Bianca exklusiv 0177
übelzunehmen.“
„Schließlich bin ich ein Mann. Mein Mund braucht eine Weile, um zu begreifen, was ich fühle.“
Sie schürzte die Lippen. „Und? Ist er entsetzt?“
„Na ja, Sie könnten meinem Selbstwertgefühl Schaden zugefügt haben.“
„Es war doch nur ein Kuss.“
„Hm, hm. Aber was wäre es gewesen, wenn ich das initiiert hätte, auch ‚nur‘ ein Kuss?“
„Wenn Sie in einer kompromittierenden Situation von der Person gefunden worden wären, die Sie heiraten wollten, hätte ich dafür Verständnis gehabt.“
„Wenn ich mich also je mit Ihnen im Bett befinde und Gefahr laufe, von meiner zukünftigen Frau entdeckt zu werden, dürfte ich mich dann auch unter Ihren Lippen verstecken?“
„So habe ich das nicht gesagt. Ich meinte nur, ich hätte Verständnis dafür.“
„Ach so. Sie würden also verstehen, wenn ich Sie küsste.“
„Das habe ich auch nicht gesagt.“
Ihre Aufgeregtheit gefiel ihm. „Also, stellen wir Folgendes klar: Ich darf Sie küssen, aber nur wenn es sein muss.“
„Nein, äh, ja. Aber nur wenn es notwendig wäre.“
Er lächelte. „Glaub mir, es ist absolut notwendig.“
Sie blickte ihn erwartungsvoll an. Genau das gefiel ihm so an ihr: dass sie immer neugierig war und nichts versäumen wollte.
Sein Blick war unmissverständlich, er näherte sich ihr, ja gab ihr sogar Zeit zum Rückzug. Aber Sara wich nicht aus, und als sein Mund sich über ihren Lippen schloss, seufzte sie leise auf.
Das geschah ihr recht, dachte er, hatte sie ihn doch als harmlosen Jungen eingestuft, der keine Gefahr darstellte!
Na ja, Saras Intuition war im Moment keinen roten Heller wert. Und um das zu betonen, vertiefte er die Umarmung. Er setzte federleichte Küsse um ihren Mund herum, wobei ihm die weiche Kurve ihres Mundwinkels besonders gefiel. Es war, als sei das Grübchen genau für seine Lippen gemacht.
Er küsste sie mit der ganzen Erfahrung, die er zur Verfügung hatte, doch als er sie gerade loslassen wollte, überraschte sie ihn dadurch, dass sie ihn flach aufs Bett drückte und mit dem bauschigen Kleid plötzlich rittlings auf ihm saß.
„Also gut, Casanova, lass dir das gesagt sein: Was das Küssen betrifft, so kann eine Frau genauso unehrlich sein wie ein Mann. Und das nächste Mal, wenn du versuchst, den Macho herauszukehren, überleg es dir zweimal.“
Ben war entzückt. „Peng.“
„Wie bitte?“
„Peng“, wiederholte er. „Diese kleine Drohung verdiente einen Knalleffekt. Etwas, das sie noch mehr zur Geltung bringt. ‚Peng‘ kam mir passend vor.“ Er machte Clint Eastwood nach. „Überleg es dir zweimal: Peng.“
Sie musste lächeln. „Also schön, Mr. Macho, diese Runde geht an Sie. Aber nur, weil ich keine Zeit für Debatten habe.“
„Na gut, sonst hätte ich Ihnen auch den Unterschied zwischen ehrlich und unehrlich erklären müssen, und dafür wären hundert Dollar die Nacht nicht genug.“
„Plus Trinkgeld“, ergänzte sie wichtig.
„Plus Trinkgeld.“
Sie glitt von ihm herunter. „Also los, Ben, nach unten, bevor das hier ausufert. Und bitte ziehen Sie sich endlich das Hemd an.“
„Und was ziehen Sie an, falls DeeNee nicht kommt?“
Sara setzte sich aufs Bett und sah ihn finster an. „Sie kommt schon, keine Sorge. Gehen Sie nur hinter die Bar und tun so, als wüssten Sie, wie man das macht.“
„Okay.“ Er stand auf und zog das weiße Hemd an, das weit besser passte. „Wir sehen uns unten.“
Sara lehnte sich aus dem Fenster und spähte in die Abenddämmerung, ob endlich Rettung nahte. Wenn DeeNee nicht bald kam, dann …
Sie begann, die Manschettenknöpfe zu öffnen – wie hatte sie die bloß allein zugekriegt?
Ein Lichtflimmer zuckte plötzlich durch den Raum, so wie ein Glühwürmchen in einer Juni-Nacht. Sara schaute erstaunt hoch und blickte in den Spiegel. Das Kleid war wirklich wunderschön, wieso wollte sie nicht, dass West sie darin sah? Wieso hatte sie den Schleier zu Hause gelassen, der gehörte doch dazu. Woher wusste Ben, dass sie … Nein, nicht Ben. Wie konnte sie nur West betören, wenn … Nein, nicht West.
Ihr war auf einmal ganz heiter zumute. Sie empfand tief innen ein Glück, das wie ein Geschenk nur darauf wartete, geöffnet zu werden. Dieses Gefühl hätte sie gern jemandem mitgeteilt. Ben vielleicht? Und wie herbeigezaubert, sah sie ihn plötzlich neben sich, lächelnd wie sie selbst und umwerfend aussehend im Smoking.
Im Smoking?
„Sara?“ Es klopfte an der Tür. Noch ganz benommen öffnete
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