Bianca exklusiv 0177
Gypsy. Er ist hochintelligent und wirkt manchmal etwas arrogant, aber …“
„Ich kann nicht mehr.“ Gypsy hob entnervt die Hände. „Ich hole mir ein Eis am Stiel, willst du auch eins?“
„Kannst du nicht warten, bis die Knöpfe offen sind?“
„Wenn ich meinen Heißhunger kontrollieren könnte, hätte Kevin keinen zweiten Kühlschrank anschaffen müssen. Mit diesen Knöpfen komme ich nicht zu Rande, du wirst das Kleid wohl zu dem Empfang tragen müssen.“ Sie wankte zur Tür und den Flur hinunter. „Vielleicht überkommt West ja die Leidenschaft, und er macht dir auf der Stelle einen Antrag.“
Sara erschrak, genau das hatte sie ja selbst gedacht. Überhaupt kam ihr im Moment alles seltsam vor. „Wie soll ich bloß aus diesem Kleid herauskommen?“, rief sie.
„Ich gehe nur eben in die Küche und komme zurück, bevor du eine alte Jungfer bist.“
Entschlossen versuchte Sara selbst, sich aus dem elfenbeinfarbenen Albtraum zu befreien. Als das Telefon ging, rief sie: „Kannst du mal drangehen, Gyps?“
„Mach’ ich!“
Am Rücken ging es nicht, aber auch an den Manschetten erreichte Sara nichts. Allmählich wurde sie ungeduldig. Die Party heute Abend war äußerst wichtig für sie, sowohl beruflich als auch privat. Wie konnte es da passieren, dass sie von einem Hochzeitskleid wie hypnotisiert war? Das war absolut lächerlich!
Sie atmete tief aus und versuchte es erneut. In einer knappen Stunde musste sie bei West sein. Aber nicht in diesem Kleid! Sie bückte sich und legte ihr achtlos zu Boden geworfenes schwarzes Seidenkleid aufs Bett. Es hatte ein Vermögen gekostet – und seit über einem Jahr im Schrank gehangen. Heute Abend wollte sie es für West anziehen, dann würde er ihr bestimmt augenblicklich einen Antrag machen.
„Du bist ja nicht viel weitergekommen“, fand Gypsy, die mit einem Eis in der Hand und rot beschmierten Lippen in der Tür erschien.
„Ich verstehe das nicht, es war so leicht, das Kleid anzuziehen.“ Die Knöpfe schienen etwas gegen sie zu haben. „Wer war am Telefon?“
„Irgendein Jackson. Er hat die Beulenpest oder etwas Ähnliches.“
„Doch nicht etwa Sonny Jackson!“
„Na ja, vielleicht ist es nicht die Pest, aber irgendwas Ansteckendes, und …“
„Das kann er mir nicht antun! Nicht um fünf Uhr für den Empfang um halb acht absagen, für diesen Empfang!“
„Nimm es nicht persönlich. Ihn freut das sicher genauso wenig wie dich. Was Ansteckendes zu haben, ist ja wirklich nicht lustig.“
„Er ist nicht krank, Gypsy. Der denkt nur an sein Vergnügen und wird nie etwas anderes als ein mittelmäßiger, unzuverlässiger Barkeeper sein. Aber das ist das letzte Mal, dass ich ihn engagiert habe.“
Gypsy zog das Eis sanft gleitend aus dem Mund. „Er klang wirklich krank.“
„Kann ja sein, ich glaube es aber trotzdem nicht. Ich werde jemand anders anrufen.“
„Wen bekommst du denn jetzt noch?“
„Keine Ahnung, irgendjemanden. Schlimmstenfalls mache ich die Bar selbst.“ Eilig überlegte sie, wer in Frage kam, und ging ins Nebenzimmer. „Zur Not mache ich es selbst.“
„Du kannst doch alles, und gleichzeitig singst du noch, aber das heißt ja nicht …“
Sara hörte kaum zu. Als sie mit dem bauschigen Rock beinahe hängenblieb, erschrak sie. Sie musste erst mal aus diesem Kleid heraus. Und dann jemanden finden, der die Bar übernahm. Der Abend würde ganz nach Plan ablaufen.
Als sie zum Schreibtisch ging, hörte man in der Ferne eine Sirene. Sie nahm den Telefonhörer auf. Gypsy stand in der Tür. „Könntest du bitte inzwischen versuchen, mir die Knöpfe aufzumachen?“
„Ich muss mir erst Hände waschen, bin gleich zurück.“
Am Ende der Leitung ging ein Anrufbeantworter an. Sara legte auf und wählte die nächste Nummer. Zweimal besetzt, noch ein Anrufbeantworter, oje. Es musste doch jemanden geben …
Die Sirene wurde lauter. Sara beugte sich vor, um aus dem Fenster zu schauen. Plötzlich kam die Feuerwehr um die Ecke und hielt vor dem Nebenhaus. Gypsy schrie: „Mein Essen ist angebrannt!“ Die Küchentür wurde zugeknallt, Sara legte auf und sah, wie ein Feuerwehrmann mit einem Löschgerät die Flammen erstickte. Gypsy versuchte, ihm hektisch alles zu erklären.
Sie hatte also wieder mal das Essen anbrennen lassen.
Sara wählte erneut. Schließlich ereichte sie Clint. „Hier ist Sara Gunnerson von At-Your-Service. Ich habe einen Job für dich, heute Abend. Nein, gut bezahlt … Ich verstehe. Ja. Natürlich. Kein
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