Bianca Exklusiv Band 0088
Sie zu Ihrem Vater ziehen oder in der Wohnung bleiben?”
“Ich würde das Apartment gern behalten. Vorausgesetzt, ich kann die Miete bezahlen.”
“Machen Sie sich keine Sorgen. Das wird wahrscheinlich die Firma übernehmen.”
“Nein!”, rief sie heftig.
Überrascht blickte Ryan sie an. “Wenn ich mir die Miete nicht leisten kann, werde ich mir eine kleinere und günstigere Wohnung nehmen”, erklärte sie trotzig.
Er schaute sie prüfend an. “In Hongkong ist es schwer, eine passende Unterkunft zu finden. Wahrscheinlich müssten Sie in eine der neuen Vorstadtsiedlungen ziehen.”
“Das weiß ich”, gab Tara zurück. “Trotzdem bleibe ich bei meiner Entscheidung.”
“Diskutieren Sie das mit Ihrem Vater aus”, riet Ryan und schmunzelte. “Ihm gehört nämlich der gesamte Wohnblock, in dem Sie Ihr Apartment haben … Und zwar nur Ihrem Vater”, fügte Ryan spöttisch hinzu.
Tara war froh, ihre Haltung nicht erklären zu müssen. An Ryans Miene erkannte sie, dass er einen Teil ihrer Gründe erraten haben mochte. Jedenfalls schien er verstanden zu haben, dass sie weder ihm noch sonst jemandem verpflichtet sein wollte. Die kurze Auseinandersetzung hatte das freundschaftliche Verhältnis, das während des Tages zwischen ihnen geherrscht hatte, ein wenig abgekühlt.
Und das ist vielleicht ganz gut, dachte Tara. Sie hielt sich vor Augen, dass sie gegen Ryan immer noch erhebliche Vorbehalte hatte. Doch sein verführerischer Charme ließ sie das nur allzu leicht vergessen. Sie musste vorsichtiger sein.
Ruhelos ging Tara im Wohnzimmer umher und wartete darauf, dass Ryan sie zum Essen abholte. Er hatte sich schon um zwanzig Minuten verspätet. Was hatte ihn bloß aufgehalten?
Vor dem großen Spiegel blieb sie stehen und betrachtete sich prüfend. Das silbergraue Seidenkleid schmiegte sich eng um ihre schlanke Figur. Es sah elegant und verführerisch aus. Das Haar hatte Tara locker aufgesteckt, sodass ihr schlanker Hals betont wurde, ein geschicktes Make-up brachte die großen braunen Augen und die hohen Wangenknochen gut zur Geltung.
Tara hoffte, dass sie in der Aufmachung mondän und welterfahren aussah. Ryan sollte sie nicht für ein naives junges Mädchen halten, mit dem er leichtes Spiel hatte. Nach den Ereignissen auf dem Boot war sie sich sicher, dass Ryan eine Affäre mit ihr anfangen wollte. Es dürfte ihm nicht schaden, einmal eine Abfuhr zu bekommen, dachte sie boshaft. Ryan war sich seiner Wirkung auf Frauen viel zu sicher und setzte seinen überwältigenden Charme skrupellos für seine eigenen Ziele ein.
Als es an der Tür läutete, nahm Tara eine Jacke und die Abendtasche, bevor sie öffnete, denn sie hatte nicht die Absicht, Ryan hereinzubitten.
“Guten Abend”, sagte sie kurz darauf kühl, obwohl sie bei Ryans bewunderndem Blick ein erregendes Prickeln verspürte.
“Tut mir leid, dass ich mich verspätet habe”, entschuldigte sich Ryan. “Ich musste dringende Telefonate erledigen.”
Sie hob betont gleichmütig die Schultern.
“Macht es Ihnen etwas aus, wenn wir uns heute Abend einer Gruppe von Geschäftsleuten anschließen?”, fragte er unerwartet. “Ihr alter Bekannter Robert Moncrieff hat uns eingeladen. Er möchte, dass ich einige Leute kennenlerne, die ein Projekt planen, an dem die Hall Bay Company interessiert sein dürfte.”
Tara blickte ihn überrascht an und hoffte, dass er nicht gemerkt hatte, wie sehr die Erwähnung von Robert Moncrieff in Zusammenhang mit der Hall Bay Company sie erschreckt hatte. Sie hatte den Eindruck, nun alle Teile des Puzzles beisammenzuhaben. Wieso hatte sie früher nie an Robert als möglichen Interessenten für ihre Firmenaktien gedacht? Nun wusste sie, warum er sie nach Australien eingeladen hatte. Jetzt war ihr auch klar, warum Ryan am ersten Abend nicht besonders erfreut gewesen war, sie mit Robert an einem Tisch in der Bar des Restaurants sitzen zu sehen.
“Es macht mir nichts aus”, antwortete sie endlich. “Doch wenn ich bei den Geschäftsgesprächen stören sollte, brauchen Sie mich nicht mitzunehmen. Ich bleibe gern allein zu Hause – oder rufe Freunde an, damit sie mich abholen.”
“Ich möchte aber, dass Sie mitkommen”, erwiderte Ryan heftig. “Wenn Sie in nächster Zukunft für mich arbeiten wollen, werden Sie sich an diese Art Zusammenkünfte gewöhnen müssen. Und da Sie, wie ich merke, offensichtlich nicht beabsichtigen, mich auf einen Drink in ihre Wohnung zu bitten, sollten wir besser sofort losfahren, da
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