BIANCA EXKLUSIV Band 0171
heftig.
Shannon zupfte ihn am Ärmel. „Wir sind hier Gäste. Das ist kein guter Anfang.“
„Lassen Sie mich das regeln“, verlangte George ungeduldig.
Doch der Reiter hatte sich schon von ihm abgewandt und sprach mit dem Chauffeur. George ignorierte er, ohne auch nur einen Blick in das Innere des Wagens zu werfen. Er wendete das Pferd.
„Hallo, wann gedenken Sie die Schafe weiterzutreiben?“, rief George ärgerlich. „Wir haben nicht vor, hier den ganzen Tag zu warten.“
„Dann schlage ich vor, Sie suchen sich ein anderes Quartier.“ Der Reiter gab seinem Pferd die Sporen und galoppierte davon.
„Nicht zu fassen, diese Unverschämtheit“, schimpfte George. „Ich werde diesen Vorfall dem Prinzen melden.“
„Beruhige dich“, meinte Dave Finley und öffnete die Wagentür. „Ich kann ja inzwischen ein paar einführende Fotos schießen.“
George schob das Kinn vor. „Hoffentlich müssen wir hier nicht lange stehen. Wie heißt der Mann?“
„Das ist Prinz Michel, Sir“, antwortete der Chauffeur.
Das verschlug George die Sprache.
Shannon begeisterte sich. „Ich kann es nicht glauben. Er trägt Jeans und ein Baumwollhemd wie andere Männer auch. Ich hielt ihn für einen Vorarbeiter. Aber er ist etwas ganz Besonderes.“
„Ja, das ist er wirklich“, pflichtete Marcie ihr bei. „Bei diesem zerknitterten Gesicht könnte man schon schwach werden …“
„Er sieht nicht schlecht aus“, gab Shannon zu. „Aber er ist nicht sehr höflich. Immerhin sind wir seine Gäste.“
„Zahlende Gäste“, wurde sie von Marcie erinnert.
„Ja, das stimmt.“ George fühlte sich von der Abfuhr des Prinzen getroffen. „Er sollte uns für unser Kommen danken. Jeder, der sein Familienanwesen vermieten muss, ist doch fraglos scharf aufs Geld. Jedenfalls ist er ein arroganter Kerl.“
Alle starrten zu dem Prinzen hinüber, der die verirrten Schafe energisch zusammentrieb. Er schien ein ausgezeichneter Reiter zu sein. Der kraftvolle schwarze Hengst reagierte auf den leisesten Schenkeldruck. Prinz Michel ignorierte die Besucher völlig. Er schien ihre Anwesenheit vergessen zu haben.
Nach einigen Minuten war die Straße frei, und der Wagen fuhr weiter bis zu dem massiven Eingangstor der Burg. Hier war der Empfang herzlich genug, um sogar Georges verletzte Gefühle zu besänftigen.
Prinz Devon kam, um sie zu begrüßen, während Diener in Livreen das Gepäck ausluden. Dieser Prinz entsprach ganz Shannons Erwartungen. Er war freundlich, gut aussehend und würdevoll, ohne bedrohlich zu wirken.
Die Ähnlichkeit zwischen den Brüdern war nicht zu übersehen, wobei Devon nicht die gleiche attraktive Ausstrahlung wie Michel hatte. Er war kleiner, und seine Figur war weniger athletisch. Dafür war er eleganter gekleidet, und sein braunes Haar war perfekt frisiert.
Michels sandfarbenes Haar war vom Wind zerzaust gewesen, erinnerte sich Shannon. Sie stellte sich vor, dass seine Frisur ebenso perfekt wirken würde, wenn er sein Haar sorgfältig kämmte. Shannons stiller Einschätzung nach war Michel der aufregendere von den beiden Brüdern.
Das Schloss übertraf all ihre Erwartungen, angefangen von der gewölbten riesigen Eingangshalle bis hin zu der marmornen Freitreppe und dem weiten glänzenden Boden.
Devon führte die Gäste über einen breiten Flur in den wunderschönen Empfangsraum, den kostbare Teppiche und Vorhänge aus edlem Damast schmückten. Die bis zum Boden reichenden Fenster gaben den Ausblick auf einen im französischen Stil angelegten Schlossgarten frei.
Wenige Minuten später erschien ein Butler mit einem weiteren Bediensteten und bot ihnen Tee und Sandwichs an.
„Wenn die Mornay-Brüder unter Geldmangel leiden, so zeigen sie es jedenfalls nicht“, flüsterte Marcie Shannon zu.
Prinz Devon war ein charmanter Gastgeber. Er unterhielt seine Gäste mit Anekdoten und einem Einblick in den königlichen Alltag. Plötzlich ertönte eine tiefe männliche Stimme vom Korridor her.
„Devon. Ich muss mit dir sprechen.“
Der Prinz eilte zur Tür. Zu spät, um seinen Bruder zu warnen. Shannon und die anderen konnten mit anhören, wie ein sehr verärgerter Prinz Michel sich beklagte.
„Du hast versprochen, dass mir diese Leute vom Fernsehen nicht im Weg sein werden. Soll ich dir sagen, was sie als Erstes …?“
„Komm herein, Michel“, unterbrach Devon seinen Bruder hastig. „Wir haben Gäste.“
Michel schaute George finster an, doch als er die Besucher sah, veränderte sich seine
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