Bianca Exklusiv Band 0088
anerkennend. “Glücklicherweise haben Sie ihr gutes Aussehen geerbt, meine Liebe.”
“Finden Sie?” Tara schaute ihn verwundert an. Ihre Mutter hatte sich oft beklagt, dass Tara ihr nicht ähnlich sah.
“Ich meine nicht unbedingt, dass Sie ihr gleichen, sondern dass Sie auch ausgesprochen hübsch sind.”
“Wie ungewohnt galant Sie heute sind, Brian”, fiel Ryan ihm ins Wort.
“Ja, ich weiß. Liegt wohl an meiner schottischen Herkunft”, erwiderte Brian unbeeindruckt. “Jedenfalls habe ich einen Blick für hübsche Frauen.”
Ryan schaute immer noch recht finster drein.
“Mögen Sie Pferde, Ryan?”, wollte Tara wissen.
“Nicht besonders”, entgegnete er spöttisch. “Am hinteren Ende treten sie, und am vorderen Ende beißen sie.” Er grinste, als ein empörter Aufschrei um den Tisch ging. “Na gut, sie sehen schön aus, aber das ist alles, was ich zu ihren Gunsten sagen kann.”
“Wetten Sie nie bei Pferderennen?”, erkundigte sich Tara.
“Er verliert nicht gern”, kam Brian Ryan ironisch zuvor.
“Ich bin durchaus bereit, in manchen Dingen ein kalkulierbares Risiko einzugehen”, berichtigte Ryan. “Aber Geld auf etwas so Unberechenbares wie ein Pferd zu setzen, ist völliger Irrsinn.”
“Die Chinesen sind leidenschaftliche Glücksspieler, nicht wahr?”, meinte Tara.
“Das sind sie. Deshalb hält man sie auch für undurchschaubar. Immer setzen sie ein Pokergesicht auf”, antwortete Ryan und schnitt eine Grimasse, die alle zum Lachen brachte.
Von jetzt an übernahm er die Rolle des Alleinunterhalters, erzählte Witze, Anekdoten und haarsträubende Geschichten, die die kleine Gesellschaft amüsierten.
Tara genoss die entspannte Stimmung und das ausgezeichnete Essen. Gern wäre sie noch länger auf der Insel geblieben, doch nach dem Dessert meinte Ryan, es sei bereits höchste Zeit, nach Hongkong zurückzukehren.
Wieder auf der Yacht, fühlte Tara sich schläfrig. Vielleicht lag das an dem Wein, den Ryan zum Essen bestellt hatte, oder an der Seeluft und der Sonne. Jedenfalls war sie zu müde, um dagegen zu protestieren, dass Ryan sich neben sie setzte und das Ruder übernahm.
Sie unterhielten sich über verschiedene Themen, während die kleine Yacht gemächlich über die Wellen schaukelte.
Es dauerte nicht lange, und Tara schlief ein. Nach einer Weile wachte sie auf und stellte zu ihrem Entsetzen fest, dass sie sich an Ryan lehnte, der einen Arm um sie gelegt hatte und sie fest und beschützend an sich drückte.
“Aufwachen, kleine Schlafmütze!”, sagte er fröhlich. “Wir sind schon viel zu lange auf diesem Kurs, aber ich wollte Sie nicht stören. Fertig zum Wenden?”
Sie kreuzten über die Big Wave Bucht zum Lei Yue Mun Kanal. Vor ihnen lag die Landspitze von Kai Tak. Der kurze Schlaf hatte Tara so erfrischt, dass sie jetzt wieder interessiert und wach die Gegend betrachtete.
“Wie schade, dass die Dschunken nicht mehr die traditionellen Segel haben”, klagte Tara, als ein modernes chinesisches Boot an ihnen vorüberglitt. “Als ich klein war, hatten noch alle Boote bunte Segel. Ich fand damals, dass sie wie Drachenflügel aussehen.”
“Sicher schauen die Boote heute nicht mehr so malerisch aus, aber sie sind viel praktischer”, erläuterte Ryan. “Hätten Sie Lust, einmal mit der firmeneigenen Dschunke hinauszufahren? Darauf kann man besser sonnenbaden als auf meiner bescheidenen Yacht.”
“Aber Sie mögen Ihr eigenes Boot trotzdem lieber, nicht wahr?”
“Natürlich. Hier kann ich in Ruhe nachdenken.”
“Dann hoffe ich, Sie heute nicht zu sehr abgelenkt zu haben”, erwiderte sie keck.
“Sie wissen genau, dass Sie nichts anderes getan haben”, behauptete er streng und schmunzelte über ihre bestürzte Miene. “Und es war sehr angenehm”, fügte er beruhigend hinzu.
Daraufhin musste sie lachen.
Wieder im Hafen, mussten sie sich beide sehr konzentrieren, denn hier ankerten schon viele Boote.
Die Sonne stand bereits tief, als sie endlich am Bootssteg des Yachtclubs festmachten.
“Möchten Sie heute Abend hier essen?”, erkundigte sich Ryan. “Das Essen ist ausgezeichnet. Oder sind Sie nach dem langen Tag zu müde?”
“Nein, ich bin überhaupt nicht müde, ich fühle mich wunderbar.” Sie lächelte ihn an und senkte dann den Blick, damit Ryan nicht merkte, wie froh sie war, dass sie mit ihm noch länger zusammenbleiben durfte.
“Gut. Ich setze Sie zu Hause ab, damit Sie sich umziehen können. Haben Sie sich übrigens entschieden, ob
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