Bianca Exklusiv 0189
hinüber, auf dem zahlreiche Spirituosen sowie ein silbernes Tablett mit Kristallgläsern unterschiedlichster Form und Größe standen. „Was hätten Sie denn gern, Sephy? Wein, Martini oder vielleicht einen Gin Tonic?“
„Für mich nichts, danke“, sagte Sephy kurz angebunden.
„Aber was haben Sie denn? Befürchten Sie etwa, ich könnte doch über Sie herfallen, wenn Sie ein bisschen Alkohol getrunken haben?“ Er schüttelte den Kopf. „Das müssen ja ganz schreckliche Dinge gewesen sein, die man Ihnen über mich erzählt hat.“
„Ich habe keine Angst“, sagte Sephy steif.
„Dann nehmen Sie also einen Drink?“
Warum habe ich nur immer den Eindruck, über ein Minenfeld zu gehen, wenn ich mich mit Conrad Quentin unterhalte, überlegte Sephy, und gab sich gleich darauf selbst die Antwort: Weil er unheimlich raffiniert und charmant ist und außerdem keine Gelegenheit auslässt, Boden für sich aufzubereiten. Das mochte ihn in der Geschäftswelt zu einem interessanten Partner machen, aber im Privatleben waren diese Charaktereigenschaften einfach zu nervenaufreibend.
Mittlerweile war Conrad Quentin mit zwei großen Gläsern Weißwein zurückgekommen und reichte ihr eins davon. Damit stellte er sie vor vollendete Tatsachen, und Sephy war zu gut erzogen, um das Getränk abzulehnen.
Sie nickte ihm dankend zu und sagte dann: „Ich hoffe, wir haben Daniella durch unser verhältnismäßig spätes Erscheinen keine Unannehmlichkeiten bereitet, wegen des Essens meine ich.“
„Machen Sie sich da mal keine Sorgen! Daniella ist Halbitalienerin und kocht für ihr Leben gern, egal, zu welcher Tages- oder Nachtzeit. Ich glaube, das ist angeboren.“ Dann ließ er sich seinem Gast gegenüber auf einem bequemen Lehnstuhl nieder, schlug die Beine übereinander und sah Sephy an. Das Jackett hatte er schon beim Hereinkommen abgelegt und auch die Krawatte abgenommen. Er wirkte ganz locker und entspannt, aber seine wahnsinnig männliche Ausstrahlung bewirkte bei Sephy genau das Gegenteil.
Dieser Mann muss sich bestimmt keine Mühe geben, eine Frau zu verführen, er braucht einfach nur so dazusitzen, dachte Sephy beinah schon verächtlich und schalt sich insgeheim für ihre Gefühle. Und dass er eine sehr lockere Moral hatte, zeigte ja schon die Tatsache, dass er sich gleichzeitig mit einer Daniella und einer Caroline de Menthe umgab. Nun ja, wenn die beiden damit einverstanden waren …
Aber sie könnte so etwas nicht tolerieren.
„Sie runzeln ja schon wieder die Stirn.“
Erschrocken sah Sephy ihn an, aber es gelang ihr, nicht zu erröten. „Tut mir leid.“
„Das stimmt nicht.“ Er beugte sich zu ihr hinüber. „Meine kleine, gestrenge Sekretärin mit den großen honigfarbenen Augen kann meinen Lebensstil nicht nachvollziehen, stimmt’s?“
Dieser Mann war einfach unglaublich! Konnte er denn tatsächlich hellsehen? „Ich …“
„Von welchem Elternteil haben Sie eigentlich Ihre Augenfarbe geerbt?“
Froh über den Themenwechsel, erklärte Sephy rasch: „Von keinem. Meine Mutter hat haselnussbraune, und mein Vater hatte blaue Augen.“
„Hatte?“ Conrad Quentins amüsierter Plauderton war einem aufrichtigen Interesse gewichen.
„Er starb, als ich noch ein Baby war.“
„Das tut mir leid“, sagte Conrad Quentin nun und hörte sich tatsächlich an, als ob er es auch so meinte. „Und hat Ihre Mutter wieder geheiratet?“
„Nein.“
Sephy war sich nie sicher gewesen, ob sie darüber nun froh oder traurig sein sollte. Immerhin hatte sie dadurch ihre Mutter ganz für sich allein gehabt und so eine beinah freundschaftliche Beziehung zu ihr entwickeln können. Aber dadurch war Sephy auch nur ganz selten in Kontakt mit dem anderen Geschlecht gekommen und ein gefundenes Fressen für einen David Bainbridge gewesen.
„Für Ihre Mutter war es sicher nicht leicht, Sie ganz allein großzuziehen“, mutmaßte Conrad Quentin, und Sephy dachte: Schon wieder eine Frage, die eigentlich viel zu persönlich ist.
Aber da er aufrichtig interessiert schien, konnte sie ihm die Antwort wohl schlecht verweigern und sagte: „Das nehme ich an. Am Anfang ganz bestimmt. Obwohl das Haus durch eine Lebensversicherung abgedeckt war. Als ich eingeschult wurde, hat meine Mutter wieder angefangen zu arbeiten. Das war immer ihr Wunsch. Mittlerweile ist sie ganz oben auf der Karriereleiter angelangt, und keine verdient es mehr als sie.“
„Sie sind sehr stolz auf Ihre Mutter, hm?“
Sephy nickte.
„Und mögen sie sehr,
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