BIANCA EXKLUSIV Band 0171

Baldwin?“
    „Es gibt Frauen, die behaupten, es sei Kevin Costner gewesen, aber mir persönlich gefällt Alec in der Rolle besser.“
    Eve zog mit der Fingerspitze einen Kreis auf der Decke. „Welche Rolle würden Sie Sebastian geben?“
    Offenbar war Eve aufmerksamer, als Monty angenommen hatte. „Die eines Piraten. Oder eines Musketiers.“
    Eve sah nicht hoch, sondern zog weiter Kreise. „Ich dachte, Sie würden ihm die Rolle des Märchenprinzen geben.“
    Aha, dachte Monty. Eve ist nicht so naiv, wie sie wirkt. „Die meines Märchenprinzen?“ Sie lachte. „Eine interessante Möglichkeit.“
    Eve hob den Kopf. „Aber er ist ein Gärtner.“
    „Und ich eine Sekretärin. Was könnte perfekter sein?“
    „Wenn er nun herausbekommt, wer Sie wirklich sind? Sie kennen ihn doch gar nicht, Miss Carlisle.“
    „Ich werde mit ihm fertig.“
    „Das hoffe ich, denn er ist gefährlich.“
    „Vielleicht finde ich ihn deshalb so attraktiv. Ich habe vor, möglichst viel Zeit mit ihm zu verbringen.“ Bevor Eve protestieren konnte, sprach Monty weiter. „Ich möchte, dass Sie uns morgen früh nach Paris schicken.“
    „Nach Paris? Wozu?“
    „Egal. Ich werde mir etwas einfallen lassen.“
    „Ich glaube, das ist keine gute Idee“, widersprach Eve.
    Monty zog eine Augenbraue hoch. „Ich finde sie großartig.“
    „Edwin wird verärgert sein.“
    „Edwin hat mich in die Verbannung geschickt. Wie ich mir die Zeit vertreibe, geht ihn nichts an.“
    „Ich werde Sie nach Paris begleiten“, bot Eve an. „Sie brauchen den Gärtner nicht mitzunehmen.“
    Monty beherrschte sich. „Ich bin Ihnen dankbar, Eve, aber Ihr Opfer ist unnötig.“
    „Aber Edwin hat mir ausdrücklich gesagt …“ Sie verstummte betrübt.
    „Ich bin sicher, Edwin hat Ihnen alle möglichen Anweisungen erteilt. Und ich gebe Ihnen jetzt die Erlaubnis, diese Anweisungen zu missachten und Ihren Urlaub zu genießen. Wir waren uns einig, dass Sie sich hier als ich ausgeben und tun, wozu Sie Lust haben. Und umgekehrt. Also gehen Sie ins Dorf oder lesen ein Buch, während ich morgen fort bin. Gehen Sie spazieren. Aber was immer Sie tun, machen Sie sich um mich keine Sorgen.“
    Eve wirkte nicht sehr überzeugt. „Sie wissen doch nichts über ihn, Miss Carlisle.“
    Doch. Sie wusste alles, was wichtig war. Mit einem Kopfnicken schlüpfte sie in die Rolle der Arbeitgeberin. „Gute Nacht, Eve. Bestimmt werden Sie jetzt schlafen können.“
    Monty rechnete mit weiterem Protest, doch Eve ließ resigniert die Schultern sinken. „Gute Nacht. Ich werde Sie nicht länger stören.“
    Als die Tür sich hinter ihrer Sekretärin schloss, gab Monty sich der Vorfreude auf den kommenden Tag hin. Morgen früh würde sie Seb dazu überreden, mit ihr nach Paris zu fahren. Sie würde die Stadt mit ganz anderen Augen sehen, vielleicht mit seinen. Sie würden in einem Straßencafé etwas essen. Oder er würde sie an einen einsamen, romantischen Ort führen, den sie allein niemals gefunden hätte.
    Ein Tag in Paris mit einem Mann, dessen Küsse ihr so tief unter die Haut gingen wie die keines anderen. Mehr konnte sie nicht verlangen.
    Sie schob die zerkratzte Hand unter die Wange. Jetzt brauchte sie nur noch einen guten Grund für den Ausflug. Eve würde sie beauftragen, in Paris etwas zu kaufen. Aber was? Irgendetwas. Die Mona Lisa. Ihr würde schon eine Idee kommen.
    Monty zog die Decke über den Kopf und schlief sofort ein.

    Im Tunnel zündete Seb die Kerzen an und steckte die Streichhölzer ein. Er war leichtsinnig gewesen. Äußerst leichtsinnig. Wenn Mademoiselle O’Halloran ihn nun in Montgomerys Zimmer überrascht hätte? Oder wenn sie den Geheimgang entdeckt hätte? Schon jetzt wussten zu viele von seiner Existenz. Und zu viele kannten den wahren Grund seiner Schatzsuche.
    Montgomery Carlisle. Wie hätte er ahnen können, wie herrlich es war, sie zu küssen? Er hatte geglaubt … Was? Dass er durchs Feuer gehen konnte, ohne sich zu verbrennen? Dabei war er gewarnt worden. Charlotte hatte ihm eindringlich geraten, sich nicht mit Montgomery einzulassen. Obwohl sie nur die halbe Wahrheit kannte.
    Er hielt den Leuchter hoch und sah nach unten. Das Treppenloch kam ihm vor wie ein leeres Grab. Das hölzerne Geländer war rau und verwittert, aber es hatte ihr das Leben gerettet.
    Jemand hat mich gestoßen.
    Sebastian dachte an ihre Worte, machte kehrt und ging zum Nordtunnel. Ein weiterer Unfall. Genau wie Charlotte es vorhergesagt hatte. Aber Monty hatte sich