Bianca Exklusiv Band 0088
zugunsten seiner Firma, seiner Geliebten und seiner Tochter.
Entsetzt über so viel Eifersucht und blinden Hass hatte Tara ihre Mutter zu beschwichtigen versucht, doch Mrs. Chacewater war so außer sich geraten, dass sie auf keine vernünftigen Einwände mehr hörte.
Wütend ballte sie die Hände zu Fäusten und zischte triumphierend: “Wer zuletzt lacht, lacht am besten. Ich habe mich schließlich durchgesetzt. Dafür, dass Sebastian in Hongkong bleiben konnte, hat er einen hohen Preis bezahlt: Er verlor die alleinige Kontrolle über seine innig geliebte Firma. Und seine Tochter dazu.”
Tara war sich plötzlich sicher, dass ihre Mutter vergessen hatte, zu wem sie sprach. “Wollte er denn sein Kind wirklich behalten?”, fragte sie leise.
“Ja, das wollte er unbedingt. Aber es war auch meine Tochter. Hätte ich sie ihm überlassen sollen, damit sie von einer Chinesin aufgezogen worden wäre? 0 nein! Und sobald ich in London war, habe ich Schritte unternommen, dass er jeden Kontakt zu seinem Kind verlor.”
Der Ausdruck hämischer Genugtuung auf dem Gesicht ihrer Mutter schmerzte Tara. “An mich hast du bei all dem wohl nicht gedacht!”, rief sie verzweifelt. “Ich wollte gar nicht bei dir bleiben, Mummy. Du hast nie Zeit für mich gehabt. Daddy schon. Er hat mich geliebt, aber du hast dir nie etwas aus mir gemacht.”
Tara schluchzte auf und fuhr erregt fort: “Du hattest nur Zeit für deine Kleider und deine Partys. Immer war ich für dich ein störendes Etwas. Du wusstest, wie unglücklich ich hier in London war, aber es war dir egal. Alles, woran du dachtest, war, wie du dich an Daddy rächen konntest. Du hast mich die ganzen Jahre über absichtlich von ihm ferngehalten, und ich ahnte nicht einmal …” Tara schlug die Hände vors Gesicht und schluchzte heftig auf. Verzweiflung drohte sie zu überwältigen.
“Tamara! Du wagst es, so mit mir zu sprechen? Du hattest alles, was du dir nur wünschen konntest …”
“Außer meinem Vater”, warf Tara ein.
“Was hat er je für dich getan?”, fauchte ihre Mutter sie an.
“Er hat mich geliebt”, erwiderte Tara mühsam beherrscht. Anklagend blickte sie ihre Mutter an.
“Du glaubst also, ich mache mir nichts aus dir. Wie kindisch, Tamara!”, erwiderte Mrs. Chacewater eisig. Auf ihren Wangen zeigten sich rote Flecken unter dem sorgfältigen Make-up.
“Deine Zuneigung zu mir ist jedenfalls nicht sehr tief”, behauptete Tara unnachgiebig. “Ich glaube, du bist viel zu selbstsüchtig, um überhaupt jemand zu mögen. John vielleicht ausgenommen, aber den magst du nur, weil du von ihm alles haben kannst.”
Einen Moment lang glaubte Tara, ihre Mutter würde sie schlagen, doch die ließ die Hände sinken und betrachtete ihre Tochter voll Abneigung.
“Ich verstehe”, sagte Mrs. Chacewater langsam. “Ich hätte dich damals doch in Hongkong lassen sollen, dann wäre mir viel erspart geblieben. Wir beide haben nicht viel gemeinsam, nicht wahr, meine Kleine?”
Die schonungslose Wahrheit hätte Tara zutiefst bestürzen müssen, doch erstaunlicherweise tat sie es nicht. Tara fühlte sich traurig und war verzweifelt darüber, dass sie nie die Tochter hatte sein können, die ihre Mutter sich gewünscht hatte. Dieser Gedanke schmerzte Tara, und doch empfand sie Erleichterung darüber, dass nun alles zwischen ihnen geklärt war.
“Ich nehme an, ich kann dich nicht umstimmen, deine Pläne zu ändern”, fuhr Mrs. Chacewater fort.
“Nein. Ich muss Daddy wiedersehen”, entgegnete Tara ruhig.
Einen Moment lang herrschte bedrückendes Schweigen, das ihre Mutter schließlich brach.
“Nun gut, Tamara. Doch wenn du gehst, bedeutet das, dass du nie mehr zu mir zurückkommen kannst. Ich meine es völlig ernst. Falls du tatsächlich nach Hongkong fährst, bin ich endgültig fertig mit dir. Du glaubst mir das doch?” Tara nickte nur. “Vielleicht wird es dir ja gut tun zu merken, wie die meisten Menschen ihren Lebensunterhalt bestreiten müssen.”
Mrs. Chacewater stand auf und ging zu den hohen Flügeltüren des prächtigen Salons. “Dein bisheriges Leben, Tamara – das in diesem Augenblick zu Ende geht – war sehr luxuriös, bequem und sorgenfrei. Ich hoffe, du wirst deine jetzige Entscheidung nie bedauern müssen.” Sie warf Tara einen letzten prüfenden Blick zu, hob resigniert die Schultern und ging hinaus.
3. KAPITEL
Das fröhliche Lachen zweier Chinesinnen, die in den Waschraum kamen, unterbrach Taras traurige Erinnerungen.
Sie hatte keine
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