Bianca Exklusiv Band 0088
sich. Wenigstens fing Ryan an, ein wenig menschlicher zu wirken.
Von da an unterhielten sie sich freundschaftlich. Es war Tara klar, dass das eigentlich wichtige Thema erst nach dem Essen zur Sprache kommen würde. Und obwohl sie nun entspannt plauderten, stellte Tara fest, dass Ryan sie immer noch mit einer gewissen Skepsis behandelte.
Den Kaffee tranken sie im Wohnzimmer. Tara hatte mittlerweile ihre Unbefangenheit zurückgewonnen, sodass sie ungeniert die Schuhe abstreifte und sich in eine Ecke des gemütlichen Sofas kuschelte.
“Wir werden jetzt nicht mehr gestört werden”, sagte Ryan zu Tara, brachte ihr eine Tasse Kaffee und setzte sich neben sie auf das Sofa.
Unwillkürlich versteifte sie sich, als sie den verschlossenen, schwer zu deutenden Ausdruck auf seinem Gesicht bemerkte.
“Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll”, begann Ryan. “Mir ist nur klar, dass ich mich bei dir entschuldigen muss.”
“Bitte nicht. Es ist nicht nötig. Wie ich Daddy schon erklärte, verstehe ich vollkommen, dass du …”
“Man sollte mir die Zunge herausschneiden als Strafe für meine unüberlegten Worte damals”, unterbrach Ryan sie. “Ich kann nur zu meiner Entschuldigung anführen, dass ich nicht akzeptieren wollte, dich von Anfang an falsch beurteilt zu haben. Normalerweise habe ich eine gute Menschenkenntnis, aber bei dir hat sie völlig versagt.”
Ryan seufzte. “Immer wenn wir zusammen waren, lagen meine Gefühle und mein Verstand im Widerstreit. Dafür habe ich dir die Schuld gegeben, Tara. Ich weiß, dass du mich in den letzten zwei Wochen gemieden hast. Und der Kuss letzte Nacht war ein schlimmer Fehler. Aber kannst du mir trotzdem verzeihen?”
Sie saß wie versteinert da. Der gestrige Kuss war also Ryans Meinung nach ein Fehler gewesen. Und den sollte sie ihm verzeihen. Nun, sie fühlte sich nicht in gnädiger Stimmung, ganz im Gegenteil! Langsam wich das taube Gefühl und machte Schmerz und Zorn Platz. Tara musste sich zusammennehmen, um nicht vor Kummer aufzuschreien. Vorsichtig stellte sie ihre Kaffeetasse auf den Couchtisch.
“Tara?”
Dass Ryan ihren Namen so zärtlich aussprach, brachte sie um den letzten Rest an Selbstbeherrschung. Unvermittelt stand sie auf.
“Ich soll dir also verzeihen?”, fauchte sie ihn an. “Nun, das werde ich nicht – und wenn ich hundert Jahre alt werde!” Befriedigt sah sie den verblüfften Ausdruck auf seinem Gesicht. “Ich verstehe nicht, wie du es wagen kannst, mich um Verzeihung zu bitten.” Jetzt war sie so wütend, dass sie nichts mehr daran hinderte, Ryan endlich offen zu sagen, was sie von ihm hielt. “Von allen arroganten, selbstzufriedenen Machos dieser Welt bist du der schlimmste. Ich frage mich, wie viele Frauen dir schon alles schenken wollten, nur um dann einen Schlag ins Gesicht zu erhalten.”
Sie ballte die Hände zu Fäusten. “Es war also ein schlimmer Fehler, mich letzte Nacht zu küssen. Aber der Fehler lag bei mir, weil ich dir nämlich erlaubt habe, es zu tun. Nun, mein Lieber, jetzt wirst du erfahren, wie weh es tut, wenn auf einem herumgetrampelt wird. Es wird dir nur guttun, auch einmal der Verlierer zu sein.”
Sie holte tief Luft. “Du willst mich also in dein Bett locken, stimmt’s? Du begehrst meinen Körper.” Zufrieden sah sie, wie Ryan zusammenzuckte. Ganz langsam und deutlich fuhr sie in triumphierenden Ton fort: “Nun, dann lass dir sagen, dass du diesmal leer ausgehen wirst. Mich wirst du nicht erobern!”
Tara nahm ihre Handtasche, hob die Schuhe auf und eilte aus dem Zimmer, ohne auf Ryans Rufen zu achten, sie solle warten.
Heftig schlug sie die Wohnungstür ins Schloss und lief die Treppe hinunter. Erst im nächsten Stock blieb Tara stehen, lehnte sich zitternd gegen die Wand und schlüpfte in die Schuhe, bevor sie weitereilte. Vor dem Eingang stand glücklicherweise ein Taxi. Sie stieg ein, nannte die Adresse und ließ sich in die Polster sinken. Erst jetzt begannen die lange zurückgehaltenen Tränen zu fließen.
Obwohl Tara zu weinen aufgehört hatte, als sie zu Hause ankam, konnte man deutlich sehen, dass mit ihr etwas nicht stimmte.
“Um Himmels willen, was ist denn los?”, fragte ihr Vater entsetzt, der sie in der Eingangshalle traf.
“Nichts”, antwortete Tara rasch und lief in ihr Zimmer.
“Was gibt es?”, erkundigte sich Serena, die gerade aus dem Wohnzimmer trat.
Sebastian hob die Schultern. “Ich weiß es auch nicht genau. Tara ist gerade in äußerst schlechter Laune
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