Bianca Arztroman Band 0031
Bedeutung war.
4. KAPITEL
“Bringen Sie sie sofort auf die Intensivstation, Irene. Sie muss in den nächsten vierundzwanzig Stunden genau beobachtet werden, falls sie überhaupt so lange überlebt.” Niall seufzte tief, als er das kleine Bündel betrachtete, das im Brutkasten lag.
Irene lächelte traurig. “Das war kein besonders guter Start ins Leben. Sie wiegt kaum drei Pfund, und sie hat Schwierigkeiten bei der Atmung.”
“Sie hätte bessere Chancen gehabt, wenn sie noch im Bauch hätte bleiben können, aber in diesem Fall stand das überhaupt nicht zur Debatte.” Niall zuckte die Achseln. “So wie es aussieht, hat sie schon viel Glück, dass sie überhaupt noch am Leben ist, also müssen wir jetzt positiv denken. Sie hat jetzt auf jeden Fall viel höhere Überlebenschancen als noch vor einer Stunde.”
Sarah seufzte, als sie der Kleinen mit dem Finger über die Stirn fuhr. Das Mädchen atmete schnell und gurgelte, wenn es nach Luft schnappte. Da sie ein paar Wochen zu früh geboren war, waren ihre Lungen noch nicht voll ausgereift und das bedeutete, dass das Atmen eine zu große Anstrengung für sie war.
Daher würde man ihr Sauerstoff verabreichen, wahrscheinlich durch einen dünnen Schlauch in der Nase. Das Blut müsste in bestimmten Zeitabständen untersucht werden, damit man den Sauerstoffgehalt im Blut beobachten konnte. Ihr Leben hing am seidenen Faden, so viel war sicher. Sarah betete leise, dass das Mädchen diesen Kampf gewinnen möge.
“Gut, jetzt müssen wir hier fertig werden.” Niall ging zu Ariel hinüber, während Irene das Babybett aus dem Kreißsaal schob. Die Mutter hatte schon Oxytozin gespritzt bekommen, damit sich die Plazenta von der Gebärmutterwand löste. Nun musste man sie nur noch entfernen und den Schnitt nähen.
Niall nähte Ariels Bauch zügig und gleichzeitig sorgfältig zu. Sarah half ihm und wischte das Blut weg, während er die Arbeit beendete.
Es brauchte alles seine Zeit, aber Sarah war glücklich, dass sie Niall assistieren durfte. Sie hatte schon viele Kaiserschnitte beobachtet, aber noch nie war ein Arzt mit so viel Geschick und Sorgfalt vorgegangen wie Niall Gillespie. Sie legte die Instrumente auf einen Wagen und rollte ihn zur Seite, während Niall den Puls der Mutter fühlte. Ariel war noch betäubt, und glücklicherweise hatte sie auch keinen Krampf mehr bekommen.
“Er ist brillant, nicht wahr”, tuschelte Helen, die gerade ihren ersten Kaiserschnitt assistiert hatte. Dabei warf sie einen bewundernden Blick auf Niall.
Sarah betrachtete ihn von der Seite, und ihr Herz machte wieder einen dieser kleinen Sprünge, die es in den letzten Tagen häufig geübt hatte. Sie konnte nur seinen gesenkten Kopf sehen und überlegte, was an diesem Mann so einzigartig war, dass sie auf diese Weise reagierte …
“Sarah?” Helen unterbrach Sarahs Gedanken, als diese nicht antwortete.
“Ja, er ist wirklich sehr geschickt. Dr. Henderson war sehr geschickt, aber Niall ist ein echter Experte.”
“Niall”, neckte sie Helen. “Ihr nennt euch also schon beim Vornamen. Und du behauptest, er hätte dich nur nach Hause gefahren. Ich wüsste nur zu gerne, was gestern Nacht wirklich passiert ist.”
Sarah errötete und wunderte sich selbst darüber, dass sie ihn beim Vornamen genannt hatte. Wann hatte sie angefangen, ihn in ihren Gedanken so zu nennen? Es wäre ihr nie in den Sinn gekommen, Dr. Henderson bei seinem Vornamen zu nennen. Nun klang es so, als hätte sie mit ihm Intimitäten ausgetauscht!
Helen interpretierte Sarahs wortloses Erröten auf ihre Weise und kicherte.
Sarah ignorierte Helens Reaktion, denn sie überlegte noch immer, warum dieser Mann so eine Wirkung auf sie hatte. Sie war der Lösung noch keinen Schritt näher gekommen, als Niall sie heranwinkte. Sie schüttelte kaum merklich den Kopf und setzte ein angemessenes Lächeln auf, als sie sich ihm näherte. Aber gegen die Röte konnte sie nichts tun. Er sah sie kurz an, bevor er sich wieder zu dem Mädchen auf dem Bett drehte.
“Sie scheint sich wieder gefangen zu haben. Ihr Blutdruck ist gefallen, und es sieht nicht so aus, als würde sie wieder Krämpfe bekommen, aber es ist natürlich noch zu früh, um sicher zu sein. Ich möchte, dass man sie in ein Einzelzimmer bringt, wo sie absolute Ruhe hat. Sie wird weiterhin Thiopenton bekommen, und wir werden sehen, wie es läuft. Aber sie soll keinen Besuch erhalten und auch sonst keinen Reizen ausgesetzt werden, bis die Gefahr nicht sicher gebannt
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