Bianca Arztroman Band 0031
sie eine Idee hatte, aber sie war sich nicht sicher, wie er darauf reagieren würde.
“Da gibt es jemanden, der Ihnen vielleicht helfen könnte. Ihr Lager befindet sich doch in der Nähe der Kirche, nicht wahr? Wie wäre es, wenn ich den Vikar dort anrufen würde, um zu sehen, ob er weiterhelfen kann”, schlug sie vor. “Er ist wirklich ein netter Mann und ist meistens sehr glücklich, wenn er behilflich sein kann.”
Jason schien erst Bedenken zu haben, wahrscheinlich hatte er schon schlechte Erfahrungen gemacht. Da er sehr ungepflegt und wild aussah mit seinen Tätowierungen und Piercings, waren vielleicht viele Menschen voreingenommen. Aber er war einverstanden, und Sarah hoffte, dass der Vikar helfen konnte.
Sie ging ins Büro und erklärte dem Vikar etwas zögernd, warum sie ihn anrief. Sie war ihm schon ein paar Mal auf der Geburtsstation begegnet, wenn er ein Gemeindemitglied besuchte. Sie lächelte erleichtert, als er ohne Zögern seine Hilfe anbot und ihre Bedenken bezüglich Jasons Aufmachung beiseiteschob.
Er erklärte ihr, dass er vor dieser Stelle mit Obdachlosen gearbeitet hätte. Er hatte sehr früh gelernt, sich nicht von Äußerlichkeiten abschrecken zu lassen!
Jason war sichtlich dankbar, als sie ihm die Nachricht unterbreitete. Er bedankte sich mehrmals, dann eilte er davon. Sarah sah ihm lächelnd nach und dachte über die Worte des Vikars nach. Die äußerliche Erscheinung hatte nichts zu sagen. Nur das, was sich darunter verbarg, zählte, die Person als solche war von Bedeutung. Das brachte ihre Gedanken wieder zurück zu Niall Gillespie. Schließlich hatten sie sich nie weit von ihm entfernt!
“Soll ich dich um sieben abholen?”
“Nun, ich weiß nicht.” Am liebsten hätte Sarah Mike abgesagt, aber als sie die Enttäuschung in seinen Augen sah, verließ sie der Mut. Sie sagte ihm zu, aber sie wusste, dass sie ihn nicht mehr treffen sollte, damit er sich keine unnützen Hoffnungen machte. Er wurde mit der Zeit immer anhänglicher und schien ihre Freundschaft anders zu interpretieren.
“Super!” Ohne einen weiteren Kommentar fuhr Mike auf seinem Motorrad davon.
Sarah ärgerte sich so über ihre Feigheit, dass sie den Wagen hinter sich erst bemerkte, als er neben ihr anhielt. Ihr Herz machte eine Pirouette, als sie Niall hinter dem Steuer erkannte.
“Soll ich Sie mitnehmen? Es liegt auf dem Weg.”
“Also. Ich … nun …” Sie war so überrascht über das Angebot, dass sie nicht wusste, wie sie darauf reagieren sollte. Es hupte hinter ihnen, und Niall schaute sich ungeduldig um.
“Na, kommen Sie schon. Ich scheine den Verkehr aufzuhalten.”
Ihr fiel nichts anderes ein, als seiner Aufforderung zu folgen. Sie öffnete die Tür und setzte sich neben ihn. Er fuhr erst los, als sie sich angeschnallt hatte.
Sarah entspannte sich auf ihrem Sitz, denn sie hatte das Gefühl, in sicheren Händen zu sein. Mit Mike auf dem Motorrad hatte sie nie so ein Gefühl gehabt. Sie war bei ihm immer so angespannt, dass sie kaum atmen konnte!
“Einen Penny für Ihre Gedanken.”
Sie fuhr zusammen und lachte verwirrt, als sie bemerkte, dass sie vor sich hin träumte. “Entschuldigung, ich war Meilen entfernt.” Sie schaute aus dem Fenster, denn sie wollte keine Erklärungen abgeben. “Sind Sie sicher, dass das kein Umweg für Sie ist?”
“Überhaupt nicht. Ich wohne unten am Fluss. Kennen Sie das alte Jackson-Haus?”, erwiderte er freundlich.
“Ich bin nicht sicher … Es ist nicht das alte, heruntergekommene Bauernhaus in der Nähe von Pepper Lane, oder?”, fragte sie ungläubig.
“Doch, genau das!” Niall amüsierte sich über ihr Staunen. “Sie werden mich für verrückt halten, dass ich so ein Haus übernommen habe.”
“Nun …” Sie war sich nicht ganz sicher, was sie darauf antworten sollte
“Ich sehe, dass Taktgefühl eine weitere Ihrer Tugenden ist.” Niall lächelte, als er von der Hauptstraße fuhr und das Stadtzentrum verließ.
“Eine weitere?”, hakte sie ohne nachzudenken nach, errötete aber, als sie erkannte, wie sich das angehört haben musste. “Vergessen Sie es. Ich wollte nicht nach Komplimenten fischen!”
“Sie müssten gar nicht zu lange nachhaken, Sarah”, sagte er ruhig. “Ich habe es ernst gemeint, dass ich Ihre Professionalität sehr schätze. Und es liegt auf der Hand, dass Sie nicht nur sehr geschickt sind in Ihrem Beruf, sondern auch sehr mitfühlend mit den Patienten. Das ist in den heutigen Tagen selten geworden.”
Sie schaute
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