Bianca Exklusiv 0189
sicherlich allein klar, Sephy. Arbeit sollten Sie für einige Tage haben, und ansonsten halten Sie mir die Stellung. Ich informiere Sie telefonisch oder per Fax.“
Sephy nickte nur. Instinktiv wusste sie, dass sie ihm jetzt wohl kaum sagen konnte, nicht länger für ihn arbeiten zu wollen. Sie hatte ja schon davon gehört, dass Conrad Quentin einen sehr exzessiven Lebensstil führte. Aber dass er, wenn es sein musste, auch ohne Schlaf auskam, verwunderte sie denn doch sehr. Wollte er tatsächlich noch heute Abend fliegen?
„Daniella, würdest du Enrico bitten, Sephy nach Hause zu bringen, bevor du mir einen Flug nach Edinburgh buchst?“
Daniella nickte und eilte aus dem Zimmer.
„Tut mir leid, Sephy, dass unser Abendessen ein so abruptes Ende gefunden hat. Aber die Filiale in Edinburgh ist sehr wichtig.“
Doch Sephy machte sich eigentlich mehr Gedanken darüber, was es mit Enrico auf sich hatte. Sie war davon ausgegangen, dass Conrad Quentin und Daniella hier allein lebten.
Und als hätte Conrad Quentin ihre Gedanken gelesen, erklärte er nun mit einem spöttischen Lächeln: „Enrico ist Daniellas Mann. Er ist Koch und hat vorübergehend eine Anstellung in einem Londoner Hotel gefunden. Da bot es sich an, ihn und Daniella so lange bei mir wohnen zu lassen. Daniella wollte nicht untätig herumsitzen und bestand darauf, mir den Haushalt zu führen. Was ich natürlich nie von ihr verlangt hätte. Immerhin ist sie meine Nichte.“
Sein Lächeln wurde noch breiter, als er Sephys verwunderten Gesichtsausdruck sah. Anscheinend hatte er von Anfang an gewusst, dass Sephy davon ausging, Daniella und er hätten etwas miteinander.
Sephy trank auch noch den letzten Schluck Wein – aber mehr aus Verlegenheit, als dass ihr danach gewesen wäre – und erklärte: „Dann haben Sie ja doch Verwandte, denen Sie sich verbunden fühlen.“
„Hm“, sagte er und stand auf. Offensichtlich schien er über Sephys Worte nachzudenken. Dabei bewegte er sich für seine Körpergröße äußerst geschmeidig zum Fenster, blieb dort stehen und sah eine Weile hinaus, ohne etwas zu sagen. Dann wandte er sich Sephy wieder zu. „Ich glaube nicht, dass ich fähig bin, mich irgendjemandem verbunden oder nahe zu fühlen.“
„Sie verpassen aber viel, wenn Sie sich niemals fallen oder lieben lassen“, erwiderte Sephy ernst und verstummte, als ihr bewusst wurde, dass das für sie genauso zutraf. Wie konnte sie einem Conrad Quentin predigen, er solle sich auf andere Menschen einlassen, während sie sich die vergangenen acht Jahre genauso zurückgezogen hatte wie er.
„Was denn verpassen?“, fragte er nun spöttisch. „Etwa, betrogen zu werden, Herzschmerz zu haben, eine Scheidung über mich ergehen zu lassen und Alimente oder Unterhalt zahlen zu müssen? Denn darauf läuft es doch unweigerlich hinaus, wenn die sogenannte Liebe – die nichts anderes als sexuelle Anziehung ist – sich abnutzt und schließlich ganz stirbt. Vielleicht verpasse ich aber auch, mich durch eine verkorkste Beziehung zu quälen, in der entweder meine Partnerin mich zur Weißglut treibt oder umgekehrt ich. Und das, nur weil wir wegen irgendwelcher Kinder aneinander gekettet zu sein glauben, die sowieso nach fünfzehn, zwanzig Jahren ihre eigenen Wege gehen und sich einen Dreck um ihren alten Vater scheren. Nein, glauben Sie mir, Sephy, ich vermisse nichts. Junggeselle zu sein und zu bleiben ist genau das, was ich will.“
Sephy konnte kaum glauben, mit welchen Zynismus Conrad Quentin dieses Thema abhandelte, aber richtig erschrocken war sie, als er nun auf sie zukam, ihr zwei Finger unters Kinn legte und ihr Gesicht anhob. „Wir sind wohl doch ein Naivchen, was?“, flüsterte er dabei und sah ihr tief in die Augen.
Sephy war so überrascht, dass sie sich nicht rühren konnte. Auch nicht, als sich Conrad Quentin nun tatsächlich zu ihr hinunterbeugte und ihr einen Kuss auf die bebenden Lippen drückte.
Eigentlich hätte der Kuss nur ganz zart ausfallen sollen, wurde aber bald schon leidenschaftlich, zumal Sephy Conrad Quentins Kuss erwiderte.
Selten hatte sie ein so starkes Gefühl empfunden wie in diesem Augenblick. Ohnehin schien sie der gesunde Menschenverstand verlassen zu haben. Conrad Quentin hatte sie in die Arme genommen, und seine Nähe und sein umwerfender Duft taten ein Übriges, ihr die Sinne zu vernebeln. Obwohl es ihr unmöglich erschienen war, wurde der Kuss noch leidenschaftlicher, bis Conrad sie mit einem Stöhnen freigab und einen
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