Bianca Exklusiv 0189
Schule verwiesen.“
„Das haben sie nicht. Wir müssen nur zu Mrs. Leadbetter gehen und alles aufklären.“
„Ich gehe da nicht hin.“ Sein Ton war aufsässig. Dann sah er Hilfe suchend Jack an, der neben Esme stand.
Doch der schüttelte den Kopf.
„Harry …“, versuchte sie es noch einmal eindringlich.
Er drehte ihr einfach wieder den Rücken zu.
Esme ärgerte sich fürchterlich, war aber zu gehemmt, um energischer zu werden.
Nicht so Jack. Er ging zur Wand und zog einfach den Stecker aus der Steckdose.
Selbst Esme wusste, dass das nicht gut war für einen Computer.
Beide Jungen sahen Jack jetzt ängstlich an.
„Eliot …“, Jack deutete mit dem Kopf Richtung Tür, „… hol uns was zu trinken.“
„Ja, klar.“ Sofort ging Eliot los.
Dann sagte Jack: „Harry, deine Mutter spricht mit dir.“
Harry sah Esme jetzt erwartungsvoll an.
„Möchtest du, dass ich gehe?“, fragte Jack sie.
Sie wirkte verunsichert.
Jack blieb, trat aber einige Schritte zurück und lehnte sich gegen die Wand.
„Weißt du, ich bin nicht böse auf dich“, begann sie. „Ich würde nur gern wissen, was passiert ist.“
„Ich habe eine Schlägerei angefangen.“ Keine Spur von Bedauern.
„Hast du einen der Zwillinge verprügelt?“
Er nickte. „Dean Jarrett.“
„Warum?“
Er biss sich auf die Unterlippe und blickte zu Jack hinüber.
Auch Esme sah Jack jetzt fragend an.
Der schüttelte den Kopf. „Das hat er mir nicht erzählt.“
„Dean sagt immer solche Dinge“, bemerkte Harry endlich.
„Dinge?“
„Schlimme Dinge.“ Harry wollte es nicht näher erläutern.
Langsam verlor Esme die Geduld.
„Schau mal, Harry“, mischte sich jetzt Jack ein. „Wenn du die Geschichte nur in Andeutungen erzählst, hört sie sich auch nicht besser an.“
Esme fand es nicht gut, dass Jack sich einmischte. Womöglich würde Harry jetzt gar nichts mehr sagen. Da täuschte sie sich jedoch, denn Harry begann nämlich zu erzählen.
„Dean wollte, dass ich ihm etwas von meinem Taschengeld abgebe. Er drohte, mir den Kopf einzuschlagen, wenn ich es nicht tue. Ich habe gesagt, ich würde meinen Dad holen, der würde dann ihm, Dean, den Kopf einschlagen. Dean hat aber nur gelacht und gesagt, jeder würde doch wissen, dass ich gar keinen Dad habe, weil … weil meine Mom ein Flittchen sei.“
Einen Moment lang war Esme sprachlos. Sie konnte nicht fassen, was so geredet wurde. Doch dann tat ihr Harry furchtbar leid. „Weißt du, was das Wort bedeutet?“, fragte sie ihn schließlich.
„Nicht wirklich“, gab er zu. „Auf jeden Fall etwas Schmutziges.“
„Warum hast du das nicht der Aufsicht gesagt?“, stellte Jack für Esme die nächste Frage.
Harry zuckte hilflos die Schultern. „Die hören ja doch nicht zu.“
„Nun gut“, sagte Esme entschlossen. „Mir werden sie zuhören müssen.“
Harry schien nicht überzeugt und wiederholte bockig: „Ich gehe nicht zurück.“
„Tut mir leid, Harry, aber du musst zur Schule gehen. Das ist Gesetz.“
„Deine Mutter hat recht“, warf Jack ein.
Dieses Mal war sie ihm dankbar für seine Unterstützung.
Harry ganz und gar nicht, denn er sagte zu ihm: „Und ich dachte, du wärst auf meiner Seite. Da habe ich mich geirrt. Du bist genauso wie die anderen. Keiner von euch versteht mich.“
„Doch, das tun wir, Harry“, versuchte Esme ihn zu beschwichtigen.
„Nein, das tust du nicht“, herrschte er seine Mutter an. „Sonst würdest du mich nicht zur Schule zurückschicken oder von hier wegziehen wollen – oder diesen blöden Charles heiraten.“
„Harry!“ Wie kam er denn darauf? „Ich … Harry!“, rief sie noch einmal aus, aber der Junge lief plötzlich an ihr vorbei und zur Tür hinaus.
Einen Augenblick lang war sie zu überrascht, um ihm zu folgen.
Als sie ihm folgen wollte, hielt Jack sie am Arm fest. „Lass ihn sich erst einmal beruhigen.“
„Und was ist, wenn er wegläuft?“
„Da müsste er ja über das Tor klettern.“
Das stimmte. Trotzdem war Esme beunruhigt. Ungehorsam war neu bei Harry. Sie wusste nicht, was sie tun sollte.
„Wenn du willst, sehe ich nach ihm“, bot Jack an.
„Würdest du das tun?“
„Ja, klar. Setz du dich nur hin, und ruhe dich aus“, sagte er und deutete auf das Ledersofa. „Du siehst ziemlich erschöpft aus.“
So fühlte sie sich auch. Sie setzte sich. „Hoffentlich dauert es nicht so lange. Es ist bald Teezeit. Ach ja, und das Auto!“
„Das Auto?“
„Ja, ich bin liegen
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