang. Wir geben ihr Thiopenton gegen die Krämpfe, und dann müssen wir operieren, damit das Baby eine Chance hat.”
Alle gingen auf ihre Stellung und taten ihr Bestes, um Ariel und das Kind zu retten. Sarah legte den Zugang, und nach einer Weile entspannte sich die junge Frau, und ihre Atmung beruhigte sich wieder, als sie das Bewusstsein verlor. Sarah hoffte, dass sie keinen erneuten Krampfanfall bekam, aber man konnte nicht sicher sein.
“Wir müssen besonders vorsichtig sein wegen einer erhöhten Infektionsgefahr.” Niall zog die Brauen zusammen, als er sah, wie dreckig Ariels Beine waren.
“Eine Gruppe von New-Age-Anhängern hat ihr Lager vor der Stadt errichtet. Sie gehört dazu”, erklärte Sarah, während sie den Bauch des Mädchens gründlich desinfizierte.
“Das ist keine Entschuldigung. Ich habe schon in Ländern gearbeitet, wo Wasser wertvoller war als Gold, und dennoch waren die Menschen sauber.” Niall klang sehr verständnislos und verärgert.
Sarah warf ihm einen Blick zu und fragte sich, was der wirkliche Grund für seine Verärgerung war. Sie schien tiefer verankert zu sein als eine bloße Sorge um Ariels Wohlergehen. Es war, als ob … als ob die Gefahr, die Ariel und ihrem Ungeborenen drohte, ihn persönlich träfe.
Sarah desinfizierte den Unterbauch gründlich, damit ja kein Keim die Prozedur überlebte. Sie hatte schon zuvor gedacht, dass Niall sehr geheimnisumwittert war, aber jetzt erst erkannte sie, wie Recht sie damit hatte.
Was hatte Niall zu dem Mann gemacht, der er heute war? Sie wünschte sich von ganzem Herzen, dass sie eine Antwort auf diese Frage hätte, obwohl sie gar nicht verstand, warum das für sie von so großer
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