Bianca exklusiv 0177
Gegenteil. Es bestärkte nur seine Auffassung, weil ihm jetzt zusätzlich noch ein weiterer Punkt, der eine Beziehung zerstören konnte, klar wurde. Mangel an Respekt. Er ballte die Hände zu Fäusten.
„Das ist es genau, warum ich in den Jahren, seit ich erwachsen bin …“ In diesem Moment schaute er hoch und direkt in Beckys Augen. Seine Absicht, wieder einmal die Ehe und all ihre Auswirkungen von sich zu weisen, war vergessen, und er lächelte. „Das ist der Punkt, warum ich in all diesen Jahren keine schlimmen Gewohnheiten angenommen habe.“
„Komm schon. Bleib beim Thema. Mach mir nicht wieder was vor.“ Becky schüttelte heftig den Kopf, und ihr Zopf wippte von einer Seite zur anderen. „Liebe ist in der Ehe wichtig, Clark, aber ohne Respekt vor den Gefühlen des anderen und vor dem, was dem anderen etwas bedeutet, nutzt sich die Liebe nach einer Weile ab. Wie konntest du so alt werden und nicht darauf kommen?“
„Nun, ich … Hey, so alt bin ich nun auch wieder nicht.“ Mit zwei Schritten war er bei ihr und legte die Hand auf ihren Arm. „Wie bist du darauf gekommen, du süßes kleines Ding? Kannst du mir das beantworten?“
„Tja, anders als bei deinen Eltern besaßen meine nichts außer einem halben Dutzend Kinder, unbezahlten Rechnungen und Liebe und Respekt füreinander. Die Liebe und der Respekt haben uns durchgebracht, als nichts anderes es geschafft hat. Aber wie bei deinen Eltern hätte ein Außenstehender, der sich nur an Statistiken hält, angenommen, dass meine Mom und mein Dad allen Grund gehabt hätten, einander nicht zu respektieren.“
„Wie das?“
Becky zögerte einen Moment. Dann antwortete sie mit niedergeschlagenen Augen: „Dad war ein Träumer. Er hat das bisschen Geld, das er verdiente, an Pläne, mit denen er glaubte, schnell reich zu werden, und mit kleinen Schwindeleien wieder verloren. Er stand immer kurz davor, einen kometenhaften Aufstieg zu nehmen. Jedenfalls hat er es immer so dargestellt.“
„Du hast ein wenig von ihm, nicht wahr? Ich habe das schon im ersten Moment unserer Begegnung in dir gesehen.“
Becky zuckte zusammen, als ob Clark eine Wunde berührt hätte.
Er strich ihr mit der Hand zärtlich über den Arm. „Das habe ich so an dir gemocht. Sogar sehr gemocht. Du hast so etwas an dir, einen die Dinge von einer Seite sehen zu lassen, die ich nie für möglich gehalten hätte.“
Becky blickte ihn an. Hoffnung stand in ihrem Blick.
Clark zog die Hand zurück und trat einen Schritt von ihr zurück. Genauso rasch wechselte er das Thema. „Wie auch immer, es tut mir leid wegen deiner Kindheit.“
„Oh, die war nicht schlimm, wirklich nicht. Am härtesten ist es für Matt gewesen, weil er der Älteste von uns Kindern war. Es war ihm wirklich peinlich, ich meine die Art, wie wir lebten, wo Woodbridge eine Kleinstadt ist und einer vom anderen alles weiß.“ Sie schlang die Arme um sich. „Jeder, aber auch wirklich jeder wusste, dass wir ständig pleite waren und dass mein Dad ein Spinner war, wenn es ums Geld ging. Aber soll ich dir sagen, was man noch über meinen Dad wusste?“
„Was?“
In ihren Augen glänzten ungeweinte Tränen, und ein kleines stolzes Lächeln spielte um ihre vollen Lippen. „Ganz Woodbridge wusste auch, dass Daddy für meine Mom immer der Ritter in strahlender Rüstung war. Sie hat es niemals geduldet, dass jemand auch nur ansatzweise daran zweifelte. Und alle wussten, dass Mom für meinen Dad die Märchenprinzessin gewesen ist. So hat er sie immer behandelt.“
„Beneidenswert“, murmelte Clark und kämpfte gegen eine dumpfe Traurigkeit an. Wie sehr wünschte er sich, dass seine Eltern diese Art von Respekt und Bewunderung füreinander empfunden hätten! Doch wem machte er etwas vor? Seine Eltern hatten nach der Scheidung ein recht glückliches und erfolgreiches Leben gehabt. Wenn er Bedauern oder Sehnsucht fühlte, so betraf es ihn selbst. Und wenn er Becky nicht dazu überreden könnte, auf seinen Vorschlag einzugehen, würde er nie erfahren, was Respekt und Bewunderung in einer Ehe wirklich bedeutete.
Was war nur in ihn gefahren? Hatte er tatsächlich an Heirat gedacht? Wie lächerlich! Das war nun wirklich nicht das, was er wollte.
Dennoch war er sich auf einmal nicht mehr so sicher. Der nagende Schmerz in seinem Magen – oder war es seine Brust? – verstärkte sich. Er wollte Becky schon fragen, ob sie nicht noch mehr von den Tabletten habe, aber eigentlich hatten die Tabletten auch nicht wirklich
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