Bianca Exklusiv Band 0088
Erstaunen darüber, dass Ryan so gleichmütig auf Roberts Begeisterung reagierte.
Schließlich beendete Ryan den Abend, indem er erklärte, Tara sei müde und wolle nach Hause. Er fragte nicht, ob ihr das recht sei und missachtete auch Roberts offensichtliche Ablehnung seiner herrischen Art. Kühl verabschiedete er sich von den anderen und führte Tara hinaus.
Auf der Heimfahrt im Taxi beschloss Tara, Ryan zu fragen, was sein Verhalten zu bedeuten habe.
“Ich verstehe nicht, warum der Abend für Sie so wichtig gewesen sein soll”, begann sie. “Sie machten nicht den Eindruck, als wären Sie an dem Geschäft sehr interessiert.”
“Das war ich auch nicht wirklich”, erwiderte er gelangweilt. “Moncrieff hatte mich gedrängt zu kommen. Wahrscheinlich wollte er hauptsächlich Sie sehen. Ich frage mich nur, warum.”
Tara war auf der Hut. “Weil Mr. Chang ihn gebeten hat, mich einzuladen. Er kannte mich als Kind und wollte mich wiedersehen”, sagte sie leichthin. “Er ist ein sehr netter Mann, nicht wahr? Und er scheint mit meinem Vater gut befreundet zu sein …”
“Sie sind nicht gerade Busenfreunde”, unterbrach Ryan sie. “Vergessen Sie nicht, dass Chang ziemlich lächerlich gewirkt haben muss, als seine Verlobte plötzlich beschloss, Ihren Vater zu heiraten.”
“Unsinn! Ich glaube nicht, dass ihn das im Geringsten stört. Wir haben beim Essen darüber geredet.”
“Ich weiß.”
Überrascht blickte sie Ryan an. “Sie sprechen doch nicht Chinesisch!”
“Das heißt nicht, dass ich es nicht verstehe”, erwiderte er mit einer Spur Schadenfreude. “Übrigens, wo haben Sie die Sprache so gut gelernt?”
“Hier natürlich, als ich ein Kind war. Allerdings habe ich in London immer versucht, Kontakt zu Chinesen zu haben, um meine Kenntnisse nicht einrosten zu lassen.”
“Es scheint, als müsse ich aufpassen, dass Sie mich nicht überflügeln”, meinte Ryan spöttisch. “Für Ihre Arbeit in unserer Firma ist Ihr Sprachtalent natürlich von Vorteil.” Er nahm ihre Hand in seine und drückte sie leicht. “Wann können Sie übrigens anfangen?”
“Ich weiß nicht recht. Vielleicht wenn mein Vater wieder hier ist?”
“Fein, also am Montag. Ich werde Sie jeden Tag zur Arbeit mitnehmen.”
“Moment, Ryan. Ich dachte, ich könnte vorher noch ein bisschen Urlaub machen.”
Er lächelte. “Ich brauche Sie in der Firma, Tara. Wenn Sie jetzt nicht anfangen wollen, muss ich mich nach jemand anderem umsehen.” Er drückte fast schmerzhaft ihre Finger.
“Ist das eine Erpressung?”, fragte sie spöttisch.
“Wenn Sie es so sehen wollen – ja. Allerdings dachte ich nur daran, dass ich dringend eine neue Assistentin brauche.” Das Taxi hielt vor einem hell erleuchteten Eingang. Ryan lachte auf, als er Taras Verblüffung bemerkte. “Sie haben doch nicht angenommen, ich würde Sie schon nach Hause bringen? Jetzt wollen wir uns amüsieren, nachdem wir den ersten Teil des Abends mit langweiligen Geschäftsangelegenheiten vertan haben.” Er nickte ihr aufmunternd zu. “Das hier ist Hongkongs neueste und, wie man hört, aufregendste Disco. Auf geht’s!”
Tara konnte ihm nicht widerstehen. Sie lächelte ihn an und ließ sich aus dem Taxi helfen. Aus der Tür schallte ihnen laute Musik entgegen.
Einige Stunden später lag Tara müde im Bett. Sie dachte über den Abend und vor allem über Ryan nach. Er war ein ausgesprochen angenehmer und amüsanter Begleiter gewesen. Außerdem konnte er ausgezeichnet tanzen. Dennoch durfte sie nie vergessen, dass er nicht an ihr als Person, sondern nur an ihr als Aktionärin einer bedeutenden Firma interessiert war, auch wenn er sie das oft vergessen ließ.
Sie beschloss, sich nicht weiter den Kopf darüber zu zerbrechen. Der heutige Tag war ein großer Erfolg gewesen. Ryan hatte beim Abschied vor ihrem Apartment nicht versucht, sich ihr zu nähern. Obwohl sie fest entschlossen gewesen war, ihn abzuweisen, sollte er versuchen, sie zu küssen, war sie immer noch ein wenig enttäuscht, dass er es gar nicht probiert hatte. Wahrscheinlich hatte er erraten, was sie wollte, denn er hatte sie zum Abschied wissend und amüsiert angeschaut.
Tara wünschte, Ryan würde nicht so zwiespältige Gefühle in ihr wecken. Einerseits fühlte sie sich ungemein zu ihm hingezogen. Er war der charmanteste, unterhaltsamste Mann, der ihr je begegnet war. Außerdem besaß er eine ungeheuere erotische Ausstrahlung. Andererseits misstraute sie ihm, und sie wusste, dass auch er
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