Bianca Arztroman Band 0031
zur Seite aus Angst, dass ihr Ausdruck verraten würde, wie sehr sie dieses Kompliment zu schätzen wusste. Es war deswegen etwas ganz Besonderes, weil es aus seinem Munde kam.
“Ich liebe diesen Beruf”, erklärte sie. “Seit ich klein war, wollte ich Krankenschwester werden, und als ich in der Ausbildung die Geburtsabteilung kennenlernte, war mir sofort klar, dass ich mich als Hebamme weiterbilden würde. Jede Geburt hat etwas Magisches an sich.” Sie lachte fröhlich. “Aber Ihnen muss ich das wahrscheinlich nicht sagen, oder? Warum hätten Sie sich denn sonst für die Geburtshilfe entschieden?”
Niall verstärkte den Griff um das Lenkrad, sodass sich die Knöchel weiß von der übrigen Hand abhoben. “Meine Gründe waren nicht gerade die gleichen wie Ihre, Sarah.”
Er fügte nichts mehr hinzu und hinterließ so eine Stille, die eine Menge Fragen aufwarf. Was meinte er damit? Niall klang fast … gequält, aber sie konnte sich nicht vorstellen, warum.
Sie biss sich unentschlossen auf die Lippe. Zum einen hätte sie gerne nachgehakt, aber andererseits war sie sich nicht sicher. Sie hatte das Gefühl, dass er nicht darüber sprechen wollte. Es war also ein weiteres Geheimnis um seine Person, das sich zu den anderen gesellte!
Um sich etwas abzulenken, kam sie auf das Thema zurück, das sie zuvor hatten. “Und was hat Sie dazu bewogen, das alte Jackson-Haus zu kaufen? Sie hätten sicherlich ein anderes Haus in einem besseren Zustand gefunden.”
“Ja sicher, aber keines der Angebote hatte das, was ich am meisten wollte, nämlich Land.” Er warf ihr einen kurzen Blick zu, und sie wurde das Gefühl nicht los, dass er ihre Gedanken lesen wollte. Sie war ganz verunsichert, weil sie nicht sicher war, was er dort entdeckte. Bei all der momentanen Verwirrung.
Sie blickte auf ihre Hände. “Dann sind Sie ein überzeugter Gärtner? Brauchen Sie deswegen Land?” Sie hielt inne, weil ihr plötzlich ein unangenehmer Gedanke in den Sinn kam. “Oder haben Sie eine Familie und wollten für die Kinder genug Platz zum Spielen haben?”
“Nein, weder habe ich Kinder noch eine Ehefrau.” Seine Stimme schien ihm in der Kehle zu kratzen, und ein Schauer lief ihr über den ganzen Körper. Sie wagte einen kurzen Blick durch die gesenkten Augenlider, aber sein Ausdruck verriet nichts.
Er atmete schwer durch und hatte sichtliche Schwierigkeiten, seine Stimmung wieder zu heben. “Wie auch immer, es gibt in meinem Leben eine sehr anspruchsvolle Dame. Sie ist der Grund, warum ich so viel Platz brauche.” Er drehte sich kurz zu ihr und musste lachen, als ihr ein erstauntes “Oh!”, entfuhr. “Möchten Sie sie kennenlernen, Sarah? Ich glaube, sie würde mit Ihnen zurechtkommen, und das ist ein wahres Kompliment, denn diese Dame ist anderen weiblichen Wesen sonst nicht besonders freundlich gesonnen.”
Er lachte spöttisch, aber sie hatte den Witz nicht verstanden. Sie überlegte schnell, wie sie ablehnen konnte, ohne ihm den Grund dafür zu nennen. Ihr stand der Sinn gerade nicht danach, die Frau seines Lebens kennenzulernen, wirklich nicht! Aber als sie in seine grünen Augen sah, die sie freudig anstrahlten und ihr Herz die gewohnten Luftsprünge vollzog, wurde ihr bewusst, dass sie ihm keine Absage erteilen würde. Sie war viel zu neugierig, um eine Gelegenheit zu verpassen, etwas über ihn zu erfahren … auch, wenn sie es nicht mögen würde!
“Hier ist sie. Sie heißt Adair. Und wie finden Sie sie, Sarah? Ist sie so schön, wie Sie es erwartet haben?” Er streckte seinen Arm aus, der in einem Lederschutz steckte, damit die scharfen Krallen des Vogels ihn nicht verletzten.
“Sie ist wunderschön …” Sarah gab sich Mühe, ihre Gefühle nicht zu zeigen. “Was für ein Vogel ist sie?”
“Sie ist ein roter Bussard.” Er streichelte den stolzen Kopf des Vogels und lächelte, als dieser mit einem sanften Krächzen antwortete. “Ich habe sie seit drei Jahren, und sie ist der Grund dafür, dass ich so viel Land benötige.”
Er schaute sich in dem großen Käfig um, in welchem der Vogel lebte. “Adair braucht sehr viel Platz. Diese Voliere ist zehn Meter lang und fünf Meter breit und hoch. Das bedeutet, dass sie die Flügel ausstrecken und bewegen kann, auch wenn ich mal keine Zeit habe, sie frei fliegen zu lassen.”
“Woher haben Sie sie?”, fragte Sarah leise und passte sich so seinem Ton an. Dennoch drehte der Vogel ruckartig den Kopf zu ihr und fixierte sie mit einem starren Blick. Sarah
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