Bianca Exklusiv Band 0088
Geschichte studiert. Ihren Abschluss hat sie mit Auszeichnung gemacht. Doch sie wollte Stunts machen. Diese Arbeit gefiel ihr, genau wie mir. Und sie war gut, sehr gut.”
Nikki schwieg und sah ihn nicht an, doch sie schien zuzuhören. Ihr Gesichtsausdruck wirkte traurig.
“Wir trafen uns bei Aufnahmen zu einem Rodeofilm”, fuhr Gil fort. “Als ich sie das erste Mal sah, saß sie auf einem riesigen braunen Pferd, das ein wenig wild aussah. Ich fragte sie, wie ein zierliches Ding wie sie mit einem so großen Pferd fertig werden wolle. Und sie sagte: ‚Sieh mir einfach zu, Cowboy!‘”
Er lächelte versonnen. Dann blickte er zu Nikki, die den Kopf immer noch gesenkt hielt. Melly war klein gewesen, hatte schimmernde dunkle Haare gehabt und feurige dunkle Augen, einen wissenden Blick und ein lautes Lachen. Sie hatten so viel gemeinsam gehabt. Melanie war ganz anders gewesen als die Frau, die nun vor ihm saß. Das durfte er nicht vergessen.
Sein Lächeln verschwand. “Dann begann sie, sich nicht mehr so gut zu fühlen. Das schien verrückt, denn sie sah aus wie das blühende Leben. Doch es ging ihr immer schlechter. Und als sie dann zum Arzt ging …”, er trank noch einen Schluck Brandy, “… da sagte man ihr, dass sie sehr krank ist.”
Gil atmete tief durch. “Die Ärzte sagten mir, sie hätte vielleicht noch drei oder vier Monate zu leben. Chemotherapie hätte keinen Sinn, da die Krankheit schon zu weit fortgeschritten sei.”
Er schüttelte traurig den Kopf. “Ich musste es ihr sagen. Sie wollte die schlechten Nachrichten von mir hören, nicht von einem Arzt. Also habe ich ihr gesagt, dass sie nur noch vier Monate hätte und keine Chance, die Krankheit zu besiegen.”
Ein Nerv zuckte in seiner Wange. “Sie war sehr tapfer. Aber sie verstand nicht, dass sie sie nicht besiegen konnte. Sie hatte nie gelernt zu versagen. Sie versuchte zu lächeln und sagte: ‚Sieh mir einfach zu, Cowboy‘.”
Er umklammerte das Glas. “Sie lebte noch genau vier Monate. Wir haben uns die Zeit so schön gemacht, wie es nur ging. Melanie war die schönste Frau, die ich je kennengelernt habe. Es wird nie eine geben wie sie. Nie.”
Er leerte das Glas und stellte es ab. Dann verschränkte er die Arme. “Das ist alles. Die ganze Geschichte.”
Nikki sah auf. Sie hatte die Hände zwischen den Knien gefaltet und schaute sich suchend im Raum um, als wüsste sie nicht, was sie sagen sollte. “Warum ist dieses Zimmer so anders als meines?”, fragte sie, und er war dankbar für den Themawechsel.
“Der Prinz wollte, dass jeder Raum eine andere Zeit und einen anderen Ort darstellt”, erklärte Gil. “Dies hier ist französisch, neoklassischer Stil mit griechischem Einfluss. Dein Raum ist eher indisch, meiner stellt die italienische Renaissance dar. Möchtest du dich umsehen? Hast du schon mal eine altägyptische Küche gesehen? Der Mikrowellenherd steckt in einem Sarkophag.”
Nikki schüttelte den Kopf. Gil sollte nicht denken, dass sie in sein Zimmer eingeladen werden wollte, denn er hatte Gefühle in ihr geweckt, die sie nie zuvor empfunden hatte.
Nur weil sie ihn so attraktiv fand, hatte sie ihn offen nach der anderen Frau gefragt. Und er hatte ebenso offen geantwortet. Er hatte Melanie geliebt, die klug, gebildet, mutig und schön gewesen war. Es wird nie wieder eine geben wie sie, hatte er gesagt. Diese Frau war ganz anders als sie selbst. Jedes seiner Worte war für sie wie ein Stich ins Herz gewesen.
An einer Frau wie ihr, die Schwierigkeiten mit dem Lesen hatte und alles andere als furchtlos war, würde er nie interessiert sein. Das war auch gut so. Sie wollte keinen Mann, auch nicht einen wie Gil. Es war ihre Aufgabe, unabhängig zu sein. Das war sie sich schuldig.
Nikki fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Gil beobachtete sie mit demselben besorgten Blick wie auf der Veranda.
“Oh”, meinte Nikki ungeduldig. “Ich wünschte, ich könnte einfach mal spazieren gehen. Ich fühle mich wie in einem Käfig. Ich habe kaum etwas von Las Vegas gesehen. Nur den Flughafen.”
Sie ging zum Fenster. Die Gardinen waren zugezogen. “Sogar im Flughafen stehen einarmige Banditen”, erzählte sie. “Die Leute können spielen, sobald sie die Maschine verlassen haben.”
“Ich weiß.”
“Ob Roach mich allein nach draußen lässt, nur für kurze Zeit? Niemand würde mich erkennen. Ich würde mich so schminken, dass ich überhaupt keine Ähnlichkeit mit Caressa hätte. Glaubst du, er würde mich gehen
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