Bianca Exklusiv Band 0088

Mathematik lehrte. Ganz und gar nicht wie ein australischer Filmstar.
    “Lass uns gehen”, sagte er. “Moses wird uns begleiten. Der mag auch nicht im Hotel sitzen.”
    Er führte sie in die Eingangshalle und drückte auf den Aufzugknopf. Während sie warteten, betrachtete er ihr Bild in den verspiegelten Türen. “Du siehst aus, als würdest du aus der Universität kommen, aber nicht aus dem Penthouse des Scheichs.”
    Sie zuckte die Schultern. “Was hast du studiert?”, wollte sie wissen. “Film- und Theaterwissenschaften?”
    Die Türen des Aufzugs öffneten sich. Gil schüttelte den Kopf und führte Nikki in den Fahrstuhl. “Ingenieurwissenschaften. Aber ich habe es nach zwei Jahren aufgegeben. Das war nichts für mich. Ich wollte aus brennenden Häusern springen und von Pferden stürzen. Mein Bruder hat durchgehalten. Er ist jetzt Professor.”
    Nikki steckte die Hände in die Jackentaschen. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass jemand freiwillig das College aufgab. “Ich würde das College nie aufgeben”, meinte sie nachdenklich.
    Gil hatte ebenfalls die Hände in die Taschen gesteckt. Er sah Nikki nicht an. “Jeder Mensch muss seinem eigenen Stern folgen.”
    Sie nickte bestätigend. “Und meiner führt mich nach Gooseburg.”
    Er runzelte die Stirn. “Wenn du aufs College willst, dann tu das. Wenn wir hier fertig sind, solltest du genug Geld dafür haben. Das ist besser, als in Gooseburg, New Jersey, Make-up zu verkaufen.”
    Der Aufzug hielt an, und die Türen öffneten sich. Gil und Nikki traten in die geräumige Eingangshalle. Moses wartete auf sie.
    “Na, so etwas”, meinte er trocken. “Sieh mal an. Sie sind wirklich sehr hübsch, Miss. Hübscher als Caressa.”
    Nikki vergrub verlegen die Hände in den Taschen. “Es ist nett, dass Sie mit uns kommen.”
    Er schüttelte den Kopf. “Mit Nettigkeit hat das nichts zu tun. Ich habe das Gefühl, als würde ich schon eine Ewigkeit Karten mit Waldo spielen. Manchmal muss ein Mann sich auch etwas bewegen können. Sind Sie für den großen Tag morgen bereit?”
    Nikki senkte den Blick. “So bereit ich nur sein kann.”
    Moses grinste. “Roach sagt, Sie werden besser beim Küssen. Er meinte, Sie wären auf der Veranda heute Abend überzeugend gewesen. Es wäre nicht das gewesen, was er sich vorgestellt hätte, aber überzeugend.”
    Nikki wusste nicht, was sie sagen sollte.
    “Übung macht den Meister”, erklärte Gil leise.
    “So sagt man”, stimmte Moses zu. “Gehen Sie beide nur voraus. Ich folge Ihnen in angemessenem Abstand.”
    “Gut”, sagte Gil. “Wir brauchen alle eine Erholung von diesem verrückten Spiel.” Er führte sie zu dem Seiteneingang im Keller.
    “Was werden wir uns ansehen?”, fragte Nikki. “Kennst du dich in Las Vegas aus?”
    Er nickte. “Was möchtest du sehen? Einen ausbrechenden Vulkan? Weiße Tiger? Meerjungfrauen? Clowns? Ein singendes Skelett? Einen Pool voller Haie? Die sinkende Titanic? Oder möchtest du lieber ein Glas Champagner im Grand Canyon trinken?”
    Nikki schaute ihn verblüfft an. Wollte er sie necken, oder gab es solche Wunder tatsächlich? Die Stadt war zwar noch verrückter als New York, aber ein ausbrechender Vulkan? Weiße Tiger? “Ich möchte sehen, wie Las Vegas wirklich ist”, sagte sie. “Erzähl mir nichts, das unmöglich ist.”
    Er öffnete die Tür. “Wir sind in Vegas, Nikki”, sagte er leise. “Nichts ist hier unmöglich. Überhaupt nichts.”

7. KAPITEL
    Gil hatte recht. In Las Vegas bei Nacht schien nichts unmöglich zu sein. Nikki stammte aus New York, deshalb hätte man annehmen sollen, sie sei welterfahren und schwer zu beeindrucken.
    Aber Vegas war beeindruckend. Der Las Vegas Boulevard, kurz Strip genannt, bot die größte Lichtshow der Welt. Millionen farbiger Birnen und Neonlichter blinkten. Davon konnte einem ganz schwindlig werden.
    “Hier sind sie”, sagte Gil und deutete auf das Wunderland der Lichter, “all die berühmten Namen. Aladin, Excalibur, Caesar’s Palace, das Sahara, das Dunes, das Sands.”
    Selbst jetzt kurz vor Mitternacht waren noch viele Leute auf der Straße unterwegs. Die Stadt schien voller Abenteuer.
    “Was ist das da?”, fragte Nikki, als sie um eine Straßenecke gingen. Sie deutete auf ein riesiges, aus Neonlichtern geformtes Cowgirl, das sich vom dunklen Nachthimmel abhob. Das spärlich bekleidete Cowgirl schien auf einem Berg von Gold zu sitzen.
    “Das ist das Glitter Gulch”, antwortete Gil. “Und das dort sind das