Bianca exklusiv 0177
gewirkt. Also holte er tief Luft.
Vor ihnen mündete der gewundene Pfad in eine grasbewachsene Lichtung.
„Clark?“
„Hmm?“
„Wenn es so schlimm um deinen Dad und deine Mom stand, warum sind sie zusammengeblieben?“
Die Frage brachte seine ohnehin aufgewühlten Gefühle völlig in Aufruhr. Clark schloss die brennenden Augen. Er kämpfte darum, die Erinnerung nicht hochkommen zu lassen, auch nicht die Qual und den Kummer, die er so lange mit sich getragen hatte. Dabei lag das alles so weit zurück … was einer der Gründe war, warum es ihn so hart ankam. Es waren die Wunden eines Kindes, und er wurde sie als erwachsener Mann nicht los. Das brachte ihn in Verlegenheit.
Die Narben, die er davongetragen hatte, hatten ihn als Erwachsenen dazu gebracht, sich abzukapseln, niemanden ganz nahe an sich herankommen zu lassen – und schon gar nicht eine Frau. Bei dem Gedanken an ein Eheleben überlief es ihn kalt.
Er würde sich nicht überrumpeln lassen! Er räusperte sich, er hatte das Gefühl, der Hals sei ihm zugeschnürt. „Beide, Mom und auch Dad, haben mir immer wieder gesagt, dass sie allein meinetwegen zusammenblieben. Ich nehme an, dass sie mich damit beruhigen wollten, aber …“ Er verstummte mitten im Satz.
„Oh, Clark“, flüsterte Becky, blieb abrupt stehen und wandte sich ihm zu. „Du musst voller Angst gewesen sein und sehr einsam.“
Clark erstarrte. Niemand hatte diese Schwachpunkte je in ihm erkannt. Er hatte sich alle Mühe gegeben, sie niemandem zu zeigen, aber Becky hatte sie gesehen. Sie wusste es, und doch sah sie ihn mit der gleichen süßen Herzlichkeit an, die er immer in ihren Augen bemerkt hatte.
„Also verstehst du jetzt?“, fragte er.
„Ja, ich glaube, ich verstehe jetzt.“
„Siehst du also ein, dass wir nicht heiraten können?“
„Nein. Ich …“ Sie machte ein verdutztes Gesicht. „Nur weil sich die Dinge bei deinen Eltern nicht so gut entwickelt haben, bedeutet es doch nicht, dass es bei anderen Leuten genauso gehen muss.“
„Becky, begreifst du denn nicht?“ Clark nahm sie bei den Schultern und schüttelte sie sanft. Sein Herz zog sich zusammen, und er fühlte sich völlig durcheinander. Seine feste Absicht, die Gefühle in Schach zu halten, misslang. Er beugte den Kopf zu ihr hinunter, und mit fast tonloser Stimme machte er ihr klar, von welchem Schmerz, von welchen Schuldgefühlen und Ängsten er ein Leben lang geplagt worden war. „Becky, es ist meine Schuld. Dieses Warten meiner Eltern, bis ich alt genug war, ihre Trennung zu verkraften, hatte sie von Jahr zu Jahr unglücklicher gemacht. Ich bin der Grund, der die Qual meiner Eltern, in einer erbärmlichen Ehe zu verbleiben, verlängert hatte. Ich denke, dass es mehr als genug ist, so etwas jemandem anzutun, den man liebt.“
Er ließ Becky los und ging geradewegs auf die Lichtung zu. Dass Becky dicht hinter ihm blieb, hörte er an ihren Schritten.
„Nein, Clark. Deine Eltern haben keine gute Entscheidung getroffen, aber das war nicht deine Schuld.“ Sie überholte ihn, wirbelte zu ihm herum und blieb so dicht vor ihm stehen, dass ihre einfachen Tennisschuhe fast die Zehenspitzen seiner italienischen Slipper berührten. „Du bist ein kleiner Junge gewesen! Meine Güte, ein kleiner Junge!“
Mit zusammengekniffenen Augen schaute er sich auf dem Hügel, den Mr. Rose einen Ausblick genannt hatte, um. Aber er war zu aufgewühlt, um etwas zu sehen. Er kreuzte die Arme vor der Brust und bemühte sich, ruhiger zu werden. „Ich war ein offenes Problem für meine Eltern, das sie nicht loswurden.“
„Ein offenes Problem …“, wiederholte Becky.
„Man kann es auch ein ungelöstes Problem nennen.“
„Ein offenes Problem“, flüsterte sie noch einmal und sah ihn dabei an, als ob ihr plötzlich ein Licht aufgegangen wäre. „Das bin ich für dich.“ Sie dachte scharf nach, richtete dann den Blick wieder auf ihn. In ihren Augen spiegelte sich Betroffenheit. „Das ist es, nicht wahr? Deshalb dieser Unsinn mit dem Fast-so-gut-wie-Ehe-Vertrag, stimmt’s?“
„Ja, genau!“ Becky verstand ihn, und endlich war Clark sich so gut wie sicher, dass er sie für seinen Plan gewinnen könnte. Dass er sie in seinem Leben, in seinem Bett so lange haben könnte, wie …
„Ooh, du gemeiner, selbstsüchtiger, Mitleid heischender …“ Becky war so wütend, dass es ihr die Sprache verschlug. Ihre Wangen brannten, und ihre Augen funkelten vor Zorn.
Clark blinzelte. Er versuchte, aus ihrer Reaktion schlau
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