Bianca Exklusiv 0189
wieder einmal hoffte, Conrad würde sie doch lieber mögen, als er zuzugeben bereit war, musste sie sich ins Gedächtnis rufen, dass ihre Beziehung hundertprozentig von seinem berechnenden Verstand kontrolliert wurde. Er erlaubte ihr, an seinem Leben teilzuhaben, gestand ihr aber nur einen wohlüberlegten Zugang zu seinem eigentlichen Wesen zu. Und sobald Sephy glaubte, Conrads Schutzwall zu durchbrechen, zog er sich wieder zurück.
Diese gelegentlichen Einblicke gewährte er ihr vor allem, wenn sie unter sich waren, bei einem ruhigen Abend in seinem Haus oder auf langen Spaziergängen durch die Natur. Dann unterhielten sie sich über Gott und die Welt oder genossen einfach nur ihr Zusammensein.
Eigentlich mochte Sephy diese einfachen Freuden mehr als alles andere, und da sie ihre Gefühle nie wirklich verbergen konnte, war sich Conrad dessen wahrscheinlich bewusst. Aber er ahnte nicht, was dahinter steckte – dass sie ihn liebte und einfach froh war, ihn einmal ganz für sich allein zu haben.
Wenn sie bei Conrad zu Hause auf dem Sofa saßen, legte er ihr den Arm um die Schultern, zog sie an sich und stützte das kantige Kinn auf ihren Kopf, sodass Sephy richtiggehend eingehüllt war in seine Körperwärme und seinen Duft. Auch auf ihren Spaziergängen legte er oft den Arm um sie. Manchmal aßen sie dann unterwegs in einem gemütlichen kleinen Pub zu Mittag, der so gar nichts mit den Fünf-Sterne-Restaurants gemein hatte, in denen Conrad sonst zu speisen pflegte.
Und wenn sie tanzen gingen, hielt Conrad sie jedes Mal so fest an sich gedrückt, dass sie unweigerlich fühlen musste, wie erregt er war. Trotzdem bewahrte er Zurückhaltung. Auch wenn er Sephy leidenschaftlich streichelte oder küsste, gelang es ihm immer, sich rechtzeitig zurückzunehmen. Gleich nachdem sie ihre Vereinbarung getroffen hatten, hatte er Sephy klargemacht, dass seines Erachtens nach in ihrem Abkommen durchaus enthalten sein musste, Zärtlichkeiten auszutauschen.
Es wurde Frühjahr und Sommer, aber Conrad hielt sich an sein Wort, nicht mit ihr zu schlafen. Doch er küsste und liebkoste sie oft, aber immer nur bis zu einem gewissen Punkt. Er hatte die Sache völlig unter Kontrolle und handelte immer besonnen, was ihn auch im Geschäftsleben erfolgreich gemacht hatte. Aber genau das brachte Sephy beinah um den Verstand.
Sie konnte nicht sagen, wie oft sie in dieser Zeit das drängende Gefühl verspürt hatte, sich einfach auf Conrad zu stürzen und ihre Abmachung Abmachung sein zu lassen. Ende Juli war es wenigstens schon hundert Mal passiert, und das Ganze fing an, sie zu zermürben. Ihre Nerven lagen blank, und sie kannte sich selbst nicht mehr.
Unter dem Deckmäntelchen der Freundschaft – oder wie immer Conrad ihre merkwürdige Beziehung nennen wollte –, spielte er mit ihren Gefühlen. Er war sinnlich und sexy auf Millionen provozierende Weisen und verfehlte damit seine Wirkung nicht. Er berauschte Sephys Sinne, erregte und stimulierte sie, bis sie nicht mehr wusste, wohin mit ihren Gefühlen für ihn.
Das sagte sich Sephy zumindest eines schönen Julimorgens, nachdem sie wieder einmal eine furchtbare Nacht allein in ihrem Bett verbracht hatte und lustlos von ihrem Toast abbiss.
Am Vorabend hatte Conrad sie mit zur Premiere eines Theaterstücks genommen, dem man schon im Vorfeld bescheinigt hatte, London im Sturm zu erobern. Nach der Vorstellung waren sie noch zum Champagnerempfang mit dem Ensemble geladen gewesen und schließlich in einen schicken Nachtclub gegangen, in dem sie bis in die frühen Morgenstunden getanzt hatten.
Dabei war Sephy von Conrad hingerissen gewesen wie nie. Das hatte nicht nur an seinem Smoking gelegen, obwohl die offizielle Garderobe perfekt zu seinem dunklen Typ passte. Auch dass er die meisten Männer um Haupteslänge überragte, war nicht der Grund für Sephys rasenden Herzschlag gewesen. Es hatte vielmehr an der Art gelegen, wie Conrad mit ihr umging: stolz, zärtlich und aufmerksam.
Nun – allein am Frühstückstisch – dachte Sephy: Wie alles andere auch, beherrscht er es bis zur Perfektion, mich um den Finger zu wickeln. Dabei bestrich sie eine neue Scheibe Toast so heftig mit Marmelade, dass das Brot in tausend Stücke zerkrümelte.
Jeder in dem schicken Nachtclub musste davon ausgegangen sein, dass Conrad bis über beide Ohren in sie verliebt war. Die ganze Nacht hatte sie beim Tanzen selig in seinen Armen gelegen und jede Sekunde mit ihm genossen, und dann – gerade als sie gehen
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