BIANCA EXKLUSIV Band 0171
lief er ihr und ihrem Erbe nach, wenn er eine florierende Anwaltspraxis besaß? Irgendetwas stimmte hier nicht.
Und Colt gehörte nicht nur eine Firma, sondern auch eine Ranch. Er konnte es sich leisten, achthundert Morgen Land zu kaufen, also war er gewiss kein armer Mann.
Vielleicht waren die beiden so geldgierig, dass sie nicht genug bekommen konnten. Was sie mit ihren Lügen bei ihr anrichteten, war ihnen offenbar vollkommen egal.
Entschlossen stieg Theo aus dem Wagen und ging zur imposanten Eingangstür. Als sie die Kanzlei betrat, sah sie Marion am Computer sitzen. Auf ihrem Schreibtisch lagen mehrere aufgeschlagene Akten und Bücher. Seltsam, dachte Theo. Bei ihrem ersten Besuch war der Schreibtisch fast völlig leer und der PC gar nicht eingeschaltet gewesen.
Die Sekretärin sah auf. „Hallo, Miss Hunter. Mr. Hamilton erwartet Sie bereits.“ Sie stand auf. „Ich bringe Sie zu ihm.“
„Nicht nötig. Ich kenne den Weg. Ich habe übrigens etwas für Sie.“ Sie legte die Wagenschlüssel auf den Schreibtisch. „Danke, dass ich Ihren Wagen benutzen durfte, aber eigentlich brauche ich ihn nicht. Sagen Sie, wie haben Sie sich fortbewegt, während er in meiner Einfahrt herumstand?“
Marion wurde blass, und dadurch traten die roten Flecken noch deutlicher hervor. „Ich … Es ging schon“, sagte sie matt und sah aus, als würde sie am liebsten im Erdboden versinken.
Das war für Theo Beweis genug. Colt hatte die Wahrheit gesagt: Jordan und Marion hatten etwas miteinander.
Ein gewaltiger Schmerz drohte Theo das Herz zu brechen. Es war kein körperlicher, sondern ein seelischer Schmerz. Am liebsten wäre sie hinausgerannt, um sich in Maudes kleinem Haus zu verkriechen.
Aber erst musste sie mit Jordan sprechen und irgendwelche Papiere unterschreiben. Sie straffte die Schultern und lächelte Marion zu. „Ich gehe jetzt zu Jordan.“
Marion hatte wie erstarrt dagestanden. Jetzt erwachte sie plötzlich zum Leben. „Miss Hunter, bitte. Jor… Mr. Hamilton wird sehr betrübt sein, dass Sie mir die Schlüssel gegeben haben. Er … er wollte unbedingt, dass Sie den Wagen fahren.“
„Ach, wirklich? Wissen Sie was, Marion? Es ist mir egal, ob Mr. Hamilton darüber betrübt ist. Wenn ich einen Wagen brauche, miete ich mir einen, und falls es in Hattie keinen Autoverleih gibt, laufe ich.“
„Es gibt einen“, sagte Marion mit furchtsamer Stimme. „Bob Turlow handelt mit Gebrauchtwagen und manchmal vermietet er einen. Er steht im Telefonbuch.“
„Danke.“ Theo drehte sich um.
„Bitte … ich möchte Sie wenigstens ankündigen.“
„Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich Jordan lieber überraschen“, erwiderte Theo kühl.
Marion seufzte schwer. „Wie Sie wünschen.“
Theo ging den Korridor entlang, und diesmal sah sie genauer hin. Sie kannte sich ein wenig mit Bodenbelägen aus, da sie ihre Wohnung und die Boutique selbst eingerichtet hatte. Der Teppichboden, über den sie jetzt ging, war aus hochwertiger Wolle und kostete etwa fünfzig Dollar pro Quadratmeter. Sie selbst hatte weniger als die Hälfte ausgegeben.
Dann waren da noch die vier geschlossenen Türen. Was befand sich hinter ihnen? Leere Büros? Besprechungsräume? Wozu hatte Jordan eine so große Kanzlei? Theo überlegte, ob er sie vielleicht mit anderen Anwälten teilte.
Jordans Tür stand auf. Jordan wirkte noch beschäftigter als Marion. Seine Anzugjacke hing über einer Stuhllehne, die Ärmel des Hemdes waren hochgekrempelt, der Kragen aufgeknöpft, die Krawatte gelockert. Sein Schreibtisch war doppelt so groß wie Marions und vollständig mit Akten und unzähligen Papieren bedeckt. Dazwischen lagen mehrere Bücher, und ein Blick auf die Regale verriet Theo, dass es sich um juristische Werke handelte.
Jordans Kopf war gesenkt, er hielt einen Stift in der Hand und schrieb etwas auf einen Notizblock. Theo klopfte gegen den Türrahmen. „Jordan?“
Blinzelnd sah er sie an, als wäre er aus tiefsten Gedanken gerissen worden. Dann sprang er auf. „Theo! Warum hat Marion dich nicht angemeldet?“
„Hast du uns nicht reden gehört?“ Es war still im Haus, selbst die gedämpfte Musik fehlte.
Jordan räusperte sich. „Nein.“ Er warf einen Blick auf die Stapel vor sich und lächelte jungenhaft. „Wenn ich konzentriert arbeite, höre ich nur das Läuten des Telefons. Bitte, setz dich doch.“ Hastig rollte er die Ärmel herunter, knöpfte den Kragen zu und zog die Krawatte hoch.
„Du siehst heute sehr hübsch aus“,
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