Bianca Exklusiv 0189
nicht genau zu wissen, dass dem so war.
Conrad musste einfach gewinnen und würde erst von ihr ablassen, wenn sie sein geworden war. Aber falls sie sich ihm hingab und er sie dann verließ, würde sie sich nie wieder von dem Schmerz erholen.
Als es klingelte, war Sephy gedanklich so weit weg, dass sie es zunächst gar nicht mitbekam. Erst nach dem zweiten oder dritten Klingeln erhob sie sich und dachte: Das ist bestimmt der Florist. Conrad schickte ihr am Wochenende oft Blumen.
„Ja?“, meldete sich Sephy über die Sprechanlage. Aber als eine tiefe, leicht heisere Männerstimme sie gleich darauf beim Vornamen nannte, begann ihr Herz wie wild zu schlagen, und Sephy fragte mit zittriger Stimme: „Conrad, bist du das?“
Eigentlich hatte er erst später am Nachmittag vorbeikommen wollen, um sie zu einem Grillabend nach Windsor mitzunehmen, den Freunde von ihm gaben. Sephy hatte die Zeit bis dahin eingeplant, um sich schön zu machen. Ihre Haare mussten gewaschen und die Fingernägel manikürt werden. Außerdem herrschte in ihrer Wohnung das reinste Chaos.
Wieso ist er jetzt überhaupt schon da? war ihr erster Gedanke. Aber dann, nachdem der erste Schreck verflogen war, dachte sie: Vielleicht ist es besser so. Schließlich hatte ihr der vergangene Abend gezeigt, dass es sowieso keinen Sinn hatte, bei Conrads Einstellung zur Liebe und Ehe auf eine Wende zu hoffen. Sie hatte nur die Wahl, diese Komödie noch einige Wochen mitzuspielen oder sie jetzt ein für alle Mal zu beenden.
Und plötzlich erschien ihr die zweite Möglichkeit als die einzig erträgliche. Conrad würde sich niemals ändern und sie an seiner Seite auch weiterhin in ein Wechselbad der Gefühle stürzen. Irgendwann würde sie sich ihm hingeben und er bald darauf die Lust an ihr verlieren. Und dann, eines Tages, nachdem es schon lange vorbei war, würde sie ihn irgendwo zufällig treffen, und seine wunderschönen blauen Augen wären dabei genauso ausdruckslos und kalt wie letzte Nacht, als er Katie angesehen hatte.
Die vergangenen Monate waren für Conrad ohnehin nur so etwas wie ein Schachspiel mit lebenden Figuren gewesen. Dabei hatte Sephy nicht den Eindruck gehabt, dass es ihm besonders schwergefallen war, die Hände von ihr zu lassen.
„Was willst du?“, brachte sie schließlich heraus.
„Dich sehen natürlich“, sagte er leicht belustigt, und Sephy betätigte einfach nur den Türöffner. Sie war zu niedergeschlagen, um noch etwas zu sagen.
Als Conrad mit einen riesengroßen Blumenstrauß im Arm die Wohnung betrat und Sephys traurigen Gesichtsausdruck sah, fragte er sofort ganz besorgt: „Was ist denn los? Fühlst du dich nicht wohl?“
Was für eine Frage! Sie hatte den Eindruck, als würde ihr das Herz herausgerissen. Das war natürlich eine ganz melodramatische Umschreibung ihres Zustandes, entsprach aber hundertprozentig dem Gefühl, das sie bei der Vorstellung beschlich, Conrad den Laufpass geben zu müssen. Wie er wohl reagierte, wenn sie darauf zu sprechen kam? Bei dem Gedanken wurde Sephy ganz schwindelig.
Aber schließlich wagte sie doch, das Thema darauf zu lenken, indem sie erklärte: „Ich muss mit dir reden.“
Fragend zog Conrad eine Augenbraue hoch, wobei er Sephy erstaunt musterte.
Unter ihrem Morgenmantel trug sie nur ein hauchdünnes Sommernachthemd und war froh, dass wenigstens der Morgenmantel aus dichtem Frottee bestand und ihr bis zu den Knöcheln reichte. Conrad sah wie immer aus wie aus dem Ei gepellt, wohingegen sie bestimmt den Eindruck machte, als hätte man sie durch den Wolf gedreht. Aber diese Äußerlichkeiten ließen sich irgendwie auch auf ihre Beziehung übertragen.
„Zerzaust und barfuß siehst du wirklich süß aus“, erklärte Conrad da, legte die Blumen auf die kunstvoll geschnitzte Konsole im Flur und kam auf Sephy zu. „Es ist bestimmt schön, morgens neben dir aufzuwachen.“
Sephy errötete und zog den Gürtel ihres Bademantels unwillkürlich fester zu. Gestern noch hätte sie sich eingebildet, der Ausdruck in Conrads Augen hätte etwas zu bedeuten. Aber die Geschehnisse der vergangenen Nacht hatten all ihre Befürchtungen bestätigt. Es war Zeit, reinen Tisch zu machen.
Deshalb fragte sie nun spitz: „Wie lange würde es dir wohl gefallen, neben mir aufzuwachen?“
„Wie bitte?“ Darauf war er nicht gefasst gewesen und blieb wie angewurzelt stehen, die Hände bereits erhoben, um Sephy in die Arme zu schließen. Einen Augenblick verharrte er so, bevor er Sephy dann doch die Arme
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